Shawn Mendes - It'll Be Okay
Es ist endlich Dienstag! Und es ist womöglich der längste Dienstag, den ich je hatte, denn der Unterricht wollte, abgesehen vom Biologieunterricht, einfach nicht enden! Alles hat sich so extrem in die Länge gezogen, dass ich am Ende gar nicht mehr wirklich am Ball bleiben konnte. Das musste ich aber auch nicht, da die Hausaufgabe meiner Mitschülerin in der letzten Stunde über 20 Seiten ging und ich mit meinen Freunden über iMessage Spiele gespielt habe. Ardan hat sich heute noch nicht fit genug gefühlt, weshalb er zu Hause geblieben ist. Demnach muss ich mich noch weiter gedulden, aber es dauert ja nicht mehr lange bis ich bei ihm sein darf. Mama und Aiman sind immer noch nicht zurück. Wann sie kommen, wissen sie selbst nicht, aber dadurch, dass Baba und Mama heute eine Konferenz haben, werden sie auch sicherlich ein wenig reden können. Ich habe gestern Schokobons und Waffelröllchen geholt, die wir gemeinsam essen können. Adam und Amir wissen Bescheid und decken mich, wenn gefragt wird. Was er wohl gerade macht? Er hat mir erzählt, dass seine Familie nach mir gefragt hat. Als auf eine zukünftige Hochzeit angespielt wurde, habe ich wie verrückt gekichert, ihn aber noch nicht zu seiner aktuellen Ansicht gefragt. Noch nicht, aber gleich, wenn ich an seiner Tür klopfe.
Mir bleibt die Luft weg, als ich ihn sehe. Mein Mund steht offen. Ardan wirkt extrem angeschlagen. Seine Haut ist blass, selbst seine sonst so schönen rosa Lippen. "Hallo, Mopsi." "Hi, alles gut?" Ich ziehe ihn besorgt in meine Arme. Am Nacken spüre ich seinen kalten Schweiß. "Ardan, setz dich!" Ihm geht es überhaupt nicht gut. Mein ganzer Körper schlägt Alarm. Ich streife mir die Schuhe ab, ziehe ihn hektisch an seiner Hand hinter mir her. Seine Mutter ist auch zu Hause. Wenigstens das beruhigt mich neben den Notfall-Knöpfen. "Hallo, Liebes. Lass dich drücken." Ardans Mutter kommt auf mich zu, doch selbst ihre liebevolle Umarmung kann mich nicht ganz besänftigen. "Hallo", murmele ich steif. Mein Blick gleitet immer wieder zu Ardan. Sein sanftes Lächeln ist wunderbar, aber in Kombination mit seinen glasigen Augen bringt es mich fast zum Weinen. "Alles gut? Wie war die Schule?" Die Mutter fährt mir sachte über mein Haar. Ich kann meinen Blick nur schwer von ihm nehmen. "Ganz okay. Ohne Ardan ist es schwer auszuhalten, aber nach dem Abitur können wir ja weitersehen." Da werde ich ihn nicht mehr aus den Augen lassen. Die Mutter lächelt. Wie kann sie so ruhig bei seinem Zustand bleiben? "Liebes, alles ist gut. Geht hoch. Das Essen dauert noch ein wenig. Mach dir keine Sorgen." Wie soll ich mir keine Sorgen machen, wenn Ardans Haut kalt ist?
"Komm, Mopsi." Es ist doch paradox, wie normal sie sich verhalten. Es ist sogar ein Transportsystem an der Treppe installiert worden, womit eigentlich bewegungseingeschränkte Personen die Treppen hinauftransportiert werden! "Willst du mal fahren? Du magst Treppensteigen doch nicht." Ich verneine es. Mir wird übel beim Anblick. Ich könnte wirklich hier und jetzt weinen, verkneife es mir jedoch. "Sollen wir im Wohnzimmer bleiben?" "Nein, komm. Du wolltest mir doch noch etwas erzählen." Er hält mir die Hand hin, setz seinen Fuß auf die erste Treppenstufe. "Was versuchst du da?" Ich drücke ihn wortlos auf den Sitz. Spinnt er, dass er sich mit Treppensteigen belasten will? Wenn es ihm unangenehm ist, dann schaue ich nicht hin. Ihm zuliebe tue ich alles. Ich lege meine Sachen oben ab, warte, bis auch er zu mir kommt und schlage seine Bettdecke auf. "Wieso hast du nicht gesagt, dass es dir schlecht geht?" "Sehe ich so scheußlich aus, Mopsi?" Bin ich zu sensibel oder Ardan zu abgestumpft, dass er das ganze so gelassen sieht? Ich schüttele fassungslos den Kopf. "Wenn du nicht so aussehen würdest, wie du aussiehst, würde ich dich verprügeln." Er grinst und beugt sich zu meinem Scheitel runter, um mir einen Kuss zu geben. "Ich mag es eigentlich wild. Du bist doch mein kleiner Tiger mit deinen schönen Dehnungsstreifen." Er scheint mich überhaupt nicht ernst nehmen zu wollen, auch wenn er mich mit Liebe überschüttet. "Ardan", seufze ich gegen seinen Bauch.
"Mopsi, beruhige dich bitte. Alles ist gut. Ich bin nur angeschlagen." Seine Hand fährt über mein Haar. Ich umarme ihn sofort, als er sich zu mir setzt. "Ist wirklich alles gut?" "Ist es. Wirklich. Es ist nichts, was ich nicht kenne. Wollen wir nicht lieber ein wenig für Mathe lernen?" Ich weiß nicht, was gerade grauenhafter ist. "Nein", murmele ich wehleidig. Auf Mathe habe ich überhaupt keine Luft. Ich will viel lieber seinen sanften Duft einatmen. Er hat geduscht. "Doch, Mopsi. Mathe ist wunderbar und dein Thema ist extrem einfach." Ich ziehe entgeistert meinen Kopf zurück. "Du bist ein Psychopath." Er schmunzelt. "Für meine Vorliebe?" Ich nicke. Ich kenne wirklich niemanden, für den Mathematik etwas so Simples und Angenehmes ist. Das ist doch nicht mehr normal. "Dann solltest du fliehen, wenn du meine anderen Vorlieben kennenlernst." Seine Lider senken sich auf meine Lippen. Oh ... seine dominante Ader. Ich erschaudere bei seiner Hand, die mir durch meine Haarlängen fährt. "Ich mag dein Haar. Vor allem, wenn es so schön lockig ist. Wir können ja das Volumen ermitteln, wenn du magst." "Wenn du noch einmal über Mathe redest!" Ich will mich wirklich bemühen, ernstzubleiben, aber sein Schmunzeln und seine dumme Aussage lassen mich prusten. "Wollen wir nicht den Tag genießen? Mach dir bitte keinen Kopf. Ich kann mich in dieser Situation gut einschätzen. Komm, zeig mir deine Hausaufgaben und was Frau Radski in die Klausur nehmen will." Weil ich so widerwillig bin, nimmt er sich die Sachen aus meinem Rucksack raus. Hoffentlich belastet ihn das nicht.

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Herzensdieb
RomanceSpin-Off zu Akzeptanz. Sie hat ihre Mutter als Vorbild und will genau so eine rührende und bissige Liebesgeschichte, wie sie. Sie entspricht dem Ebenbild ihrer Mutter und eifert ihr gerne nach, auch wenn sie vom Charakter her weicher ist. Wie ihre M...