Kapitel 34

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Takemichi sah nun ebenfalls zu Mikey und Draken.
"Kannst du aufstehen?"
Chifuyu musste bei Takemichis Frage schmunzeln.
"Natürlich, Idiot."
Der blondhaarige stützte sich ab und stand auf, wobei er allerdings kurzzeitig die Zähne aufeinander biss.
Mikey nahm Drakens linke Hand und legte dessen Arm über seine Schulter. Er musste ihn schnell ins Krankenhaus bringen. Seinen rechten Arm legte er um Drakens Rücken, ehe er langsam aber sicher auf stand.
"Mi-key"
Der Blondschopf hielt in der Bewegung inne, als Drakens den Mund öffnete. Er war bei Bewusstsein!
Dem jüngeren fiel ein Stein vom Herzen. Eine Welle an Erleichterung übermante ihn.
Der größere fasste sich an den Kopf.
"Fuck. Mein Kopf bringt mich um."
Takemichi wollte seinen Mund öffnen und Drakens Namen rufen, erleichtert darüber, dass es ihm gut ging. Doch Chifuyu hielt ihm die Hand vor den Mund, bevor er dies tun konnte.
Irritiert sah er im Augenwinkel zu dem jüngeren, dessen Blick nach wie vor auf den beiden Führungskräften lag.
Dann wanderte auch Takemichis Blick in deren Richtung.
Draken sah die Männer benommen auf dem Boden liegen und öffnete seinen Mund bevor Mikey auch nur auf die Idee kam etwas zu sagen.
"Was ist passiert?"
"Du bist angegriffen worden.", sagte er direkt wie immer. "Wie kannst du dich von solchen Amateuren überwältigen lassen?"
Draken kratzte sich mit der freien Hand am Kopf, wobei seine Kopfschmerzen zurück kamen und er kurzzeitig die Augenlider aufeinander presste.
"Geht's?"
"Seit wann machst du dir Gedanken um so was?" Draken grinste ihn an. "Mir geht's gut."
"Wer's glaubt. Kannst du laufen?"
"Klar kann ich das."
Mikey ließ daraufhin sein Handgelenk los und somit konnte er auch seinen Arm von dessen Schulter nehmen.
Erst danach nahm der Blondschopf seinen Arm von Drakens Rücken, als er sich auch wirklich sicher war, dass dieser nicht umkippen würde.
"Ich fahr dich ins Krankenhaus."
"Hah? Mir geht es gut."
"Das war kein Vorschlag."
Damit drehte ihm Mikey den Rücken zu und lief in Richtung seines Motorrades.
"Mik-"
"Keine widerrede."
Draken atmete aus, musste dann allerdings Grinsen und folgte Mikey.
Die beiden blieben kurz bei Chifuyu und Takemichi stehen.
"Kommst du alleine ins Krankenhaus?"
"Ich fahre ihn", beschloss Takemichi bevor Chifuyu Mikey antworten konnte.
Der Blondschopf nickte und drehte ihnen daraufhin wieder den Rücken zu.
Draken folgte Mikey schließlich zu dessen Motorrad und setzte sich hinter ihn auf jenes.
Kaum waren die Motoren Geräusche zu hören, waren sie auch schon hinter der nächsten Ecke verschwunden.
Chifuyu blickte ihnen noch nach.
"Woher wusstest du, dass Mikey auf Draken steht?"
"Als ich in der Zukunft war", fing der ältere an, "war Draken in der Psychiatrie, weil Mikey sich das Leben genommen hatte, um ihn zu beschützen. Man muss nicht Psychologie studiert haben, um das herauszufinden."
Wenn er daran dachte wie oft er nun schon für Hina sein Leben riskiert hatte, wunderte es ihn, dass ihm dies nicht viel früher schon aufgefallen war.
Takemichis Blick lag auf dem Boden, während Chifuyu nun doch wieder zu ihm sah.
"Aber wir haben es ja verhindert." Er boxte ihm leicht gegen die Schulter. "Also Kopf hoch."
Takemichi lächelte leicht. Dann machten sich die beiden auf den Weg zu ihren Motorrädern.

Draken hatte die Arme um Mikey gelegt und hielt sich so an jenem fest. Dabei hielt er den Abstand um einiges enger, als dies überhaupt notwendig war.
Der kalte Fahrtwind störte ihn nicht. Allerdings sah es fast so aus als wäre dies der Fall, so nah, wie er sich an den jüngeren schmiegte.
Sie fuhren eindeutig zu selten zusammen auf einem Motorrad.
Drakens Augenlider wurden langsam schwerer.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass Mikey überhaupt auftauchen würde.
Hätten die beiden seinen Namen nicht gerufen, hätte ihn der Schlag mit dem Eisenrohr sicher fataler erwischt.
Es war ein seltsames Gefühl dort auf dem Boden zu liegen. Er hörte zwar alles was vor sich ging, jedoch nur gedämpft. Als befinde er sich in einem Traum.
Erst Mikeys Motorradgeräusche hatten ihn wieder zurück in die Realität gerissen.
Vielleicht lag dies daran, dass er bis dato gar keinen Willen gehabt hatte aufzustehen.
Jetzt allerdings...
Draken sah auf Mikeys Hinterkopf.
Stritten sie sich noch?
"Mikey", fing Draken an, als sie an einer roten Ampel kurzzeitig zum Stehen kamen, doch die Worte wollten ihm nicht über die Lippen kommen. Denn was wenn doch? "Danke.", sagte er stattdessen und fühlte sich im nächsten Augenblick sogleich bedrückt.
"Für was denn?" Mikeys Stimme klang fast bitter. Er verengte die Augen und seine Finger verkrampften. "Ich habe dich weggeschickt."
Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Mikey hielt es für seine Schuld, dass er überhaupt verletzt wurde.
Doch kam er gar nicht mehr dazu etwas zu sagen, da schaltete die Ampel bereits auf grün und Mikey düste wieder los.

Der Blondschopf wartete nun schon zwei Stunden im Wartezimmer.
Chifuyu würde über Nacht bleiben müssen. Er hatte bereits ein Zimmer bekommen. Takemichi befand sich gerade bei jenem. Doch von Drakens Zustand hatte er noch immer nichts zu hören bekommen.
Er war ungeduldig. Was dauerte da so lang? Hatte er innere Blutungen? Eine Gehirnerschütterung? Was wenn die Verletzung doch so schlimm war, dass er im Krankenhaus bleiben musste?
Mikey hatte die Ellenbogen auf den Knien abgestützt und seine Finger in seinen Haaren versenkt.
Er hätte Draken nicht wegschicken dürfen.
Takemichis Prophezeiungen waren bis jetzt immer eingetroffen.
Also wie konnte er so dumm sein und Draken trotzdem alleine gehen lassen?
Nein. Das stimmte nicht.
Er hatte ihn nicht nur alleine gehen lassen, er war derjenige, der darauf bestanden hatte, dass er alleine nach Hause fuhr.
Draken war nur wegen ihm jetzt hier.
Er war nur hier, weil er zu impulsiv war. Nur, weil er seine Emotionen nicht im Griff hatte. Nur, weil er keine Diskussionen führen konnte.
Er hätte auf Takemichi hören sollen.
Doch in jenem Moment hatte er dies ganz vergessen.
Wobei, nein, auch dies war gelogen.
Er hatte selbst gezögert, nachdem er Takemichi und Chifuyu hat davon sprinten sehen. Wenn er gleich mit ihnen gefahren wäre, hätte er das alles noch verhindern können?
Mikey hatte es nicht vergessen gehabt. Er hatte es unterdrückt. Vielleicht war es ihm in jenem Moment auch egal gwesen.
Jetzt hasste sich der Mann dafür. Warum war er so?! Was war nur mit ihm los?!
Mitsuyas Worte von vorhin durchbrachen seine sich selbst beschuldigenden Gedanken. 'Reiß dich zusammen, Mikey' und 'Warum stehst du überhaupt noch hier?'
Am Ende erinnerten sie ihn allerdings nur daran, dass er erneut als Anführer versagt hatte. Beinahe hätte er seinen Vize verloren und dies nur, weil er seinen Stolz nicht herunter schlucken konnte!
'Ich weiß, was dir durch den Kopf geht, aber kannst du deinen Stolz nicht einmal unterdrücken?! Es geht hier um Draken-kun!'
Selbst Takemichi würde einen besseren Anführer abgeben als er.
Dass Draken sich überhaupt noch von ihm helfen ließ...
Mikey öffnete die Augen, welche er bis eben noch geschlossen hatte und starrte auf den Boden.
Hatte er seinen Posten etwa im Lotto gewonnen?!
Wollte er ihn überhaupt noch sehen?
Mit einem Mal fühlte sich sein Brustkorb verengt an. Als hätte ihn jemand zu geschnürt.
Immerhin war er doch der Grund aus welchem er überhaupt hier war...
Mikey ließ den Kopf hängen und schloss die Augen erneut.
Er war echt das letzte. Er war weder gut darin ein Anführer zu sein, noch ein Freund. Draken hatte etwas besseres verdient. Ganz Toman hatte etwas besseres verdient.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt