Kapitel 28

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DYSN ft. Prelow - IRL

Der heutige Tag verspricht Gutes. Gestern konnte ich schwer einschlafen, weil ich an Ardan und mich denken musste, an die vergangenen Stunden, die wir bei ihm verbracht haben und die wunderbaren Augenblicke. Ich will jetzt am liebsten zu ihm und in seine Arme geschlossen werden, weil ich ihn so vermisse. Seufzend lasse ich mich im Kunstraum nieder und hoffe, dass er kommt. Meine Jacke ziehe ich aus und spiele an seinem Armband herum ... das Armband, welches er mir geschenkt hat. Ich fühle mich so besonders! Hat er auch gestern viel über mich oder uns nachgedacht, nachdem ich nach Hause gegangen bin? Ob dieses Mal sein Herz schneller geschlagen hat? Irgendwie lässt das meine Laune sinken, denn ich weiß trotz des schönen Tages nicht, wie ich fühlen soll. Ich will mich nicht verlieben ... zumindest nicht einseitig. Aber ich will mein Abitur machen und mich dann verlieben. Wenn Mama das hingekriegt hat und ich mir vorgenommen habe, es so wie sie zu machen, dann muss es mir doch gelingen. Ich weiß, dass ich so etwas nicht kontrollieren kann, aber ich würde es gerne verschieben, so schön es sich auch anfühlt. Wo ist er? Muss er heute wieder zum Arzt? Wann treffen wir uns wieder? Ich würde am liebsten heute wieder zu ihm und kann es gar nicht abwarten, bis es Mai ist und wir auf Klassenfahrt sind. Den Mädels höre ich gar nicht zu, weil ich auf ihn warte. Da ist er ja! Er tritt lachend mit Amal rein, was mich schon etwas stört ... nicht, dass ich eifersüchtig bin, es ist einfach nur kalt und ich habe meine Tage - das reicht als Rechtfertigung.

"Cana?" Ich schaue zu Yasmin und dann zu Dilan. "Ja?" "Wieso hörst du uns nicht zu, du Miststück?" Yasmin grinst dreckig. "Was denn?" "Heute fallen die letzten zwei aus und wir dachten uns, wir gehen zu mir. Kommst du mit?" Ich bestätige es Yasmin, die es Amal noch einmal sagt und schaue Ardan dabei zu, wie er sich die Jacke auszieht. Bei der Auswahl seines heutigen Oberteils halte ich erschrocken die Luft an. Das ist sein grüner Pullover! Ich ... ich bin baff. Ist das ein Liebesgeständnis? Ach, was rede ich da? Aber er trägt den Pullover genau nachdem ich in ihm zurückgegeben habe. Er ist bestimmt nicht gewachsen ... ich hoffe, er ist nicht gewaschen. Ich lasse die Haare zur Seite fallen, damit die anderen nichts sehen und schaue ziemlich auffällig auf den Pullover. Mein Herz schlägt schon ein bisschen schneller, aber nur ein bisschen wirklich. Ardan schaut auf die Schnürungen seines Lederarmbands, die aus meinem Ärmel hervorlugen und lächelt sanft. Schüchtern senke ich den Blick und lege meinen Kopf in meine ineinander geschränkten Arme. Er trägt den Pullover. Er trägt den Pullover, den ich davor getragen habe! Mein Duft hängt noch bestimmt am Stoff und ich denke gerade an die Momente in Büchern, wo einer der beiden Verliebten am Oberteil des anderen riecht. Mein Bauch zieht sich sofort zusammen und das herrliche Gefühl der Glückseligkeit macht sich in meiner Brust breit. Der wunderbare Moment unserer Umarmung kommt mir wieder in den Sinn, seine Wärme, das Gefühl, was er mir vermittelt hat.

Gerade stelle ich mir vor, wie ich krank bin und er sich um mich kümmert, weil er gestern so verdammt verständnisvoll und süß war. Oh Mann, wieso bin ich nur am Träumen von Ardan? Träumt er auch so viel von mir? Nein, bestimmt nicht. Sofort kommt mein Trotz aus mir, weshalb ich zu den Mädels schaue, die unsere Bilder verteilen. Ramzi setzt sich neben mich und stößt seine Schulter gegen meine. "Wie geht es dir?" "Gut." Er schürzt seine Lippen kurz. "Nur gut?" "Heute gehen wir pumpen." Er zuckt mit seinen Schultern. Er ist immer noch nicht ganz weg, aber hoffentlich geht das schnell. "Ardan, du kannst heute, oder?", fragt er ihn, was mir leichtes Unbehagen bereitet, denn ich war ja gestern noch bei ihm, trage sein Armband und er den Pullover, den ich zuvor getragen habe. Wenn Ramzi das wüsste, dann würde er sich super scheiße fühlen. Ardan nickt lächelnd und nimmt einen Bleistift in die Hand. Wieso sieht das so unfassbar elegant und männlich aus? Er kann Dinge bestimmt sehr gut festhalten ... ich sollte aufhören, Erotikbücher zu lesen. Diese Gedanken werden ja immer verrückter, ich muss aufhören! "Was wollen wir heute bei dir machen?", versuche ich mich abzulenken. "Ach, wir finden schon eine Beschäftigung. Stoff zum Lästern und Reden haben wir genug." Ouh. Sie schaut mich grinsend an und sofort senke ich den Blick. Haben sie etwas bemerkt? Aber wie? Ich will nicht ausgefragt werden. Ich werde nichts verraten ... noch nicht. Wenn es nichts wird, will ich diese Demütigung nicht ans Tageslicht bringen. Aber wieso sollte es nichts werden? Wieso zerbreche ich mir darüber überhaupt den Kopf?

HerzensdiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt