Macy Kate - Stay
Wir stehen auf dem Hof, wir fahren gleich los. Meine Ferien wurden mir vergrault und meine Mutter hatte echte Bedenken, was diese Herzstiche angehen. Na ja, wenn nicht, dann nicht - Ardan. Ich will ihn gar nicht sehen, aber ich werde ihn sehen oder zumindest hören. Hören werde ich ihn, weil er in meiner Nähe sitzen wird. Yasmin und die anderen versuchen schon öfter bei mir zu bohren, aber ich lehne ab. Ein Stolzbruch, so nenne ich das. Das ist erniedrigend, aber das Gefühl müsste ja schon lange willkommen sein. Akzeptanz. Er hat etwas mit der Akzeptanz, aber mich lässt er außen vor, was sein Geheimnis angeht - wie ich es bei meinen Freundinnen mache. Aber was soll ich machen? Es kommt mir nicht über die Lippen, etwas in mir will einfach nicht. Wenn es nicht rauskommt, dann bin ich noch nicht bereit für das Beichten, Punkt. "Meine Kleine ist gleich weg", nuschelt meine Mutter, als sei ich immer noch fünf. Baba wirkt nicht so begeistert, aber er lässt es sich nur halb ansehen. "Dann trinkt sie dort und ist alleine mit Jungs und-," "Ihr Vater sticht die Reifen des Busses ab", unterbricht Baba sie im Singsang. Ich pruste. Mama drückt mich an sich. "Hach, ich fühle mich einfach wieder wie in der elften Klasse, wenn ich sehe, dass sie wegfährt. Weißt du noch, Can? Unsere Busfahrt." Er schmunzelt, schüttelt den Kopf. "Du und deine Sprüche." "Du und deine Taten." "Eine Tat hast du perfekt ausgeübt." Mama schnappt erschrocken nach Luft. "Aus!" Seinen imaginären Reißverschluss am Mund schließt er.
Ich schaue mich um, viele sind schon da, aber noch nicht alle. Mama hat schon vorgestern die Route von zu Hause bis hierhin geplant, damit ich die Fahrt auch ja nicht verpasse. Sie hat uns echt angemeckert, weil wir zwei Minuten zu spät aus dem Haus gegangen sind. Wären meine Freunde schon hier, dann hätte ich wenigstens Unterhaltung - wenn ich überhaupt Redebedarf habe. Seit dem letzten Besuch bei Ardan zu Hause, habe ich nur zu Hause gehockt und Trübsal geblasen. Mal habe ich geweint und mal habe ich Wutanfälle bekommen. Meine Ferien waren zusammengefasst nicht wirklich prickelnd. Ich verstehe ihn einfach nicht. Erst sucht er nach Berührungen und dann weicht er zurück. Hat ihm irgendjemand das Herz gebrochen und er reagiert deshalb so empfindlich? Das würde dann auch die fehlende Akzeptanz erklären. Vielleicht hat er auch nur gelogen, was diese Michelle angeht. Vielleicht ist sie die Herzensdiebin. Dieses Miststück, wegen ihr leide ich. Und wie es ihm wohl ging? Nach der Sache mit Michelle und nach meinem Abgang? War er auch wie ich in einer Phase der Trauer? Sicherlich, er wollte doch nicht, dass ich gehe. Aber wieso hat er sich zurückgezogen? Ich kann es mir nicht so ganz erklären. Es hat irgendetwas mit fehlender Akzeptanz zu tun. Aber was es ist, weiß nur er und Gott. Ob er wohl gläubig ist? Wirklich fromm wirkt er ja nicht, aber das tue ich ja auch nicht. Wann er wohl kommt? Ach, das kann mir ja egal sein. Das kleine Etwas zwischen ihm und mir ist erloschen. Ich schaue vom Boden - auf den ich unbewusst gestarrt habe - durch die Gegend. Und schlucke.
Ardan. Da steht er. Hübsch, wie immer und müde. Na ja, es ist auch 07:25 Uhr. Seine Haare wirken nicht wie immer frisiert, aber sie sehen trotzdem wie sonst auch aus: schön. Man will durch sie durchgreifen, wuscheln und an den Längen ziehen. Als ich an Körperkontakt denke, zieht sich meine Brust zusammen. Es war nur eine Illusion, ich sollte aufhören. Er schaut mich ja nicht einmal an. Bevor ich noch zu emotional werde, wende ich den Blick ab, als Mama auf die Mutter zuläuft. Sie hat sich so gefreut, als ich bei ihnen zu Hause war. Dass meine Mutter jetzt zu ihr geht, bereitet mir Schuldgefühle. "Hey, was ist los?" Baba hebt mein Gesicht an. Ich zucke mit meinen Schultern und schlinge meine Arme um ihn. "Wer hat meiner kleinen Prinzessin wehgetan?" Sein Kosename lässt mich schmunzeln. Mopsi. Kaum vernehmbar seufze ich. Ich werde ihn nicht los. Ob ich ihn nicht loswerden will oder kann, weiß ich nicht. Vorsichtig schiele ich zu meiner Mutter, die sich prächtig mit der Mutter versteht. Wo wohl der Vater ist? "Brauchst du noch mehr Geld?" Ich schaue zu Baba hoch und verneine es. "Sicher?" "Ich habe schon zu viel Geld bekommen." Unzufrieden zucken seine Mundwinkel. "Vielleicht noch ein Fünfziger?" Ich lehne ab. "Ein Hunderter?" Schmunzelnd schüttele ich den Kopf. "Zwanzig?" "Nein, Baba." "Das Doppelte?" "Ich glaube nicht, dass ich überhaupt etwas von den zweihundert Euro ausgeben werde." Er wirkt nicht sehr zufrieden. Ich brauche mehr von solchen Problemen; dass mein Vater mir mehr Geld geben will, statt die ganze Zeit an Ardan und die Illusion zu denken.
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Herzensdieb
Lãng mạnSpin-Off zu Akzeptanz. Sie hat ihre Mutter als Vorbild und will genau so eine rührende und bissige Liebesgeschichte, wie sie. Sie entspricht dem Ebenbild ihrer Mutter und eifert ihr gerne nach, auch wenn sie vom Charakter her weicher ist. Wie ihre M...