Kapitel 71

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Emily Vaughn ft. Lostboycrow - Say The Word

Der Tag steht an. Später geht es ins Restaurant, aber dafür muss Ardan erstmal gehen. Er schaut mich schon die ganze Zeit undefinierbar an, da er sich anscheinend nicht mit der Information zufriedengeben kann, dass wir im Restaurant darüber reden werden und dass er schon früher nach Hause soll, damit nichts auffällt. Yasmin weiß ebenfalls Bescheid, aber den Grund, weshalb wir reden müssen, habe ich ihr nicht genannt. Ich bin echt aufgeregt. Hoffentlich verliere ich den Mut zum Sprechen nicht. Ich weiß gar nicht, was ich heute anziehen soll. Sollte ich zu meinen Röcken greifen? Ja, ich tue es einfach. Nach dem Frühstück dusche ich, wobei ich nicht mitbekomme, dass Ardan schon gegangen ist. Hoffentlich macht er sich nicht allzu viele Gedanken. Ich rasiere mich aufmerksam und lasse mein Apfel-Shampoo heute extra lange einwirken. Soll ich Parfüm auftragen? Er mag meinen natürlichen Duft doch so gerne. Aber ich glaube nicht, dass er etwas gegen den Duft von Crescent Bay hat. Das ist mein liebster Duft. Und soll ich auf Schminke zurückgreifen? Vielleicht etwas Lippenstift? Wenn ich mir Highlighter auftrage, dann werde ich es mir über das ganze Gesicht verschmieren, weil ich mir unbewusst ins Gesicht fasse. Ich verlasse das Bad mit noch nassen Haaren, aber angezogen und stelle mich vor Yasmins großen Spiegel. Ich trage die Mascara nur oben auf und tusche einmal ganz leicht die unteren Wimpern, ehe ich mir die große Auswahl an Lippenstiften von Yasmin anschaue. Rot oder ein etwas dunkles Pink? Ich nehme das Pink.

Heute ist das Wetter echt schön. Es ist so schön, dass ich zum Restaurant laufen will, auch wenn es etwas länger dauert. Ich warte in einer Ecke auf Ardan, der gerade kommt, mich aber nicht sieht. Von hinten schleiche ich mich an und umschlinge ihn. Dabei spüre ich, wie er zusammenzuckt. "Du hast mich erschreckt, Mopsi." Lächelnd dreht er sich zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Sein Blick fällt auf meine Lippen. "Das ist ein schöner Lippenstift." Er tippt mir auf die Unterlippe. "Dankeschön. Falls er beim Essen abgeht, muss ich ihn mir neu auftragen." Ich zeige auf meine kleine Tasche, die eigentlich Yasmin gehört. Ardan streichelt zärtlich meine Wange. Kurz verschwimmt alles um mich herum, aber dann realisiere ich, dass wir uns in der Öffentlichkeit befinden und ziehe mich abrupt zurück. "Ich laufe vor und du bleibst in einem gewissen Abstand hinter mir, okay?" Er zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen, nickt aber dann. Die Sonne wärmt mich heute perfekt. Es ist nicht zu heiß und es ist nicht zu grell. Ich kann also munter mein Gesicht zum Himmel heben und mit geschlossenen Augen die Wärme genießen, die sich um mich legt. Schauen mich die Leute an, weil ich einfach so lächele? Vielleicht schauen sie mich gar nicht an und ich bilde es mir nur ein, weil ich sie nur im Augenwinkel sehe. Wie soll ich dann gleich beginnen? Ich sollte mir vielleicht einen Einleitungssatz einfallen lassen. Hätte ich mal meine Ohrhörer mitgenommen, damit ich den Sommer mit sommerlicher Musik noch besser fühlen kann.

Ich laufe und laufe und habe immer das Gefühl, dass ich angeschaut werde, aber wenn ich gucke, dann schaut mich niemand an. Werde ich beobachtet? Ist hier jemand, der mich kennt? Ich hoffe nicht. Es ging schneller, als ich dachte, als ich in das Restaurant trete. Ich höre schon Mickaels Stimme, die auf Portugiesisch singt. "Cana!" Er eilt zu mir, um mich zu umarmen. "Alles gut? Bist du alleine hier?" Ich verneine es. "Aber mir geht es gut und dir?" "Auch gut. Ah, ich sehe schon, mit wem du hier bist." Er lächelt. Verlegen senke ich den Blick. "Sag meinen Eltern bitte nichts", murmele ich. "Ich schweige. Ich weiß, wer du bist. Du brauchst mir deinen Ausweis nicht zu zeigen", sagt er dann an Ardan gewandt, bevor er uns zu einem freien Platz bringt. Ich bestelle mir frittiertes Hähnchen mit Animal Style Fries, während Ardan sich für einen kleinen Teller mit Garnelen, Krabben und Maiskolben entscheidet. "Willst du keinen Backfisch?" Er verneint es. "Okay, aber die Soße für die Garnelen und Krabben wirst du lieben. Ich durfte mitwirken, als Baba daran getüftelt hat", erzähle ich ihm. Mickael verabschiedet sich von uns, woraufhin ein Kellner mit Wasser kommt, in dem Zitronenscheiben schwimmen. "Ist das eine neue Anordnung?", frage ich die Kellnerin, die es bestätigt. Anscheinend erteilt Baba den Mitarbeitern befehle, selbst wenn er außerhalb des Landes ist. Ardan spielt an der Serviette herum und schaut die ganze Zeit zwischen der Serviette und mir hin und her. Er wirkt beunruhigt, weil er nicht weiß, weshalb ich reden möchte.

HerzensdiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt