Sandro Cavazza, Lou Elliotte - Used To
Ich weiß, dass er es ist, trotzdem wird mir kurz kalt, weil er mich so plötzlich umgreift und ins Zimmer bringt. Seine Worte liegen mir immer noch schwer auf der Brust, weshalb ich mich schnell aus seinem Griff entwinde. "Ich will schlafen." "Wir sollten reden." Spöttisch lache ich auf. Zwar sehe ich ihn so gut wie gar nicht im dunkeln Zimmer, aber das macht mir nicht viel aus. "Jetzt? Nachdem du dich sowieso verschlossen hast und nicht einmal an eine Zukunft mit mir denkst?", zische ich leise. Ich bin zwar wütend, aber ich will seine Eltern nicht wecken. Ardan seufzt. "Ich bin morgen früh weg, keine Sorge", erzähle ich ihm patzig und steuere auf mein Bett zu. "Nein, Cana, bitte nicht." Er hält meine Hand fest. "Ich meinte es nicht so. Versteh es bitte nicht falsch", bittet er mich. Seine Stimme ist so sanft und sucht nach Verständnis. "Wie soll ich es sonst verstehen?", seufze ich und setze mich aufs Bett. "Ich ... ich meinte es nicht so, dass ich mit dir Schluss mache. Das wäre idiotisch, sonst würde ich dich doch nicht lieben." Dieses Geständnis kribbelt im Bauch, es macht mich ganz emotional. Zum Glück sieht er nicht, dass meine Augen feucht werden. Ich atme tief durch, bevor ich meine Antwort ausspreche. "Was meintest du dann?" Er seufzt lange. Ich höre, wie er seine Handflächen reibt. "Das ist ... es ist so eine kleine Angst, mehr nicht." "Eine kleine Angst, die dich wohl sehr aggressiv machen kann", merke ich mit verhohlenem Spott an. Sonst ist Ardan immer so gefasst. Was also bringt ihn so aus der Fassung, dass er mich anschreit?
"Ich habe einfach durch die schlechten Erfahrungen Angst, dass du mich verlässt. Wer nicht gemobbt wurde, der kann es nicht nachvollziehen. Ich wurde aus unerklärlichen Gründen abgewiesen und diese Angst, dass du mich aus einem unerklärlichen Grund verlässt, macht mich verrückt. Das Wort Zukunft kommt mir verhasst vor, obwohl ich so eigentlich gegen meine eigenen Moralen spreche. Ich rede gegen mich selber, das kannst du nicht verstehen. Das ... das ist nicht leicht zu erklären." Und plötzlich fallen mir alle Lasten von den Schultern. Ich habe es wirklich falsch verstanden, aber ich kann es mir nicht verübeln. "O-ouh", nuschele ich. Was ich sagen könnte, fällt mir schwer. Ich will ihn trösten, aber ich weiß nicht wie. "Ja", seufzt er. Anhand seiner Silhouette erkenne ich, dass er sich durch sein Haar fährt. Durch sein weiches Haar. "Das tut mir leid." "Das muss es nicht. Ich muss mich entschuldigen, weil ich dich so angeherrscht habe." Vorsichtig legt er seinen Arm um mich. Jetzt fühle mich viel besser. Alles fühlt sich gerade besser an. Selbst das leichte Gefühl der Taubheit in meinen Füßen, fühlt sich gut an - so denke ich, dass ich schwebe. "Das war echt nicht schön." "Ich weiß. Verzeih mir." Ich summe und kriege einen Kuss auf den Scheitel. "Der Tag war wieder so gemischt. Es waren so viele Emotionen dabei." "Ja, das stimmt", murmelt er. Nach einem kurzen Schweigen, schlägt er die Bettdecke zurück und legt sich mit mir hin. "Oder sollen wir zu mir ins Bett? Dort ist es größer." "Was ist, wenn ich alleine hierbleiben will?" "Aber du meintest doch, dass du nicht gut schlafen kannst." Oh, meine Lüge habe ich total vergessen.
Wir liegen in seinem Bett. Es ist komisch, dass alles wieder normal ist, ich kann es nicht erklären. Es ist alles noch so frisch, zu frisch. Erst hatten wir ein sehr intimes Intermezzo, dann kam ein Streit, der nach einem Gespräch mit seiner Mutter schlimmer wurde und nun haben wir uns wieder vertragen. Wie schnell das gehen kann. Ich hätte nicht gedacht, dass es überhaupt dazu kommen würde, einfach, weil ich Ardan nicht so eingeschätzt habe. Aber das wird sicherlich nicht mehr vorkommen, weil ich jetzt Bescheid weiß. Seine Finger fahren über die Kette, ehe er die Phiole in die Hand nimmt. "Was hast du eigentlich mit dem Glasfisch gemacht, den ich dir geschenkt habe?" "Der liegt unter meinem Kissen." Ich ziehe mein Bettelarmband aus und lege es auf seinen Nachttisch, wo ich die Lampe anschalte. "Und deine erste Rose liegt in meinem Schrank. Ich hoffe, du hast den letzten Blumenstrauß nicht weggeschmissen, denn den würde ich auch gerne behalten." "Der ist noch im Auto. Als du ihn nicht genommen hast, war ich schon ... verletzt." "Ich habe ihn vergessen." Aufmunternd fahre ich über seine Arme. "Aber das ist jetzt auch egal", meint er dann. "Du bist aber immer noch leicht distanziert, nicht wahr?" Er nickt. "Und wann glaubst du, wirst du wieder komplett offen sein?" "Ich weiß es nicht. Vielleicht schon morgen? Ich kann es nicht bestimmen, aber dass du so ... bereitwillig bist, hilft mir schon." Ich lächele verlegen, erröte vermutlich. "Wie kam es dazu? Davor kamst du mir immer recht schüchtern vor." Seine Finger streichen mir einzelne Strähnen aus meinem Gesicht.

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Herzensdieb
RomanceSpin-Off zu Akzeptanz. Sie hat ihre Mutter als Vorbild und will genau so eine rührende und bissige Liebesgeschichte, wie sie. Sie entspricht dem Ebenbild ihrer Mutter und eifert ihr gerne nach, auch wenn sie vom Charakter her weicher ist. Wie ihre M...