Elina - Here With Me
Die Ferien kommen immer näher und auch der Sommer. Ich freue mich schon, meine neuen Anziehsachen anzuziehen, nur weiß ich nicht, ob ich mich mit den Röcken in die Schule traue. Vielleicht außerhalb der Schule. Gerade ziehe ich die verschiedensten Kombinationen an und bin der Meinung, dass der blaue Jeansrock gut auf mein weißes Oberteil mit den Kirschen passt. Der schwarze Rock passt auf das schwarze Oberteil mit den kleinen Sonnenblumen. Ist es eigentlich schlimm, dass man sich hübsch für jemanden machen will? Eigentlich nicht, aber irgendwie kommt es mir wie eine Veränderung vor oder ein leichter Zwang. Ardan findet mich sogar in meiner Periodenkleidung wunderschön, da brauche ich mich eigentlich nicht so herauszuputzen. Anfangs habe ich mich auch dagegen entschieden, aber jetzt geht das irgendwie nicht mehr. Vielleicht ist das nur eine Phase. "Cana?", ruft meine Mutter mich. Ich laufe die Treppen hinunter und habe nicht damit gerechnet, dass Baba hier ist. Er war doch gerade eben aus dem Haus. Seine Augen weiten sich. Oje, ich fühle mich unwohl und kreuze meine Beine. "Das ist viel zu kurz!" Mama schlägt ihn. "Shana, du weißt selber, dass das zu kurz ist", schimpft er sie leicht an. Sie seufzt nur. "Ich weiß, aber ..." Sie zuckt mit ihren Schultern. Baba zieht streng die Augenbrauen zusammen. "Cana, das geht nicht. Das ist viel zu freizügig." "Wieso?" "Keine Widerrede." "Can", setzt Mama an. Ich setze mich zu ihr und verstecke mich hinter ihrem Rücken. "Ihre ganzen Beine sind frei." "Sie trägt eine hautfarbene Strumpfhose, dann hat es sich auch." Aufmunternd fährt sie mir über mein Bein. Hätte ich gewusst, dass er hier ist, dann hätte ich mir etwas anderes angezogen.
Jetzt ist mir die Lust auf die Kleidung und das neu Kombinieren vor meinem Spiegel vergangen. "Can, du stinkst. Geh duschen." Ich schaue leicht vor und sehe, wie Baba an sich riecht. "So schlimm?" "Sehr, mein Gesicht ätzt gleich weg." Murrend steht er auf und holt sich neue Sachen, ehe er ins Bad geht. "Zieh dich am besten um, bevor deine Brüder auch noch meckern." Sie tätschelt lächelnd meinen Kopf. Ich tue, was sie mir empfohlen hat und komme in Jogginghose und T-Shirt wieder runter. "Das Essen ist gleich fertig." Gut, ich wollte nämlich gerade fragen, wie lange es noch dauert. Meine Brüder kommen nach unten. Ich drücke mich stärker an Mama. "Uh, rieche ich Hähnchen?", säuselt Adam, der sich auf Mamas Schoß niederlässt. "Du hast an Muskelmasse gewonnen. Das steht dir." Mama pikst ihm lächelnd in die Brust. "Ja, die Frauen im Fitnessstudio fahren voll auf mich ab, aber ich sage immer, dass ich keine Beziehung mit ihnen führen will. Schule geht vor und Mama weiß alles." Außerdem hast du Dilan. Lachend drückt sie Adam an sich. "Was hattest du gerade überhaupt an?", fragt Aiman streng. Wie? Ich dachte, keiner hätte mich gesehen. "Was interessiert dich das?", fauche ich. "Hey, hört auf damit." "Was soll das eigentlich?", ruft er nun in Mamas Richtung, die sichtlich schockiert ist. "Du erlaubst ihr alles. Du verwöhnst sie regelrecht und Baba ist da kein Stück besser! Wir müssen warten und gute Noten ins Haus bringen, damit wir das bekommen, was wir uns wünschen und sie kriegt alles, was sie will, nur weil sie traurig ist?!" Mamas Mund öffnet sich schockiert. Ich drücke mich fester an sie.
"Ey, schrei nicht so", meint Amir nun, der Aiman beruhigend an seinen Schultern festhält. Dieser befreit sich aber sofort. "Nein, ich habe keinen Bock auf diesen Scheiß! Wir dürfen dies nicht, wir dürfen das nicht, aber kaum will die kleine Tochter etwas, dann muss die Welt stillstehen!" Adam geht von Mamas Schoß runter. Sie ist immer noch ruhig. "Aiman", ermahnt Amir ihn. "Was ist hier los?" Baba kommt mit nassen Haaren aus dem Bad und zieht sich sein T-Shirt an. "Ihr! Ihr verwöhnt eure Tochter und wir müssen büßen, weil wir sie etwas erziehen wollen!" "Das stimmt nicht", sagt Mama dann in einem strengen Ton. In meinem Hals bildet sich ein leichter Klos. Wieso sagt Aiman denn nicht meinen Namen? Das sagt er, weil er mich verspottet. Ich blinzele gegen meine Tränen an. "Natürlich stimmt das!", ruft er. "Schrei deine Mutter nicht an!", zischt Baba. "Wieso behandelt ihr uns nicht gleich?" "Das tun wir, Aiman. Hör auf damit." Mama drückt mich an sich. Ich weiß, dass sie sich verletzt fühlt. Ihre Augen sind glasig. "Das tut ihr nicht!", zischt er Mama an. "Sie muss das Beste haben, sie kriegt ohne Diskussion den Führerschein bezahlt, sie darf auch sicherlich eine Beziehung führen, während wir wie Höhlenmenschen leben!" Ich halte inne. Baba wirkt sehr wütend, er wirkt total verspannt. Mama senkt nur seufzend den Blick. "Bei Cana war genau dieselbe Diskussion um den Führerschein. Die Reglung gilt für alle und ihr lebt in Luxus und das wisst ihr", sagt sie ruhig. "Nur weil ihr nicht alles sofort kriegt, heißt es nicht, dass ihr benachteiligt seid. Ich werde euch alle nicht, auch wirklich gar nicht mit Geschenken verwöhnen, ihr müsst alle dafür etwas tun, mein Sohn." Aiman schaut sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Die Stille ist erdrückend.

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Herzensdieb
RomanceSpin-Off zu Akzeptanz. Sie hat ihre Mutter als Vorbild und will genau so eine rührende und bissige Liebesgeschichte, wie sie. Sie entspricht dem Ebenbild ihrer Mutter und eifert ihr gerne nach, auch wenn sie vom Charakter her weicher ist. Wie ihre M...