Kapitel 36

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Callum James - You

Wir waren lange im Wintergarten, haben Brettspiele gespielt und hocken nun in unseren Zimmern. Ich will nicht bis morgen warten, bis ich Ardan wiedersehen kann. Ist er schon am Schlafen? Das könnte ich verstehen, so erschöpft, wie er heute war. Er hatte Nasenbluten ... bin ich komisch, weil ich finde, dass er verdammt gut aussieht, wenn er blutet? Ich hoffe einfach nur, dass Ardan nie wieder dieses Problem haben wird. Ich will ihn fragen, aber es könnte ihm unangenehm sein, weil er nicht gerne über seine Krankheit spricht. Aber ich möchte so gerne mehr über ihn wissen. Ist das normal, dass er Nasenbluten kriegt? Ich will nichts googlen, weil am Ende etwas komplett anderes rauskommen könnte. Mama darf mir nichts sagen, also muss ich auf Ardan hoffen - wenn er nicht schläft. Er sah noch recht aktiv aus. Hoffentlich schläft er nicht, ich will ihn noch einmal sehen, ganz in Ruhe, ungestört und freier. Noch höre ich sehr, sehr gedämpft Stimmen aus dem Nebenzimmer. Gerade wünsche ich mir, dass die Wände nicht so dick wären. Redet Ardan oder hört er nur zu? Ich könnte mich auch einfach ablenken lassen, von den Mädels, die über irgendetwas reden, aber das spricht mich überhaupt nicht an. Ach, ich schreibe ihm einfach.

'Bist du noch wach?' Ich schaue auf die beiden Haken, die sich noch nicht verfärbt haben. Aber jetzt!

'Ja, das bleibt auch so.' Ich ziehe stutzig die Augenbrauen zusammen.

"Cana." Ich sperre sofort mein Handy und schaue zu den grinsenden Mädchen. "Was?", murmele ich. "Das ist sehr unhöflich, dass du uns nicht zuhörst", schmunzelt Yasmin. "War es denn wichtig? Ich dachte, es geht um diesen komischen Typen auf Instagram, von dem jede schwärmt." "Er ist so süß", säuft Amal. "Der ist total hässlich", gebe ich schroff von mir. Erst hängt sie an Ardan und jetzt schwärmt sie von diesem hässlichen Typen, der Ardan niemals das Wasser reichen könnte? "Hallo?" Sie ist ganz empört. "Der Typ kann nicht einmal gescheit Deutsch. Wenn er versucht zu rappen, dann soll er in ein Wörterbuch schauen, damit auch er weiß, dass es illoyal und nicht unloyal heißt. Und seine Augenbrauen sind definierter als meine, er sieht gruselig aus." Ich erschaudere vor Aversion. "Du hast ja Ardan", grinst Dilan. Ich verdrehe meine Augen. Alle drei fangen an zu lachen. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, verdränge die leichte Hitze am Rücken. "Was?" "Sei ehrlich, warst du heute eifersüchtig?" Ich weiß nicht wieso mich Yasmins Frage so übertrieben reizbar macht. "Ich hatte andere Sorgen, als eifersüchtig zu sein", antworte ich brüsk. "Aber im Diner warst du etwas angepisst", meint Dilan. "Ich wusste gar nicht, dass ihr Seelenklempner seid", zische ich sarkastisch. "Komm, wir lösen das Ganze mal auf", meint Yasmin wieder. Ich verdrehe halb meine Augen und spiele an seinem Lederarmband herum, welches ich nicht wie mein Bettelarmband ausziehe, denn beim Schlafen stört es mich nicht.

"Wir wollten dich ein wenig eifersüchtig machen und dann haben wir uns überlegt, dass Amal ein wenig mit Ardan ist", erzählt Yasmin, was mich total wütend macht. "Seid ihr komplett gestört?", rufe ich wütend, setze mich auf meine Knie, damit ich größer wirke. "Sh, nicht so laut", meint Dilan. "Ich bin so laut, wie ich bin! Habt ihr sie noch alle? Was fällt euch ein?!" Das ist total lächerlich. "Cana, beruhig dich doch. Das war nur ein Witz", meint Yasmin überrascht. "Ein Witz? Ihr spielt mit seinen Gefühlen, ihr Idioten!" Was ist, wenn Ardan das anders aufgenommen hat? Was ist, wenn er Hoffnungen hatte? Er hat sich bestimmt wohl gefühlt, als Amal ihm Zuneigung geschenkt hat und jetzt finde ich heraus, dass es nur gespielt ist. Das macht mich übertrieben wütend. "Er ist neu in unserem Freundeskreis und scheu und ihr habt überhaupt nichts Besseres zu tun, als ihm gespielte Aufmerksamkeit zu geben?" Schuldbewusst schauen sie überall hin, nur nicht in meine Augen. Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen und finde es überhaupt nicht witzig, weil ich weiß, dass da etwas ist, was Ardan bedrückt. Auch wenn sie es nicht wissen, sollte ihnen klar sein, dass das immer falsch aufgenommen werden kann. Ich bin nur wegen Ardan sauer, nicht wegen mir. Wenn Ardan das erfahren würde, würde er sich verletzt fühlen und dann wäre da sicherlich wieder die fehlende Akzeptanz. Ich seufze genervt und lasse mich auf mein Bett fallen. "Das wollten wir doch gar nicht", murmelt Amal. Ich verdrehe meine Augen. "Macht es einfach nie wieder. Seid ihm gegenüber aufmerksam, schließt ihn mehr zu uns. Das hat er mehr als nur verdient." "Gibt es einen Grund, warum du darauf bestehst?", fragt Dilan. "Er ist unser Freund, sollen wir ihn ausschließen oder was?" Alle drei schütteln den Kopf.

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