Kapitel 7

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Greyson Chance - Low

Wie es heute sein wird, weiß ich nicht. Ich habe mich fest dazu entschlossen, verschlossener gegenüber Ardan zu sein, weil ich nichts riskieren will. Irgendwie kommt mir mein Impuls lächerlich vor, aber ich will doch nur nicht in etwas Falsches geraten. Ich will auch mit niemanden darüber reden, auch wenn die Mädchen mich über die Nacht am Freitag aufgezogen haben. Ihre ganzen Namen für uns haben mich zwar schmunzeln lassen, aber ... ich weiß nicht. Wenn er wirklich eine Freundin haben sollte, dann wäre mir das echt peinlich. Ich kann es nicht erklären, es ist einfach so. Mama hatte Nachtschicht und müsste um 6:30 Uhr wieder nach Hause gekommen sein. Sie tut mir deshalb leid, weil sie so lange im Krankenhaus bleiben muss. Ich mache mich fertig und gehe in die Küche, wo Mama mir Brote gemacht hat. "Leg dich doch schlafen." Ich lege meine Arme um sie und genieße ihre Streicheleinheiten auf meinem Hinterkopf und Rücken. "Ach, das mache ich gleich. Ich kann euch doch nicht hungrig in die Schule schicken." Adam und Aiman kommen runter und auch Baba kommt angezogen in der Küche. "Leg dich hin, ich mache das." Baba will ihr die Teller aus der Hand nehmen, was sie verneint. Ich finde die Fürsorge echt süß. Ich nehme mein Brot und lächele bei den kleinen, heimlichen Liebkosungen von Baba. Da wird mir wieder warm ums Herz. Das will ich jetzt auch, aber dafür muss ich noch drei Jahre oder mehr warten.

Baba lässt mich an der Schule ab und wartet, bis ich aus seiner Sichtweite bin. Natürlich gucken wieder einige und vor allem Jungs, weil sie oftmals interessierter an Autos sind, als Mädchen. Man kann auch unauffälliger gucken. Auf dem Hof setze ich mich auf die Bank und begrüße Dilan und Yasmin. "Wo ist der liebe Junge, der mich beim Bowlen ermutigt hat? Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt", seufzt Yasmin theatralisch. Ich verdrehe meine Augen. "Guckt euch die an", sagt Dilan abwertend. Na toll, mit dem Rudel habe ich gleich Pädagogik. Didems schiefe Stimme am Morgen zu hören, ist nichts Schönes. Es strapaziert einfach nur die Nerven. In ihrer schwarzen Hose und ihren überdimensionalen Brüsten sieht ihre Statur echt komisch aus. Sie hat wenig Po und dementsprechend auch keine kurvigen Beine, im Gegensatz zu mir. Kann ich nicht auch oben mehr haben? Das ist doch unfair. Ich beachte sie nicht weiter und schaue zu Dilan, die entsetzt guckt. "Ich weiß nicht wieso, aber ich hasse Didem. Ihr Name hat schon etwas Rattenhaftiges an sich." Ich muss schmunzeln. "Flachland", lacht das Rudel. Ein verstohlener Blick liegt auf mir, weshalb sich meine Augen leicht weiten. "Die lästern über mich", murmele ich leicht verdutzt. Was wollen diese Miststücke von mir? Beide drehen sich zu dem Rudel. "Sollen die das doch einem ins Gesicht sagen. Ihr Arsch ist platter als ein Stück Papier", faucht Yasmin, die den Rudel auf Arabisch beleidigt. Ich will keinen Streit verursachen, das ist mir egal. Aber sind meine Brüste wirklich so klein? Ich vergesse es einfach.

Ardan gesellt sich zu uns und schüttelt jedem die Hand. Meine Laune ist gesunken. Wenn dieses Miststück denkt, dass sie mich als Mobbingopfer nutzen kann, dann hat sie sich geschnitten. "Ardan, was magst du mehr? Arsch oder Titten?", fragt Didem hämisch grinsend. Ardan dreht sich mit zusammengezogenen Augenbrauen um. "Mädchen, du hast weder das eine, noch das andere. Rede gar nicht!", faucht Yasmin. Didem zeigt spöttisch auf ihre Brüste. Ist ihr das nicht peinlich? Oh Gott. "Dein Push-up zählt nicht", prustet Dilan, die mit Yasmin loslacht und bei ihr einschlägt. Didem schaut eingebildet und verdreht ihre Augen, ehe sie sich umdreht. Ardan schaut mich fragend an, weshalb ich zur Seite sehe. "Hör nicht hin, Cana. Soll die etwas sagen, dann hole ich meine libanesischen Onkel", sagt Yasmin. "Hat sie etwas gegen dich gesagt?", fragt Ardan. Ich schüttele den Kopf. "Sie sucht nur Aufmerksamkeit und ich gebe ihr keine", meine ich ruhig und stehe auf. Heute will ich mit Mama darüber reden. Mann, das macht mich echt sensibel. Ich atme einfach tief durch und laufe hoch, als die Türen aufgeschlossen werden. Ich will mich nicht auf sie stürzen und ich will ihr auch keine Aufmerksamkeit schenken, deshalb ignoriere ich sie. Ich spiele an meinen Anhängern herum. Ich hätte sie auch einfach anschreien können, aber was hätte ich bitte sagen sollen? Ich spitze meine Lippen. Egal, was passiert ist, ist passiert. Ich muss mich nicht aus der Ruhe kriegen lassen deswegen. Sie ist irrelevant und verbittert.

HerzensdiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt