Draken X Mikey X Kisaki - One More Night

Kapitel 30

Chifuyu war noch immer im Unglauben darin, dass Mikey dies wirklich vor den anderen ansprechen würde. Andererseits hatte Kazutora versucht ihn zu töten. Am Ende erschien ihm dies dann doch nicht ganz so nebensächlich und Beweisbedürfig, wie noch einige Augenblicke zuvor.
"Ach ja", fing Mikey an und blieb im Türrahmen stehen, "Takemicchi". Der blondhaarige trat hinter einer Ecke hervor. Seine Nervosität war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Als Mikey und Draken geklopft hatten, hatte er sich sofort in einem anderen Zimmer versteckt gehabt. Der Unterhaltung hatte er allerdings dennoch lauschen wollen. Chifuyu fühlte sich ertappt. Auch ihm war dies anzusehen und mindestens genau so unangenehm wie Takemichi.
"J-ja, Mikey-kun?"
"Such dir in Zukunft bessere Verstecke in denen man deinen Schatten nicht sieht, wenn du jemanden belauschen willst."
Der Blondschopf grinste ihn an und lief dann zur Tür. Takemichi sah auf den Boden. Natürlich, der Rollladen war nicht unten gewesen und so war sein Schatten die ganze Zeit über direkt unter dem Türrahmen zu erkennen gewesen. Draken folgte Mikey zur Haustür.
"Mikey-kun!"
Mikey, welcher gerade in seine Schuhe geschlüpft war sah zu Takemichi, der nun im Türrahmen im Flur stand.
"Bist du sicher, dass du das thematisieren willst? Was wenn es die Konflikte zwischen ihnen und uns anfacht?"
Ihre Blicke trafen sich. Erneut wirkte Mikey ausdruckslos.
"Ich und Chifuyu lagen wegen ihnen im Krankenhaus. Es sollte mittlerweile offensichtlich sein, dass ein Konflikt nicht zu vermeiden ist."
Damit drehte er ihnen den Rücken zu und hob noch seine Linke Hand zum Abschied. Draken folgte ihm und schloss hinter ihnen die Tür.
"War das nicht das was du erreichen wolltest? Toman wird sie fertig machen und Kazutora hinter Gitter bringen." Chifuyu sah zu Takemichi, dessen Blick auf der Tür lag.
"Was wenn sie Draken nur entführen um so einen Konflikt zu vermeiden, weil sie genau wissen, dass sie gegen Toman keine Chance haben? Ein Konflikt zwischen den Gangs könnte dies beschleunigen."
Nun sah auch Chifuyu auf die Tür.
"Aber wie willst du das verhindern? Wenn sich Mikey etwas in den Kopf gesetzt hat, wirst du ihm das nicht so leicht Ausreden können."
Sofern er nicht zu Draken Nummer zwei mutierte hatte Chifuyu wohl recht.
"Ich hatte gehofft wir hätten mehr Zeit."

Nachdem Mikey und Draken bei sich zuhause angekommen waren, schrieb Mikey eine Nachricht und schickte sie in den Gruppenchat.
Nun wusste jeder, der Mitglied in der Gang war, dass sie sich heute Abend um acht wie gewohnt am Schrein treffen würden.

Einige Stunden vergingen, bis es langsam anfing zu dämmern und Mikey sich her richtete. Er zog seinen Mantel an und verließ seine Wohnung.
Die Luft war frisch. Es war Herbst. Keine Frage.
Mikey setzte sich auf sein Motorrad, warf noch einen Blick auf die Uhr und fuhr anschließend los.
Auch Draken hatte gerade seine Wohnung verlassen und machte sich auf seinem Motorrad auf den Weg zum Schrein.
Während Draken wie immer derjenige war, der als erstes dort eintraf, kam Mikey erst nachdem bereits einige Mitglieder eingetrudelt waren.
Draken stand bereits oberhalb der Treppen.
Kaum war Mikey angekommen, wurde es augenblicklich ruhig. Die Männer machten ihm platz, sodass er gemütlich mit den Händen in den Jackentaschen zu den Treppen laufen konnte, ohne sich seinen Weg durch die Masse bahnen zu müssen.
Mikeys Schritte durchbrochen die Stille. Gemächlich stieg er die Treppenstufen hinauf  und blieb dann mit dem Rücken zu den anderen und der Aufmerksamkeit auf Draken gerichtet, stehen.
Sie hatten noch fünfzehn Minuten Zeit. Warum waren sie alle immer so zeitig da?
Draken erwiderte den Blick, ehe er Mikey dabei zu sah, wie jener sich auf den Stufen nieder ließ.
Die Gespräche starteten wieder. Nun allerdings um einiges leiser als noch kurz zuvor.
"Weißt du warum wir in den letzten drei Wochen kein Treffen hatten?"
Einer der Mitglieder schüttelte den Kopf.
"Aber das werden sie sicher heute thematisieren."
"Glaubst du etwas Schlimmes ist passiert?"
Mikey interessierte sich nicht für die Gespräche.
Kurz sah die kleine Vierergruppe zu jenem, ehe sie weiter tuschelten.
Einige Minuten später tauchte auch Mitsuya auf und gesellte sich zu Takemichi und Chifuyu in die Rechte fordere Ecke der Menschenmenge.
Leise führten die Mitglieder untereinander unwichtige Unterhaltungen, während Mikey seinen Text mehrmals im Kopf durch ging.
Es war nicht so, dass er nicht wusste, was er sagen wollte. Er war auch nicht nervös. Trotzdem durfte er einige Details nicht vergessen und so stellte er sicher, dass genau dies nicht passierte.
Drakens Blick schweifte Gedankenverloren über die Menge, welche minütlich zu wachsen schien.
Toman war schon ganz schön groß geworden.
Er musste sich mehrmals aktiv daran erinnern nicht ständig zu Mikey herunter zu sehen.
Währenddessen begrüßte Mitsuya die beiden Mitglieder.
"Ihr seid aber früh hier." Dann blieb sein Blick auf Chifuyu hängen, dessen Kratzer im Gesicht noch immer nicht verheilt waren. "Was ist denn mit dir passiert?"
"Lange Geschichte.", meinte jener und sah wieder zu den beiden Führungskräften.
Gerade als Mitsuya nachfragen wollte, trat Draken etwas näher an die Stufen und sofort wurden alle Unterhaltungen eingestellt. Auch Mitsuyas Blick wanderte zu ihm.
"Hiermit erkläre ich das 57. Tomantreffen in diesem Jahr für eröffnet."
Draken stand aufrecht mit erhobenem Kopf vor den Mitgliedern. Seine Hände befanden sich hinter seinem Rücken. Man könnte gerade davon ausgehen, dass er eine Ansage vor einem Haufen an Soldaten tätigte.
Mikey hingegen stützte seine Ellenbogen an seinen Knien ab. Er wirkte so locker und gelassen wie eh und je.
Gleichzeitig unterschieden sich ihre Auren nicht großartig voneinander. Beide wirkten auf ihre Art und Weise autoritär. Mikey musste nicht einmal etwas dafür tun, um diese Atmosphäre zu erzeugen und aufrecht zu erhalten.
"Heute werden wir keine Berichte zu hören bekommen."
Die Mitglieder sahen sich kurz gegenseitig an und anschließend wieder zu Draken, als jener weiter sprach.
"Stattdessen wird Mikey ein paar Worte an euch richten."
Kisakis Blick lag durchgängig auf dem Blondschopf, der bis jetzt noch auf der Treppe gesessen hatte.
Mikey stützte sich kurz mit seinen Händen an seinen Knien ab und stand anschließend auf.
Draken trat zur Seite, um Mikey Platz in der Mitte der Erhöhung zu machen.
Jener stieg die zwei Stufen hinauf, blieb kurz an jenem Platz stehen und drehte sich dann zu den Männern um.
Draken sah im Augenwinkel zu Mikey und war sich nun doch nicht mehr ganz so sicher, ob es klug gewesen war Takemichis Befürchtungen einfach so zu ignorieren.