Kapitel 61

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Erneut hämmerte Draken gegen die Tür, bis seine Hand anfing zu schmerzen.
Da jedoch niemand die Tür öffnete, war er kurz davor sie aufzubrechen, als er bemerkte, dass sie die ganze Zeit lang bereits offen war.
Etwas skeptisch betrachtete er die Tür, ehe er sie etwas zu energisch öffnete.
Die Wohnung schien auf den ersten Blick leer zu sein.
"Mikey!?"
Da sich auf Augenhöhe keine Person befand als Draken eintrat, rief er Mikeys Namen. Irgendetwas schlimmes musste passiert sein. Andernfalls wäre die Tür doch nicht einfach so geöffnet.
"Mi-!"
Sein Blick fiel auf den rothaarigen Mann, welcher leise hustend mit dem Rücken auf dem Boden lag und starr an die Decke sah.
"MIKEY!!!"
Draken kniete sich sofort neben ihn und suchte ihn mit den Augen nach Wunden ab. Dabei blieb er an einer Schusswunde in dessen Bauchbereich hängen, welche sein Oberteil zunehmend rötlicher Färbte.
Der rothaarige drehte seinen Kopf leicht zur Seite, sodass er Draken ansehen konnte.
Mikeys Kehle kratzte. Erst Helium und anschließend Wasserstoff ein zu atmen war keine gute Kombination für seine Stimmbänder gewesen.
Der Blutverlust und die Gasvergiftung hatten seine Sinne hart in Mitleidenschaft gezogen.
So bemerkte er Drakens Anwesenheit erst, als jener in sein Sichtfeld lief. Jegliche Geräusche kamen im zuvor wie Halluzinationen vor.
"Halt durch, Mikey." Draken gab sein bestes nicht in Panik zu verfallen. Allerdings versagte er kläglich dabei.
"D-da-as"
Scheiße. Seine Stimme war am Ende.
Sie war kratzig, viel zu hoch und viel zu leise.
Unterbrochen wurde jener Versuch zu sprechen, von einem Husten seinerseits, wodurch sein Brustkorb erneut anfing höllisch zu brennen. Auf ein neues hatte der rothaarige das Gefühl, als stünde seine Lunge in Flammen. Wobei es sich mehr so an fühlte, als hätte Kisaki ihr mehrere tausend Schnitte verpasst.
Durch das heftige Husten seinerseits, begann seine Wunde am Bauch stärker zu bluten.
"Überannstreng dich nicht."
Mikey konnte keinen vollständigen Satz von sich geben. Er keuchte immer wieder aufgrund der Schmerzen auf.
Es hörte sich an, als hätte er gerade fünfzig Zigaretten nacheinander geraucht.
"Alles wird gut. Ich verspreche es."
Mikey wollte Draken sagen, dass es eine Falle war. Doch er bekam kein einziges Wort mehr heraus. Seine Kehle brannte unerträglich. Noch immer hatte er das Gefühl nicht genügend Luft zu bekommen. Fast so als befinde er sich noch immer in dem von Kohlenwasserstoff angefüllten Raum.
"Ich rufe einen Krankenwagen."
Mikeys Finger umschlossen Drakens Handgelenk, gerade als jener aufstehen wollte. Der Druck war nicht vorhanden. Draken könnte seine Finger einfach so abstreifen. Dennoch hielt jener beinahe sofort in der Bewegung inne.
"F-fa-lle"
Gerade als Mikey sich das letzte Mal selbst auf die Schulter klopfen wollte, hielt Kisaki Draken bereits eine Pistole an den Hinterkopf.
Die Augen des braun haarigen weiteten sich, als er die kalte Mündung an seiner Kopfhaut spürte.
"Du bist spät dran, Draken."
Kisaki sprach seinen Namen abfällig aus, während er verächtlich auf Draken hinab blickte und Mikey, welcher sein bestes gab so leise wie möglich nach Luft zu ringen, keines Blickes würdigte.
"Kisaki", zischte Draken. "Was zum Teufel hast du Mikey angetan?!"
Der braun haarigen gab sein bestes seine Stimme leise zu halten.
"Er hat es sich selbst angetan. Ich werde meinen Posten ganz sicher nicht wegen euch zwei Turteltauben verlieren."
Draken ballte seine Hände zu Fäusten.
"Willst du die ausführliche Version?" Kisaki ließ Draken gar keine Zeit zum Antworten. "Da ihr beide sowieso hier sterben werdet, macht das eh keinen Unterschied."
Selbst in Kisakis Stimme schwang ein arroganter und siegessicher Unterton mit.
"Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt euch das Leben zu nehmen. Aber nachdem Mikey die Verlobung aufgelöst hatte, war das die einzige Möglichkeit meinen Posten zu sichern."
Kisaki sah noch immer zu Draken.
"Ich dachte ich erspar ihm die Schmerzen und lasse ihn an Helium ersticken, aber er hat mich provoziert. Also habe ich das Helium mit Kohlenwasserstoff vertauscht."
Draken zuckte, doch Mikey hielt ihn davon ab auf Kisaki los zu gehen, in dem er sein bestes gab den Griff um sein Handgelenk zu verstärken. Dies gelang ihm natürlich zwar nur semi gut, aber gut genug, um Draken daran zu hindern sein Vorhaben durchzuziehen. Mikey tat dies nicht, weil er Kisaki schonen wollte, sondern, weil dieser seinen Finger bereits an dem Abzug hatte. Mikeys Blick lag auf der Pistole. Würde sich Draken auch nur einen Zentimeter zu Kisaki umdrehen, würde jener abdrücken.
Draken sah zu Mikey, während Kisaki unbeeindruckt breit grinsend fortfuhr.
"Du hättest sehen sollen, wie er nach Luft geschnappt hat."
Mikeys Husten unterbrach Kisaki in seinem Monolog. Gereizt richtete er daraufhin die Pistole somit auf den Rotschopf.
"Halt deine verdammte Kla-"
Draken hatte Kisakis Handgelenk ergriffen und jenes von Mikey weg gedrückt.
Der blondhaarige erschrack sich, wodurch sich ein Schuss löste, welcher gute zehn Zentimeter neben Mikeys Kopf den Boden traf.
Der braunhaarige schlug Kisaki mit der linken Faust gegen das Kinn, wodurch jener die Pistole fallen ließ und zwei Schritte zurück taumelte.
Er wischte sich mit dem Handrücken das Blut von dem Mundwinkel und verengte die Augen.
Draken musste Kisaki so schnell wie möglich fertig machen, wenn er wollte, dass Mikey noch eine Chance hatte.
"KISAKI!!!"
Er holte mit der rechten Hand nach ihm aus, doch traf er den blondhaarigen nie.
Augenblicklich hatte sich ein unbeschreiblich starker Schmerz von seinem Brustkorb aus durch seinen ganzen Körper gezogen, weshalb er erst wie paralysiert wirkte.
Das Geräusch des Schusses echote in seinen Ohren.
Drakens Blick wanderte von Kisaki zu dem Türrahmen.
"Mitsuya...", flüsterte er, wobei sein Atem langsam schwerer wurde.
Er spürte seine Gliedmaßen nicht mehr.
Schließlich verlor er den Halt unter den Füßen und fiel neben Mikey zu Boden.
Sein Blick lag starr auf der Decke, während sein Blut langsam seine Kleidung in Rot tränkte.
"Was ist passiert?", fragte Mitsuya, welcher offenbar nur geschossen hatte, weil sein Vorgesetzter in Gefahr war.
"Draken hat Mikey erschossen und ist dann auf mich los gegangen. Schnell. Geh einen Krankenwagen rufen."
Draken hörte das Gespräch nur gedämpft.
Auch die darauffolgenden Schritte nahm er nur am Rande war.
In einem Versuch seinen Kopf zur Seite zu drehen, um zu Mikey sehen zu können, kippte jener regelrecht auf die Seite.
Mikeys husten war leiser geworden. Mittlerweile war es nur noch ein leises keuchen.
Auch Mikey hatte seinen Kopf zu Draken gewandt.
Die rote Pfütze unter ihnen wurde sekundlich größer.
Es fiel Draken schwer sich noch zu bewegen, doch er schaffte es mit letzter Kraft seine Hand auf Mikeys zu legen und ihre Finger miteinander zu verschränken.
"Ich liebe dich...Mikey."
Der Rotschopf lächelte leicht, ehe seine Augen zu fielen und er vollends aufhörte zu Husten.
Drakens Augen wurden glasig. Er bekam immer weniger von seiner Umgebung mit, bis ihm schlussendlich ebenso die Augen zu fielen und alles um ihn herum schwarz wurde.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt