Kapitel 9

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"Ken-chin", Mikey sah zu Draken.

Das letzte Mal als er das Krankenhaus verlassen hatte, hatte jener darauf bestanden eine Woche bei ihm zu schlafen, um sicher sein zu können, dass es ihm gut ging. Dieses Mal jedoch hatte er nicht gefragt gehabt. Mikey hatte ihn Fragen müssen, nachdem er dies so lang hinausgezögert hatte wie möglich, da sich der Blondschopf doch irgendwo erhofft hatte die Frage von Draken zu hören. Doch nein. Wieder wurden seine Hoffnungen enttäuscht.

"Hm?", Draken lag neben ihm im Bett. Er hatte das Handy in der Hand und sah auf den Bildschirm.

Warum war er nur so desinteressiert?

"Bist du sauer?"

"Wie kommst du darauf?" Noch immer lagen seine Augen auf dem Bildschirm seines Handy. Gleichzeitig hörte er sich nicht im geringsten so an, als wäre er wirklich wütend oder genervt. Er klang nach wie vor nur desinteressiert.

Mikeys Blick wurde leer. Warum nur nervte es ihn so, dass Drakens Aufmerksamkeit nicht wie immer sofort auf ihm lag? Es fühlte sich so an als wäre ihre Freundschaft dabei zu zerbrechen und Mikey gefiel dieses Gefühl absolut nicht.

Daher griff er kurzerhand nach dem Handy des Älteren. Dieser wollte protestieren, doch Mikey ignorierte ihn und legte das Handy auf den Nachttisch, bevor er wieder zu Draken sah.
'Was ist los mit dir?', 'Warum ignoriert du mich?', 'Hab ich dich verletzt?', 'Warum bist du so abweisend zu mir?'. Dies alles waren Gedanken, welche Mikey in den letzten paar Tagen durch den Kopf gingen. 'Warum hast du dich so verändert?', 'hast du kein Interesse mehr an mir?' und 'willst du überhaupt noch mit mir schlafen?'.

Es nervte. Mikey hatte noch nie zuvor solche Zweifel an sich selbst gehegt.

"Was ist los?" Drakens Stimme klang leicht genervt. Schließlich war er gerade in ein Spiel auf seinem Handy vertieft gewesen.

'Spielst du lieber Spiele als mit mir zu reden?'

Verdammte Selbstzweifel.

Doch Mikeys Mund weigerte sich die Worte auszusprechen. Er hatte Angst, dass Draken ja sagen würde. Was war nur aus ihm geworden?

"Mikey?" Jetzt bemerkte auch Draken, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
Mit der rechten Hand drückte der Blondschopf Draken zur Seite, sodass jener nun vollständig auf dem Rücken lag.

Der tatowierte sah zu Mikey hoch. Dessen Blick war leer.

'Sind wir überhaupt noch befreundet?'

Seine Augen wurden schwer. Er konnte damit umgehen, wenn Draken wütend auf ihn war. Er wusste damit umzugehen, wenn er ihn gekränkt hatte. Er wusste, was er tun sollte, wenn Draken eine Entschuldigung wollte. Normalerweise merkte man ihm dies doch ganz gut an! Doch auf die letzten paar Tage traf nichts davon zu! Warum nur verhielt sich Draken ihm gegenüber so abweisend?

Der ältere bemerkte natürlich, dass Mikeys Arm die Kraft verlassen hatte, sodass er sich nun locker, ohne Probleme, wieder aufsetzen hätte können. Doch kam er nicht darum herum den Blick des Blondschopfes zu bemerkten, welcher fast wie erstarrt auf seiner Brust lag.

Da Mikey nun offenbar derjenige war, der nicht ansprechbar war, legte Draken kurzerhand seine Hand auf den Hinterkopf des jungen Mannes und zog ihn zu sich herunter, sodass sich ihre Lippen berührten.

Damit riss er ihn erfolgreich aus seiner Schockstarre, zurück in die Realität.

Der Kuss hielt allerdings nicht sonderlich lange an, da Draken nach wie vor daran interessiert war zu wissen, was durch Mikeys Kopf ging. Somit blieb er still und wartete ab, was der Blondschopf zu sagen hatte.

"Warum bist du so abweisend? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?" Jetzt wo er seine Stimme wider gefunden hatte, war er so direkt wie immer.

Der ältere war von jenen Worten jedoch irritiert, da er dachte, dass es genau das war, was der Blondschopf von ihm wollte.

Sie waren nach wie vor befreundet. Zugegeben sie hatten kein einziges Mal Sex gehabt, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, weil der Arzt meinte Mikey sollte sich noch eine Weile schonen und Draken wusste nicht auf welche Bereiche dies bezogen war.

"Hat es mit dem Weg zum Lagerhaus zu tun?" Dies war schließlich das letzte Mal, dass er Draken so emotional erlebt hatte. Seither schien er sich von ihm emotional distanziert zu haben. Natürlich fiel Mikey dies auch auf. Drakens Aufmerksamkeit ihm gegenüber schien eine 180 Grad Wende gemacht zu haben. Nicht einmal wenn er ihn küsste oder versucht hatte Sex zu initiieren erschien Draken involviert zu sein wie früher.
Stattdessen bekam er ein 'Der Arzt meinte du sollst dich ausruhen. Schlaf lieber.' zu hören.

Dabei war es nicht einmal das, was ihn störte. Es war der desinteressierte Tonfall des größeren, der ihn an sich selbst Zweifeln ließ. Hatte Draken das Interesse an Sex mit ihm verloren? War er das Problem?

"Mit dem was ich gesagt habe?" Mikey ließ sich auf der Brust des anderen nieder und platzierte seinen Kopf so, dass er zur Seite sah und Draken ihm nicht länger ins Gesicht sehen konnte.

"Ich hätte wohl ein gewaltiges Problem, wenn ich immer noch nicht mit deiner Direktheit klar kommen würde." Der tatowierte musste leise lachen.

"Was hat das jetzt wieder zu bedeuten?" Mikey wollte den Kopf aufrichten und sich aufsetzen, doch hinderte ihn Draken daran, in dem er seine Arme um den kleinen Blondschopf legte.

"Das heißt Entschuldigung akzeptiert." Damit wuschelte er ihm grinsend durch die Haare.

Mikeys Blick war zwar erst genervt, doch spiegelte er nicht seine wahren Emotionen wieder. Der kleinere war mehr als nur froh über die Worte des größeren. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. So viel Ballast hatte er die letzten Tage mit sich herum getragen. Daher fing auch er schließlich an zu Lächeln. Es war doch alles in Ordnung. Jetzt würde er leichter schlafen können.

Für eine Weile blieben sie so liegen.
Mikey hatte die Augen geschlossen und Draken hatte offenbar eine neue Beschäftigung gefunden, ihm durch die Haare zu fahren.

Früher hätte Mikey dies mit Sicherheit als seltsam betitelt, doch in jenem Moment wirkte es sehr beruhigend auf den Blondschopf und so sagte er nichts dagegen.

"Und du willst wirklich nicht mit mir schlafen?" Er sprach die Worte ohne jeglichen Scharm aus. Eine Tatsache, welche Draken schon immer an ihm bewundert hatte.

"Der Arzt hat gesagt-"

Er wurde schließlich von Mikey unterbrochen. "Ja, ja, ich weiß was der Arzt gesagt hat." Doch er sollte auch wissen, dass sich der Blondschopf absolut nicht dafür interessierte.

Damit wurde es erst wieder still.

"Aber das war nicht meine Frage gewesen." Nun richtete er sich doch mit dem Oberkörper auf und sah zu Draken herunter, dessen linke Hand sich nun in der Luft befand. "Willst du, oder willst du nicht?"

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt