Kapitel 21

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Zurück in der Gegenwart wurden Mikeys Augenlider schwerer. Alles sträubte sich dagegen Draken weg zu stoßen. Am Ende gab er es schließlich auf und wartete einfach darauf, dass Draken den Kuss löste.
Dabei nahm er seine Hand von seinem Hinterkopf. Er durfte den Kuss nicht erwidern, aber er konnte Draken auch nicht von sich stoßen.
Somit baumelten seine Arme kraftlos neben seinem Körper, bis Draken den Kuss letztendlich löste.
Am Ende war er es, der eine Ohrfeige bekam und nicht der größere. Mikey hatte mit der Ohrfeige gerechnet, doch wollte er sie nicht abblocken.
Takemichi hingegen traf sie unvorbereitet und so brach er erneut in Schweiß aus, aus Angst, sie würden sich nun doch noch an den Kragen gehen.
Mikeys Kopf flog zur Seite. Ein fetter roter Abdruck machte sich auf seiner Wange breit.
Sein Blick lag nun wieder seitlich auf dem Boden.
Weswegen war Draken überhaupt so wütend auf Mikey?! Takemichi verstand es nicht. Doch begann er schon einmal nervös an seinen Fingernägeln zu knabbern. Da überkam ihn die Realisation, dass Mikey bald sterben könnte. Mit einem Mal hatten sich seine Prioritäten wieder verändert und so war er nicht mehr ganz so angespannt, was die jetzige Situation an ging. Stattdessen zerbrach er sich nun wieder den Kopf darüber, wie er die Zukunft auf ein neues verändern konnte.
"Das war dafür, dass du mir kein Mitspracherecht gegeben hast."
Mikeys Augen weiteten sich kaum merklich. Sein Blick lag allerdings nach wie vor auf dem Boden.
"Aber dafür brauche ich dein-"
"Doch tust du."
Nun erwiderte Mikey den Blickkontakt wieder. Einige Sekunden lang herrschte Stille, in der sich die beiden nur gegenseitig ansahen.
Draken hatte nun das bisschen Selbstvertrauen dazubekommen, welches Mikey an jenem Abend verloren hatte. Daher fiel es dem blondhaarigen schwer dem Blick stand zu halten, wobei er doch normalerweise keinerlei Probleme damit hatte.
"Wir klären das später.", beschloss er schließlich und wandte daraufhin den Blick ab. Es war noch nie vor gekommen, dass er ein Blickduell gegen irgendwen jemals verloren hatte. Doch er wollte dies nicht vor Takemichi besprechen. Er befürchtete noch immer, dass es Gerüchte geben würde.
Takemichi war zu schwach um ihr Geheimnis lange für sich zu behalten, wenn einer wie Kazutora ihn ausquetschen würde.
Draken war zufrieden, da sich Mikey nun wieder duchsetzungsfähiger und auch selbstbewusster anhörte, wo er doch bis eben noch wie eine wandelnde Leiche geklungen hatte. Auch, wenn es für ihn - seiner Einschätzung nach - eher negativ ausfallen würde.
Dass jener den Blick abwenden wollte kommentierte er nicht.
Nun lag die Aufmerksamkeit wieder auf Takemichi, welcher noch immer Probleme damit hatte nachzuvollziehen, was sich gerade vor seinen Augen abgespielt hatte.
Hatten sie sich vertragen? Stritten sie immer noch? Waren sie jetzt zusammen? Oder doch nicht?
Doch keiner der beiden schien auch nur den Hauch einer Intention zu haben Takemichi über ihren genauen Beziehungsstatus aufklären zu wollen, zumal sie sich dahingehend ohnehin beide noch selbst unsicher waren.
"Woher weißt du es?"
Alle wussten worauf Mikey anspielte. Er war noch nie ein Fan von großen Reden gewesen.
"Ich eh-"
Sowohl Mikey als auch Draken sahen nach wie vor direkt zu Takemichi.
"Ihr würdet mich für verrückt halten."
"Das tun wir jetzt schon.", versicherte ihm Mikey, woraufhin er einen undeutbaren Blick von Draken zu geworfen bekam.
"Ich kann das wirklich nicht."
Mikey überlegte, ob er ihm sagen sollte, dass dies keine Frage, sondern ein Befehl war. Doch Draken kam ihm zuvor.
"Weiß jemand anderes davon?"
"Nein.", sagte Takemichi wie aus der Pistole geschossen.
"Sicher?"
"Sicher. Von mir weiß es niemand." Dann erinnerte er sich daran, dass Kazutora offenbar davon wusste oder es noch herausfinden würde. Da Draken nicht wusste woher er diese Informationen hatte, würde er...würde er ihn in der Zukunft umbringen wollen, falls er Mikeys Tod nicht verhindern konnte?!
Auf einmal schlotterten ihm die Knie.
"Von was für eine Art Streit hast du gesprochen?"
"Ich kenne die Einzelheiten auch nicht. Ich weiß nur, dass es nach einem Toman Treffen passieren sollte. Ihr würdet euch streiten und einzeln nach Hause laufen und-"
Er konnte ihnen unmöglich von Kazutora erzählen. Dann hätte er sie ja vorhin angelogen! Am Ende würden sie noch beide glauben er habe es ihm erzählt! Verdammte scheiße! Was sollte er denn jetzt tun?!
"Und?", fragte Mikey, der bis eben nichts weiter zu dem Gespräch beigetragen hatte.
"Und", fuhr Takemichi so schnell wie möglich fort, "das sollte nicht passieren! Ihr dürft nach einem Toman Treffen nicht alleine nach Hause laufen wenn es schon dunkel ist! Egal wegen was ihr euch streitet!"
Irritiert blickten sich die beiden an. Draken fand als erster seine Stimme wieder.
"Warum nicht?"
Damit lagen ihre Blicke wieder auf Takemichi.
"Weil-" Ja warum? Was sollte er denn jetzt Antworten?! "Weil es nachts gefährlich ist!"
Erneut sahen sich die beiden irritiert an, brachen dann aber in Gelächter aus. Takemichi stieg das Blut zu Kopf.
"I-Ich meine das ernst. Hört auf zu lachen!"
Doch es war einfach zu lustig. Mikey tat schwer daran genug Luft zum atmen zu bekommen. Er legte seine Hand auf Drakens Oberarm, der sich ebenso vor Lachen nach vorne beugte und nach Luft schnappte.
"Sicher, dass du bei dem Lagerbrand nicht zu viel Rauch eingeatmet hast?"
"Ich mache keine Scherze!"
Takemichi schien dies wirklich wichtig zu sein.
"Am besten ihr übernachtet oder so...", langsam aber sicher kam er sich selbst blöd vor und so sah er auf den Boden und kratzte sich am Hinterkopf.
Allmählich regten sich die beiden führenden der Gang wieder ab.
"Warum bist du so versessen darauf? Niemand würde uns einfach so angreifen."
"Doch. Ich meine-", nun sah Takemichi wieder zu Mikey und dann zu Draken. Er wusste, dass Mikey ihn nicht ernst nehmen würde. Aber er hatte die Auswirkungen gesehen, welche Mikeys Tod auf Draken hatten. "Pass auf Mikey auf."
Erst musste Mikey kurzzeitig wieder lachen, bis er merkte, dass Draken dies in keinster Weise lustig fand und so starb auch sein eigenes lachen doch recht schnell ab.
"Ich brauche keinen Beschützer."
Mikey hatte das Gefühl dies klar stellen zu müssen. Er war kein schwaches Mädchen, welches sich nicht wehren konnte! Er war der Anführer der Manji Gang! Er konnte sehr wohl auf sich selbst acht geben!
Takemichi sah nun wieder zu dem kleinsten in der Runde.
"Doch."
Mikey hatte schon den Mund zum protestieren geöffnet.
"Vor dir selbst schon."
Damit nahm er ihm mit nur vier Worten den Wind aus den Segeln.
Vor sich selbst? Warum vor sich selbst?
"Wie meinst du das?", fragte Draken, da es Mikey die Sprache verschlagen hatte.
"Er ist erpre-"
"Sei still."
Takemichi schloss den Mund. Verwirrt sah Draken zu dem hell haarigen.
"Lass uns gehen."
"Aber-"
Mikey drehte auf der Stelle um und begann die Straße entlang zu laufen. Draken sah erst zwischen den beiden hin und her, folgte Mikey dann allerdings.
"Was wollte er eben sagen?"
"Nichts wichtiges."
"Für nichts wichtiges scheint es dir ganz schön nahe zu gehen."
Mikey sah auf die Straße.
Draken blieb stehen als sie hinter einer Ecke verschwunden waren, wodurch er Mikey ebenfalls dazu brachte stehen zu bleiben.
"Sag mir die Wahrheit."
Mikey, welcher bis eben noch mit dem Rücken zu Draken gestanden hatte, drehte sich nun zu ihm um.
"Wir haben jetzt schon fünf Monate miteinander geschlafen und du hast immer noch Geheimnisse vor mir."
Ihre Blicke trafen sich.
Es schüttete noch immer wie aus Eimern. Nur kam jetzt mittlerweile auch etwas Wind auf.
"Das bist du mir nach dem was heute passiert ist schuldig."
Erneut war der Blick des kleineren kalt. Wobei er nicht Draken auf jene Weise ansah, sondern es eher so wirkte, als betrachte er sich selbst auf diese Weise. Wie immer antwortete Mikey ohne um das Thema herum zu reden, gerade und direkt.
"Wegen dir bin ich erpressbar."

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt