Kapitel 11

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Lauv - The Other

Zwei Dinge gefallen mir nicht: Der November und die Klausurphase. Es ist super kalt, die Dunkelheit tritt nur wenig später nach Schulschluss ein und ich bin lustlos. Chemie, Geschichte und Spanisch haben wir schon durch. Heute wird für Biologie gelernt. Das wird mehr als nur einfach, weil man nur die Zellorganellen und ihre Funktionen auswendig lernen muss. Didem hat mich auch in Ruhe gelassen. Probleme gibt es bei mir bisher keine. Ich verstehe mich mit allen aus der Stufe eigentlich sehr gut. Den Geschichtsunterricht verlasse ich und laufe mit meinen Freunden auf den Parkplatz. "Wir sehen uns später", verabschiedet Dilan sich von mir, ehe sie mit Miran ins Auto steigt. Ich setze mich auf den großen Stein und schiele zu Ardan. Ich würde gerne öfter mit ihm reden, aber ich bin ein wenig zurückhaltend. Wir werden bei mir lernen. Ob wir in meinem Zimmer oder Wohnzimmer lernen, weiß ich nicht. Ich hätte gerne im Gewächshaus gelernt, aber es ist zu kalt, um dort gemütlich zu lernen. Mama und Baba sind zwar nicht zu Hause, aber ich habe leichtes Muffensausen, dass einer der beiden doch früher kommt und Ardan sieht. Heute hat er ein schwarzes Leinenshirt an, dessen Ärmel er ein wenig hochgekrempelt hat. Gott, es sah so schön aus. Sein braunes Lederarmband hat so schön mit seinen leicht hervorstehenden Venen harmoniert und ich konnte meine Blicke nicht von seinen Armen nehmen. "Holt dich deine Mama ab?", frage ich ihn und durchbreche damit die Stille. Er hebt seinen Blick an und wirkt leicht überrascht. Seine grünen Augen funkeln schön.

"Cana, komm", sagt Aiman, der dann zu Ardan schaut. "Sollen wir dich auch mitnehmen?" Ardan stottert kurz und zuckt dann mit seinen Schultern. "Wenn es keine Umstände macht." Er lächelt so niedlich. Adam kommt auch, und zu viert steigen wir in den Wagen, wobei Aiman wieder neben mir sitzt. Wieso nervt mich das? "Du kommst heute auch zum Lernen vorbei?", fragt Adam Ardan. "Ja." "Dann kannst du ja direkt zu uns", meint Adam. Heute wird Ardan das erste Mal bei mir sein. "Ich muss aber noch meine Notizen holen." "Aber wir hatten doch heute Bio?", hake ich nach. "Ja, aber ich habe die Notizen nicht dabeigehabt, sondern nur einen Block." Ich nicke. Wäre er eigentlich mit dem Bus gefahren oder hätte ihn seine Mutter oder sein Vater abgeholt? Bestimmt hätte ihn jemand abgeholt, oder? Hat er ihr oder ihm Bescheid gegeben? Ich will nicht fragen, weil es mir komisch vorkommt, aber wissen würde ich es gerne. "Ihr habt bei Boverbeck Bio?" Wir bestätigen es Aiman. "Der ist eigentlich gut. Man kann ihn aber schnell ablenken." Ja, das habe ich bemerkt. Hat jemand eine Frage gestellt, sind wir sofort vom Unterricht abgekommen. Aber er ist niedlich, finde ich. "Ja, wir überlegen uns deshalb immer Fragen, bevor der Unterricht bei ihm beginnt", erzählt Ardan. Er ist kein Fan von der Biologie, obwohl es so einfach ist. Diese Mathe-Fans sind auch echt komisch. Wir kommen bei uns an, wobei ich schon mal ins Haus trete. Von Ardan habe ich mich nicht verabschiedet, weil ich mich komisch vor meinen Brüdern gefühlt habe. Ich will in meinem Zimmer lernen, es ist groß genug, aber im Wohnzimmer ist mehr Sitzfläche. Dann wird es halt das Wohnzimmer.

'Dürfte ich dir eine Frage stellen?', schreibt mir Ardan. Ich entsperre neugierig mein Handy.

'Ja, was ist los?'

'Werden wir bei dir essen?'

'Ja. Das Essen steht schon bereit.' Wieso fragt er?

'Und was genau gibt es?' Seine Fragen verdutzen mich irgendwie.

'Das soll nicht falsch rüberkommen, aber ich muss es wissen.' Ich stehe auf und schaue in den Topf.

'Iprax. Ich weiß nicht, wie ihr es nennt.'

'Schon gut, ich weiß, was du meinst.'

'Wieso?', frage ich.

'Ich hatte eine starke Infektion, weshalb ich auf meine Ernährung achten musste und jetzt habe ich immer noch ein wenig Angst.' Ouh.

HerzensdiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt