Kapitel 110

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Queen Naija - Butterflies Pt. 2

Ardan wurde am Freitag stationiert und am Montag nach all seinen Untersuchungen operiert. Er ist nicht an sein Handy gegangen, aber laut seiner Mutter ist er aktuell zu schwach, um zu antworten. Die Pumpe wurde erfolgreich eingesetzt. Es wird ihm wieder besser gehen, nur ist er noch sehr schwach. Verständlich. Das ist eine große Operation, um sein armes Herz zu entlasten. Ich hatte Hoffnungen, mit ihm reden zu können, aber er ist durch die Schmerzmittel viel zu müde, um zu reden. Ich will ihn sehen. Ich muss ja nicht mit ihm reden. Ich kann ihn ja auch einfach nur mit einem Waschlappen reinigen und durch sein weiches Haar fahren. Ich weiß nicht, wie lange er auf der Intensivstation bleibt, aber sobald er verlegt wird, renne ich zu ihm. Ich informiere ihn seit der Stationierung über jede Kleinigkeit, die passiert und falls er von den anderen erwähnt wird. Ramzi war noch Tage danach niedergeschlagen und konnte sich auch die Tränen nicht verkneifen, als wir es am Freitag den anderen erzählt haben. Ich habe an dem Tag auch erzählt, dass ich mit ihm zusammen bin. Ich war unsicher, ob ich es sagen soll, weil ich mir dachte, dass es jetzt hier nichts zu suchen hat. Es geht um Ardan und seine Gesundheit, aber in dem Moment hat es sich richtig angefühlt und ich bin mir sicher, dass es Ardan glücklich machen wird, wenn er es weiß. Mit Adam habe ich privat gesprochen. Er wartet seitdem ungeduldig auf die Möglichkeit, ihn besuchen zu gehen. Aiman ist noch bei meinen Großeltern. Wann er zurückkommt, weiß ich nicht.

Meine Mitschriften, die ich zu Hause vorarbeite, sind jetzt noch ordentlicher und noch präziser, weil ich nicht will, dass er auch nur eine Information verpasst. Bei den philosophischen Texten aus seinem Leistungskurs bin ich zwar überfordert, aber ich bemühe mich, mit den Leuten aus seinem Kurs zu kommunizieren. Wenigstens markiere ich seine Texte schön. Nur in der Mathematik kann ich nicht helfen, aber da muss ich auch nichts tun, wenn Ardan die Aufgaben wahrscheinlich im Schlaf ohne Taschenrechner lösen kann. Außerdem ist ja noch Miran da, der alles für ihn mitschreibt. Ich bin einfach nur froh, dass die Lehrer alle bescheid wissen und demnach auch sehr nachsichtig handeln. Selbst wenn es mit dem Abitur nicht klappt - hoffentlich doch - kann er mit einem Fachabitur an einer Fachhochschule studieren. Seitdem ich es meinen Freunden gebeichtet habe, ist es an einigen Ecken in der Stufe rumgegangen. Ein wenig stört es mich, aber irgendwie ist es mir auch egal. Vermutlich bin ich noch zu sehr daran gewöhnt, mein Privatleben so privat wie möglich zu halten. Didems Missgunst bei den Erwähnungen meiner Mitschülerinnen und ihre Glückwünsche haben sich wie eine Therapie angefühlt. Sie kann nicht mehr drohen und erpressen und sonst wie lügen. Das Einzige, was sie nur noch tun kann, ist es wie eine Hexe zu schauen, voller Hass und Abneigung. Tja, ihr Hass ist meine Anerkennung.

"Gibt es schon Neuigkeiten?" Yasmin spricht es nicht direkt aus, weil ich ihnen deutlich gemacht habe, dass sie seine Krankheit privat halten sollen. "Noch nicht. Nein." Ich schaukele die Beine über den Tisch. Ramzi und Miran sind zum Penny gefahren, um uns einige Snacks für die Freistunde zu holen. Die Heizungen sind alle an und langsam wird es echt warm hier, weshalb ich mir die kaminrote Lederjacke ausziehe, die Ardan mir damals geholt hat. Ich habe ihm auch ein Bild von mir in der Jacke geschickt. Sobald er in der Lage ist, auf sein Handy zu schauen, wird er es sehen und sich hoffentlich freuen. "Die Jacke ist echt schön." Ich pflichte Dilan bei. "Hat Ardan mir geschenkt", merke ich stolz und verlegen zu gleich an. "Macht sie nicht größer", höre ich Didem sagen. Das Grinsen meiner Freundinnen fällt. Ernsthaft? Ist sie wirklich immer noch so verbittert und drückt mir Sprüche über meine Brüste rein? Ich schaue mit wenig Begeisterung zu ihr, ziehe meine Augenbrauen zusammen, als ich in ihr schäbiges Gesicht sehe. So wie sie atmet, wartet sie nur darauf, dass ich zurückschieße, aber das tue ich nicht. Um ehrlich zu sein, interessiert es mich gar nicht. Es trifft mich überraschender Weise nicht, dass sie etwas gegen mich sagt. Ich lasse sie einfach stehen und wende mich wieder an meine Freundinnen. "Na ja, jedenfalls wollte ich es gar nicht annehmen, aber es war schon zu spät. Ich will ihm ebenfalls etwas kaufen." "Kondome", hüstelt Dilan, der ich sofort gegen das Schienbein trete. Wir prusten. "Unterwäsche in Grün. Wie seine Augen, Cana", raunt Yasmin mir zu. Oh Gott, der Moment auf der Hochzeit! Ich erinnere mich noch ganz genau daran. Als Ardan mir das Handy weggenommen hat, wusste ich nicht, was passieren wird. Alles, was danach folgte, war ziemlich hitzig und ereignisreich.

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