Shawn Mendes - Running Low
Der Sonnenuntergang beginnt schon, der Himmel leuchtet in Lila- und Pinktönen, wobei die Sonne stark in Orange leuchtet. Was ein wunderschöner Anblick das doch ist. Ich bekomme nur vage mit, wie Ardan meine Haare und Arme mit einem Handtuch abtrocknet. Mich lenkt der Sonnenuntergang zu sehr ab. Ich wünschte, dass Sonnenuntergänge länger sichtbar wären, über mehrere Stunden, das wäre doch wunderbar. Was mich aber wirklich ablenkt, sind seine warmen Küsse auf meinen Schlüsselbeinen. Mein Kopf dreht sich seufzend zu ihm. Es kribbelt und zieht im Körper, mein Körper bereitet sich schon auf das Darauffolgende vor. Es bewegen sich seine Lippen weiter zu meinem Hals. Dort, wo er sich besonders Zeit lässt, ist genau unter meinem Ohr. Ich summe, atme tief durch, weil ich durch seine Lippen das Atme vernachlässige. Ich lasse mich von ihm auf die Decke drücken und bewege meine Hände über seine Schultern und seine Brust. Ich kann hier frei sein, weil hier niemand außer uns beiden ist. Mama kommt mir wieder in den Sinn, doch ich verdränge sie. Sie würde mich verabscheuen, wenn sie sehen würde, was ich mache. Würde sie mich hassen? Wäre ich in ihren Augen schlampig? Ich ziehe mich doch extra so für Ardan an, das würde sie verabscheuen. Ich fühle mich so schlecht. Ist das gerade das Richtige? Würde Mama mir jemals verzeihen? Für einen Moment denke ich, dass Ardans Lippen mich wieder ins Hier und Jetzt bringen, aber das gelingt ihm nur wenige Sekunden. Was würden meine Brüder sagen? Und was ist mit Baba? Ich bin doch seine einzige Tochter, die er über alles liebt. Mir steigen die Tränen auf, was mache ich hier eigentlich?
Ardans wandert immer weiter hoch, bis seine Lippen meine finden. Ich hoffe, er bemerkt nichts, denn ich versuche mir beim Küssen nichts an Trägheit oder sonstigem zu lassen. Ich war doch noch so glücklich, wieso schmeiße ich mich in Trauer und Schuldgefühle? Ich habe es bis jetzt so gut verdrängen können. Mama würde mich mit anderen Augen sehen, sie wäre so enttäuscht. Wie soll ich mich dann zu Hause noch wohlfühlen? Ich will nach Hause, ich kann das gerade nicht mehr. "Ardan", nuschele ich. Er reagiert nicht. Seine Hände wandern über meine Seiten. Mit einem sanften Wegschieben versuche ich es, aber er bemerkt nichts. Ich will nach Hause! "Ardan, hör bitte auf", wimmere ich. Meine Schuldgefühle sind gerade zu stark, ich muss weinen. Mein Körper spürt gerade nichts mehr von den schönen Gefühlen, die meinen Bauch kribbeln lassen. Ich spüre den unangenehmen Druck auf dem Nacken, neben den Schuldgefühlen. Was habe ich da nur getan? Seit wann mache ich so etwas? "Cana, was ist los?" Ich kann ihm gerade nicht antworten. Er legt mir das Handtuch um meinen Oberkörper. Ich will nach Hause, ich muss aber Yasmin schreiben. Hastig suche ich mein Handy und wähle ihre Nummer. Es tut mir so leid, Mama, aber ich bin nun mal so verliebt. Bevor Yasmin den Anruf annimmt, muss ich diesen Klos im Hals loswerden. Aber ich will sie nicht bei ihrem Date stören, aber ich will jetzt so sehr nach Hause. Schniefend halte ich mir die Hand vor den Mund, um mich vorzubereiten.
"Ja?"
"Kannst du jetzt schon aufbrechen?", lasse ich in einem Atemzug raus. Meine Stimme bricht am Ende.
"Was ist passiert?"
"Ich will einfach nur nach Hause. Kannst du in einer halben Stunde fertig sein?"
"Ja, Cana, das kann ich, aber was ist passiert? Was hat er dir angetan?" Sie ist so aufgebracht.
"Nichts, ich will einfach nur weg."
"Okay, aber wieso erst in einer halben Stunde?"
"Weil der Ort eine halbe Stunde oder mehr entfernt liegt", schniefe ich.
"Cana, was ist passiert? Bist du alleine?"
"Nein, Yasmin. Ich will einfach nur im Bett liegen." Sie schweigt am Telefon. Jemand ruft mich an, es ist Mama! Ich werde hysterisch.

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Herzensdieb
RomansaSpin-Off zu Akzeptanz. Sie hat ihre Mutter als Vorbild und will genau so eine rührende und bissige Liebesgeschichte, wie sie. Sie entspricht dem Ebenbild ihrer Mutter und eifert ihr gerne nach, auch wenn sie vom Charakter her weicher ist. Wie ihre M...