NF - Goodbye
"Kommt Ramzi noch?", fragt Miran leise im Hintergrund. Ich zucke träge mit den Schultern. Mein Blick liegt auf der Tür, hinter der die Ärztin mit Ardan und seinen Eltern spricht. Was hat sie ihm erzählt? Was wird passieren? Das ist doch kein gutes Zeichen. Was ist mit dem Spenderherz? Was ist mit seinem Herz? Ich fühle mich so müde und so monoton. Meine Augen fühlen sich geschwollen an, obwohl es Tage gab, an denen ich stärker geweint habe. Was hat Ardan akzeptiert? Was wird jetzt gerade im Augenblick besprochen? Wie lange muss er im Krankenhaus bleiben? Wir müssen doch reden. Und mit Ramzi muss ich reden. Ich fühle ich aber gerade einfach so müde, ich bin schon verstummt. Ich könnte jetzt weinen, aber ich lasse die Trauer noch in mir. Wissen die anderen Bescheid? Wie viele wissen es jetzt aus der Stufe? Ich will mir keinen Druck machen. Kein Druck! Alles nur wegen Didem, diesem Miststück! "Ramzi geht gar nicht ans Handy. Was ist passiert?", fragt Yasmin mich. Ich schiele träge auf den Boden. Ich will nicht sprechen, der Tag hat mich ausgelaugt. Erst, als die Ärztin die Tür öffnet, habe ich endlich wieder das Gefühl, aktiv zu werden. Mein Herz schlägt wieder merklich. "Leider könnt ihr nicht mehr zu Ardan, da er jetzt zu einigen Untersuchungen muss und danach Ruhe braucht." Meine Schultern, die vor Aufregung angestiegen sind, sinken. Was für Untersuchungen? Ich will etwas ansetzen, aber es gelingt mir nicht. Die Tür ist nur einen Spalt weit geöffnet, doch jetzt wird die Tür geschlossen. Die Ärztin verabschiedet sich von uns, nachdem meine Freunde eingewilligt haben.Kommen seine Eltern nicht? "Komm, Cana", sagt Yasmin sanft, als sie nach meiner Hand greift. Mein Blick ist immer noch auf die Tür gerichtet. Da geht etwas vor sich, ich weiß es. Keiner öffnet die Tür, die Eltern bleiben noch. Was wird seine erste Untersuchung sein? Wieso braucht der Aufzug jetzt so lange? Oder kommt es mir nur so vor, weil ich einfach weg von hier will? Ich kann mir den nächsten Stress schon vorstellen, weil Ardan bestimmt schweigen wird und ich wütend werde. "Yasmin, ich komme zu dir", murmele ich. Dann werde ich mir wenigstens die Zeit nehmen und mit Ramzi reden, auch wenn ich mich nicht danach fühle. Eine Last muss weg. "Klar, komm." Ich spüre ihren mitfühlenden Blick auf mir, während meiner am Boden gefesselt ist. Ich will weinen, aber nicht hier. Vor niemandem. Ich will es alleine tun. Eigentlich will ich Yasmin fragen, ob sie denkt, dass Ramzi zu Hause ist, aber ich habe gerade keine Kraft und Lust dazu. Ich hoffe einfach, dass er zu Hause ist. Wenn nicht, dann ist er vielleicht beim Training, aber er wird mir nicht entkommen, weil ich einfach bei Yasmin übernachten werde. Ich muss es tun, es muss geklärt werden. Und morgen gehe ich dann hoffentlich zu Ardan ins Krankenhaus. Aber was ist, wenn er morgen bei den Untersuchungen ist, wenn ich das Krankenhaus betrete? Ich muss ihm schreiben, auch wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er nicht antworten wird.
Wie zu erwarten, ist Ramzi nicht zu Hause. Elyas ist es auch nicht und durch Neyla habe ich erfahren, dass die beiden ins Fitnessstudio gefahren sind. Mir war klar, dass Ramzi flüchten würde, aber das wird ihm nicht weiterhelfen. Wir müssen reden. Hoffentlich wird er nicht wieder eine leicht bissige Ader zeigen, wenn ich mit ihm reden will. Was mir ebenfalls Sorgen macht, ist die Beziehung zwischen ihm und Ardan. Er mag ihn doch so und Ardan mag Ramzi genauso sehr. "Cana, was ist passiert?", fragt Yasmin mich, als sie die Tür schließt. Wortlos lasse ich mich aufs Bett fallen. Ich will alles loswerden, aber ich habe keine Motivation zum Reden. "Wieso ist Ramzi plötzlich so enttäuscht gewesen und was war mit Didem?" In ihr machen sich Hoffnungen breit, weil sie mein Seufzen als einen Ansatz zum Reden versteht. "Ich kann nicht darüber reden, Yasmin. Das ist etwas, was nicht jeder weiß", murmele ich. "Ich habe kein Recht drauf, es dir zu erzählen." Auch wenn es mir einige Lasten abnehmen würde. "Ist es schlimm?" Wieder seufze ich. "Im Eigentlichen nicht, aber es wurde schlimm." Ich fahre mir abwesend über mein Bein, während ich noch Yasmins Blick auf mir spüre. "Hm ... und du willst mit Ramzi sprechen. Mir hat er nichts erzählt", murmelt sie am Ende grübelnd. Ich muss schmunzeln, weil sie über ihren imaginären Ziegenbart fährt.

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Herzensdieb
Storie d'amoreSpin-Off zu Akzeptanz. Sie hat ihre Mutter als Vorbild und will genau so eine rührende und bissige Liebesgeschichte, wie sie. Sie entspricht dem Ebenbild ihrer Mutter und eifert ihr gerne nach, auch wenn sie vom Charakter her weicher ist. Wie ihre M...