Kapitel 65

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Dylan Emmet - Always Been You

Wie wird der Tag? Was will Ardan besprechen? Will er eine Pause einlegen? Das kann aber nicht sein. Ardan hat mir geschrieben, dass auch seine Mutter dabei sein wird. Ich weiß nicht, was passiert ist, es juckt mich überall, es einfach nur zu wissen. Wird es unsere Beziehung beeinflussen? Warum ist die Mutter dabei? Möchte die Mutter mir etwas sagen? Er fühlt sich unwohl, wieso? Weil er seiner Meinung nach zu wenig für mich tut? Ich kratze meine Handflächen. Heute sieht der Tag für mich nicht rosiger aus, als gestern Abend. Keine Dusche, kein Bad und keine Massage könnte mich jetzt entspannen. Nur er kann es. Er, seine Augen und sein Herzschlag. "Cana, mach dir nicht zu viele Sorgen." Yasmin streicht meine Haare zurück. Ich könnte Ardan jetzt schon Bescheid geben, dass ich kommen könnte, aber ich fühle mich nicht bereit dazu. "Ich habe Angst. Was ist, wenn irgendetwas passiert ist und er Schluss machen will?" "Wieso sollte er das tun?" "Ich weiß es nicht", seufze ich. Ich will es wissen, aber ich will es auch nicht wissen. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm und meine Angst macht mich nur verrückt, aber vielleicht ist es auch total schlimm und meine Angst beschützt mich nur. Wenn ich nicht hingehe, erfahre ich es nie. Mit viel Leichtsinn schreibe ich ihm, dass ich mich auf den Weg mache. Es ist noch früh, wir haben gleich erst 13:00 Uhr. "Wie lange wirst du bleiben?" "Ich weiß es nicht. Wer weiß, was danach noch passiert?" "Ich hoffe, dass nur Schönes passieren wird." Aufmunternd zucken Yasmins Lippen. Augen zu und durch, sage ich mir selber.

Es dauert nicht lange, bis ich bei Ardan bin. Die Hose juckt ein wenig. Ich hätte lieber keine Jeans im Sommer anziehen sollen, aber ich wollte weder im Rock noch im Kleid bei ihm erscheinen. Nicht nachdem, was mir gestern widerfahren ist. Es wird nichts Schlimmes sein, seine Mutter ist doch dabei. Leider kann ich mir selber nicht glauben, ich bin zu pessimistisch. Die Wärme kommt mir gerade störend vor, ich kann weder sie noch ihre begleitenden Sonnenstrahlen genießen. Vor Ardans Haustür finde ich leichten Schatten und als ich in das Haus trete, empfängt mich die angenehme Kühle der Klimaanlage und die warmen, grünen Augen seiner Mutter. Ihre Augenbrauen ziehen sich mitfühlend zusammen. Sie nimmt mich wortlos in ihre Arme. "Wie geht es dir?", flüstert sie. Mein Bauch zieht sich zusammen. Was ist bloß passiert? "Gut und dir?" "Wenn es dir gut geht, dann wird es mir besser gehen." Seufzend nimmt sie mein Gesicht in ihre Hände, ihre Augen wirken leicht glasig. Was ist bloß passiert? Geht es Ardan wieder schlechter? Oh nein, das ist es! Es trifft mich wie ein Schlag. Was hat sich alles verschlechtert? Wie stehen seine Chancen? "Komm, setz dich im Wohnzimmer hin." Hastig ziehe ich mir meine Schuhe aus. Seine Augen leuchten heute nicht. Was ist nur passiert? Ardan sieht so müde aus und auch Roxy wirkt heute still. "Hallo, Ardan." Ich gehe auf ihn zu, um ihn zu umarmen, womit er nicht gerechnet hat. Wieso? Seine Erwiderung ist so vorsichtig, als ob ich aus Glas bestehe oder meine Haut wie die von Schmetterlingen ist.

Er schaut in meine Augen und dann auf meine Arme, die ihn noch umschlungen haben. "Was ist passiert? Geht es um deine Gesundheit?" Wieso überrascht ihn das? Ist es nicht seine Gesundheit, die Probleme bereitet? Ich bin zum Teil erleichtert, aber auch wieder beunruhigt, weil ich die Antwort doch nicht weiß. "Nein." Ardan deutet mir, mich hinzusetzen. Auch die Mutter leistet uns mit Wasser und kleinen Snacks Gesellschaft. Ardan in dieser Haltung zu sehen, bringt mich dazu, in eine ähnliche Haltung einzugehen. Er sitzt mit gespreizten Beinen dort, seine Unterarme sind wie beim letzten Mal auf seinen Schenkeln abgestützt. Nur sind diesmal seine Schultern angespannt und seine Augen und Finger unruhig. Mich verwirrt es, dass Ardans Mutter meine Hände hält. "Gestern ... am Strand, wo wir uns geküsst haben. Was hast du da gespürt?" Gerade spüre ich, wie rot ich werde. Wieso fragt er das? Und wieso vor seiner Mutter? Das ist eine sehr intime Frage, die ich nicht gerne vor ihr beantworten möchte. "Cana, Liebes, schäm dich bitte nicht. Sei bitte ehrlich", bittet die Mutter mich mit großen Augen. Was wird das hier? Was ist gestern passiert? Denkt Ardan, ich liebe ihn nicht? Das kann doch nicht sein. "Ich ... ich weiß es nicht recht. Es waren gemischte Gefühle." Sein Kiefer zuckt. Es ist nicht seine Schuld. "Ich wollte auch deshalb mit dir reden", füge ich noch hinzu. "Ardan hat mir erzählt, was er gestern getan hat. Du musst es nicht wiederholen, wenn es dir unangenehm wird." Ich werde von mal zu mal verwirrter. Wovon reden die beiden? Moment!

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