Kapitel 78

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Draken atmete aus. Sein Puls beschleunigte sich etwas und sein Atem wurde unregelmäßig.
Es war schon lange her, dass der Blondschopf ihn dominieren wollte. Daher war er auch um einiges enger als noch vor einigen Monaten.
Doch Mikeys Gedanken kreisten nicht darum.
Mikey hatte sich hart zusammenreißen müssen seine Fingernägel nicht in Drakens Rücken zu versenken, als ihn jener unter Wasser gedrückt hatte.
Nach außen hin schien er es genossen zu haben und das hatte er auch, aber er hatte sich gleichzeitig auch unwohl gefühlt nicht länger die Kontrolle zu haben.
Hatte er jetzt einen Komplex entwickelt, weil Kisaki seine Kontrollabgabe missbraucht hatte?
Er wusste doch, dass Draken ihn nicht verletzten würde!
Dennoch kam er nicht darum herum dieses Gefühl zu verspüren, ihn weg drücken zu wollen.
Also hoffte er, dass es weg gehen würde, solange er die Kontrolle über die Situation inne hielt und sieh einer an, genau dies war der Fall.
Mikey fühlte sich nicht unwohl. Er hatte nicht das Gefühl in diese Position gedrängt zu werden. Er konnte es in seinem Tempo machen und solange es Draken und auch ihm selbst gefiel war doch alles gut.
Er hatte keine Obligationen unten zu liegen, wenn er nicht wollte und Draken schien es auch nichts auszumachen, dass er nun wieder oben lag.
Der Blondschopf fragte sich jedoch, wie er es vorhin geschafft hatte den Höhepunkt zu erreichen, als ihm Draken einen Blow Job gegeben hatte und das obwohl er die ganze Zeit über Kisaki vor Augen hatte.
Jetzt wo er darüber nachdachte erschien ihm dies fast unmöglich.
Mikey zog seinen Finger aus dem größeren und drang nun auch mit dem Mittelfinger in ihn ein.
Doch genoss es Draken wirklich?
Beinahe augenblicklich hielt er inne. Was wenn er nur so tat? Was wenn er, genau wie er selbst vor wenigen Augenblicken unterwasser, nur so getan hatte als würde er es genießen? Was, wenn er Draken gerade verletzte?
Der größere bemerkte natürlich, dass irgendetwas mit seinem Partner nicht in Ordnung war. Er öffnete die Augen, welche er eben noch zusammengedrückt hatte und blickte zu dem kleineren hinauf. Mikey schien abwesend zu sein.
Er schien nicht nur abwesend zu sein, er schien fast wie paralysiert zu sein.
"Mi-key"
Scheiße, seine Atmung ging immer noch unregelmäßig.
Der Blondschopf sah zu Draken, ehe er sofort den Blick wieder abwandte, zur Seite sah und seine Finger aus dem größeren heraus zog.
Es dauerte einige Atemzüge, bis sich dessen Atmung wieder normalisiert hatte. Im Gegensatz zu ihm war Mikey ziemlich vorschnell gewesen, doch Draken hatte dies in keinster Weise gestört.
Der größere legte seinen rechten Arm auf den Rand der Wanne und zog sich damit etwas weiter hoch, ehe er zu Mikey sah. "Was ist los?"
Jener senkte seinen Kopf etwas und blickte nun auf das Wasser hinab.
Verdammt, warum fiel es ihm nur so schwer dies anzusprechen?
Mikey lagen die Worte bereits auf der Zunge, doch wollten sie ihm einfach nicht über die Lippen kommen.

'Ich habe Angst dir weh zu tun.'
'Willst du das wirklich?'
'Ich fühle mich wie...wie als wäre ich Kisaki.'

Keine dieser Äußerungen verließ jedoch seine Lippen.
Stattdessen gab er etwas von sich, was er im Nachhinein um einiges mehr bereuen sollte, als die vorangegangenen Gedanken.

"Können wir tauschen?"

Es war bei weitem erträglicher unten zu liegen. Gut, die Gedanken an Kisaki setzten ihm zu, doch es war erträglicher als das Gefühl Draken eventuell mit seinen Handlungen selbst zu verletzen.
Dabei hatte er zu Beginn ihrer Aktivitäten Draken des Öfteren dominiert und jener hatte sich nie zuvor beschwert.
Allerdings, was wenn er sich nur nie beschwert hatte, um ihn nicht zu verletzen?
"Natürlich. Wenn du willst."
Draken war irritiert über jene Äußerung. Es war sehr seltsam, dass Mikey sich so schnell um entschied. Generell war es seltsam, dass er sich überhaupt um entschied.
"Ist alles in Ordnung mit dir?"
Mikey sah in Draken besorgtes Gesicht und augenblicklich fühlte er sich schuldig. Er wollte ihm keine Sorgen machen.
Verdammt, was war nur los mit ihm? Er wollte doch mit ihm schlafen. Er wollte ihm nah sein. Ihn anfassen. In ihn eindringen. Ihn in sich spüren. Er wollte ihn küssen und seine Lippen auf seiner Haut spüren.
Also was zum Teufel war nur los mit ihm? Warum fühlte es sich jetzt wie eine Pflicht an?
Mikey legte seine Hände in Drakens Nacken und richtete sich auf, sodass er nun zu dem älteren hinabblicken konnte.
Der kleinere kam ihm so nahe, dass sich ihre Oberkörper berührten.
"Mir geht es gut."
Draken sollte sich keine Sorgen machen. Es war schon schlimm genug, dass er die ganze Zeit daran denken musste, was Kisaki ihm angetan hatte. Draken sollte nicht auch noch daran denken müssen.
Mikey wollte die Erinnerungen an jenen Tag, die Berührungen, aber auch die Erinnerungen an seine eigene Willigkeit sich dem hin zu geben, in die hinterste Ecke seines Kopfes drängen. Er wollte es vergessen und welch bessere Möglichkeit gab es da, als mit seinem festen Freund zu schlafen?
In der Vergangenheit hatte es doch auch funktioniert. Draken hatte ihm vermutlich unterbewusst unzählige Male dabei geholfen alle seine Sorgen zu vergessen. Mikey hoffte nun, dass dies noch immer funktionierte.
So sah er zu dem ältere hinab, der seinen Blick erwiderte. Dann wanderte sein Blick zu dessen Lippen und keine Sekunde später küssten sie sich bereits.
Beide schlossen ihre Augen und genossen den Moment, wobei Draken seine Hände an Mikeys Hüfte legte.
Einige Zeit später drückte er den blondhaarigen an die andere Seite der Badewanne gegen deren Rand.
Mikey spürte die harte Wand an seinem Rücken. Er spürte Drakens Lippen in seinem Nacken und den leichten Schmerz, als sie Kisakis Biss passierten. Er spürte einen Finger in ihn eindringen.
Innerhalb einer Sekunde breitete sich eine unbeschreibliche Panik in ihm aus.
Er handelte ohne nachzudenken. Es war ein Reflex. Ein Instinkt.
Eine vorschnelle Handlung und Draken lag am anderen Ende der Badewanne. Mit einem lauten Knall machte sein Rücken Bekanntschaft mit der anderen Seite der Wanne.
Das Wasser schwabbte über den Rand. Der Boden wurde nass. Ein Blitz zuckte über den Himmel und erhellte das Badezimmer.
Mikeys Gesicht war kaltweiß, gezeichnet von Schock. Sein Körper zitterte.
Scheiße, was hatte er eben getan?!?!
Draken stöhnte leicht schmerzverzerrt auf, legte seinen Arm auf den Rand und zog sich etwas an jenem hoch.
"Mik-!", ihm blieben die Worte im Hals stecken, als er in Mikeys Gesicht sah. Eigentlich wollte er ihm an den Kopf werfen was zum Teufel das eben sollte, doch als sich ihre Blicke kreuzten blieb ihm die Spucke weg.
Der Blondschopf wirkte beinahe als hätte er einen Geist gesehen. Obgleich es noch immer sehr dunkel in dem Zimmer war, konnte Draken das Zittern des kleineren deutlich erkennen.
Scheiße, hatte er irgendetwas getan, dass ihn an Kisaki erinnert hatte?!
"E-es tut mir leid. I-ich weiß nicht was mit mir los ist."
Mikeys Stimme war brüchig. Er fasste sich auf das Gesicht, um dem Blickkontakt zu entkommen. Am liebsten wäre er im Boden versunken.
"I-ich wollte das nicht."
Wie konnte er Draken weh tun? Wie konnte er ihn so verletzen? Wie konnte er ihn von sich stoßen, aber Kisaki....
Warum stieß er Draken von sich, aber Kisaki nicht?!
Mikey stand auf, schnappte sich ein Handtuch und verließ sturmartig das Bad.
Draken stand ebenso auf, doch bevor er ihn aufhalten konnte, fiel die Tür bereits hinter dem jüngeren ins Schloss.
Warum drückte er Draken von sich, aber nicht Kisaki?! Was lief falsch bei ihm?!
Vor Mikeys innerem Auge spielte sich die Szene immer wieder ab und jedes Mal blieb er an Drakens Gesichtsausdruck hängen.
Der Blondschopf sprang unter die Decke und zog sie sich über den Kopf.
Ihm war es scheiß egal, dass er noch triefend nass war.
Er hatte Draken von sich gestoßen und sein Körper hörte noch immer nicht auf zu zittern.
Am liebsten hätte er sich selbst eine verpasst, doch seine Gedanken kreisten um die Badezimmertür.
Was sollte er denn jetzt tun, sobald Draken das Bad verließ? Was sollte er sagen? Was würde Draken sagen?
Mikey hatte unbeschreibliche Angst. Was wenn er ihn jetzt verloren hatte? Er könnte es ihm nicht einmal verübeln. Dennoch fachte jener Gedanke das Zittern nur mehr an.
Drakens Gesichtsausdruck war ihm ins Gedächtnis gebrannt. Dieser genervte Gesichtsausdruck, direkt nachdem er ihn von sich gedrückt hatte.
Scheiße. Er war doch fast erwachsen. Er sollte sich verdammt nochmal wie ein Erwachsener aufführen und seinen Partner dermaßen unvorsichtig von sich zu drücken war alles andere als erwachsen.
Was hatte er sich überhaupt dabei gedacht?! Was war nur in ihn gefahren?!
Mikeys Herzschlag setzte aus, als er die Tür quietschen hörte. Instinktiv zog er die Decke enger um sich. Nie hatte er sich derart kindisch und einer Situation dermaßen ausgeliefert gefühlt. Selbst der erzwungene Sex gestern Abend erschien ihm noch erträglicher, als die nun folgende Unterhaltung zu sein. So kniff der Blondschopf unter der Decke die Augen zusammen und hoffte die letzten zwei Tage einfach nur geträumt zu haben, während er fast verzweifelt versuchte seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt