Kapitel 95

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Mikey sah zu dem geschlossenen Fenster. Vielleicht konnte er auf das nächste Vordach springen!
Der Blondschopf riss das Fenster regelrecht auf und sah hinaus, doch keine Chance. Dafür war die Wohnung zu hoch und die Straße zu breit.
Gerade als er mit dem Gedanken spielte sich an den Fenstern herunter zu hangeln, was sehr leicht und sehr schnell bei dem Regen hätte tödlich enden können, hörte er quietschende Reifen.
Sein Blick fiel auf die zwei Lichtkegel, welche gerade in den Hinterhof gefahren kamen.
"Souya! Nahoya!"
"Mikey!", rief der ältere, als er den Blondschopf sah, welcher sich halb aus dem Fenster lehnte.
"Was zum Teufel ist los?! Wo steckt Ken-chin?!"
Die beiden durchnässten Männer sahen sich entgeistert an, als hätten sie die schlimmste Realisation gehabt, die sie hätten haben können.

Eine gute halbe Stunde nachdem sie Draken Sanzu übergeben hatten, hatten die beiden Zwillinge unter ihrem Vordach gesessen und in den Regen geschaut.
Es herrschte Stille zwischen ihnen. Stille, welche es normalerweise nicht gab, da Nahoya immer irgendetwas zu sagen hatte.
Souya schien kein Problem damit gehabt zu haben Draken an Sanzu ausgeliefert zu haben, doch Nahoya kam dies alles spanisch vor.
Erst hatte er sich keine wirklichen Gedanken gemacht, weil der Befehl von Mikeys jetzigem Vize aus kam.
Allerdings fragte er sich mit der Zeit schon, warum sich Mikey nicht selbst um Draken gekümmert hatte.
Der Blondschopf wusste schließlich wo der tatowierte wohnte.
Je länger Nahoya darüber nachgedacht hatte, desto mehr Löcher fand er in Kisakis Erzählmuster und desto seltsamer wirkte der Befehl auf ihn.
Vor allem Drakens Worte, nachdem sie ihn gefunden hatten, nagten an seinem inneren.
"Mikey ist bei Hinata Tachibana, der Freundin von Takemichi. Kisaki spielt nicht mit offenen Karten. Was auch immer er euch erzählt hat, es ist gelogen."
Natürlich hatten sie ihm nicht geglaubt. Immerhin hatte Kisaki ihnen versichert, dass er ein Verräter war.
Doch warum sagte ihnen Draken wo sich Mikey befand, wenn dies wirklich so war?
Nahoya ließ dieser Gedankengang keine Ruhe. Souya, welcher zunehmend genervter von den Zweifeln seines Bruders war, stimmte schlussendlich zu zu Mikey zu fahren. Nur, damit Nahoya endlich Ruhe gab und auch ein anderes Gesprächsthema fand, da er ihn nun schon die letzte halbe Stunde konstant mit Theorien zu gelabbert hatte und er langsam aber sicher keine Lust mehr hatte Nahoya das Wort ab zu schneiden.
"Du wiederholst dich.", kam es alle zwei Minuten von ihm. Dann war es wieder zwei Minuten Still, nur um von vorn los zu gehen.
Wobei selbst Souya langsam aber sicher an der Geschichte von Kisaki zu zweifeln begann. Anders als sein Bruder wollte er dies nur nicht offen zu geben.

Sobald die beiden also die Anschrift herausgefunden hatten und letzten Endes in Hinas Hinterhof standen, fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen.
Draken hatte die ganze Zeit über recht gehabt und Mikey wusste von all dem gar nichts!
Was hatten sie nur angestellt?!
"Komm runter!", rief Nahoya schließlich, welcher sich als erstes wieder fing.
"Diese Idioten haben mich eingesperrt!!"
Erneut blickten sich die Zwillinge an, nur um im nächsten Moment von ihren Motorrädern zu springen und die Treppen hinauf zur Wohnungstür zu hechten.
Mikey wandte sich inzwischen Zeit wieder der Tür zu und versuchte einige weitere Male sie auf zu brechen. Erfolglos.
Takemichi und Chifuyu waren ratlos, ob sie den beiden Zwillingen die Haustür öffnen sollten oder nicht. Als diese allerdings mehrere Male hintereinander klingelten, entschloss sich Chifuyu dazu ihnen auf zu machen. Vielleicht wussten sie ja wo Draken so eilig hin verschwunden war.
Während Takemichi und Chifuyu also zur Haustür liefen, kauerte Naoto mit seiner Schwester im Arm weiterhin unter dem Küchentisch.
Die Kawata Zwillinge eilten sofort an den beiden blondhaarigen vorbei in den Gang. Ihnen war es scheinbar mehr als nur egal, dass sie die Wohnung dabei unter Wasser stellten, so durchnässt wie ihre Kleidung war.
"Wo ist Mikey?"
"Ich bin hier!", rief der Blondschopf durch die Tür und augenblicklich machten sich die beiden Zwillinge daran die Kommode von der Tür zu entfernen.
"Was macht ihr zwei denn da?!", Takemichi stellte sich sofort auf die andere Seite der Kommode und hielt die beiden vom weiter schieben ab.
"Warum zum Teufel habt ihr ihn eingesperrt?", zischte der blauhaarige und schob die Kommode weiter, mit vollem Körpereinsatz, in Richtung Takemichi.
"Draken hat gesagt wir sollen ihn unter keinen Umständen herauslassen.", auch Takemichi gab sein bestes dem Druck stand zu halten, doch die Kommode rutschte einige Zentimeter weiter und so sah er hilfesuchend zu Chifuyu, welcher merkliche Schwierigkeiten damit hatte diese Situation einzuordnen.
"Verzieh dich, Takemicchi!"
Der ganze Raum hielt den Atem an, als Nahoya den blonden anschrie. Nie hatte ihn irgendwer wütend erlebt und selbst Mikey, auf der anderen Seite der Tür, verschlug es kurzzeitig die Sprache.
"Draken ist in Gefahr! Kisaki hat uns angelogen! Verpiss dich von der scheiß Tür und lass uns diese verdammte Kommode auf die Seite schieben!"
"Was ist mit Ken-chin passiert?!"
Mikeys verzweifelte Stimme riss Takemichi zwar aus seiner Schockstarre, doch musste ihn Chifuyu dennoch am Oberarm packen und von der Kommode weg ziehen.
Der Blondschopf benötigte eine Antwort. Sofort. Da er diese nicht augenblicklich bekam begann sein Kopf sich die schlimmsten Szenen auszumalen, die sich ein Gangleader nur vorstellen konnte.
War Kisaki Eifersüchtig auf ihn?!
"Was ist passiert?!"
Keine Antwort. Die Zwillinge waren mit dem schieben der Kommode beschäftigt.
"Nahoya?!"
Angesprochener biss die Zähne zusammen und gab sein bestes Mikeys Stimme zu ignorieren und weiter zu schieben, um ihn so schnell wie möglich aus dem Raum zu befreien.
Mikey hatte, aufgrund dieser Nachricht, bereits vollkommen vergessen, dass er einen Rock trug und keine Hose.
Momentan war ihm dieser Fakt jedoch auch egal. Er machte sich nicht einmal Gedanken um die Gesichtsausdrücke der anderen, sobald sie ihn im Rock sehen würden. Stattdessen kreisten seine Gedanken nach wie vor um seinen Vizen.
Was hatte Kisaki mit Draken vor?! Wo waren sie?! Er dürfte nicht zu spät zu ihnen kommen!!

Als die Rohre sich alle queer auf dem Boden verteilt hatten, wurde es wieder kurzzeitig Still.
Draken gefiel diese Stille gar nicht. In solchen Situation bedeutete sie nichts Gutes. Zumal sich die beiden Männer noch immer nicht in seinem Sichtfeld befanden.
Ein klirren drang schließlich an seine Ohren und Kisaki fiel wieder in sein Blickfeld.
Der Brillenträger eilte über die Rohre auf dem Boden, dicht gefolgt von Sanzu.
Dieser hob eines der Stahlrohre auf und holte weit damit aus.
"Kisaki!! Hinter dir-!"
Drakens Augen weiteten sich, als Kisaki über seine linke Schulter sah. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte der blondhaarige wie gelähmt.
Länger benötigte Sanzu auch nicht ihm das Rohr gegen den Kopf zu schlagen.
Die Wucht riss Kisaki von den Füßen.
Das klirren der Rohre auf dem Boden war zu hören. Gepaart mit dem Geräusch eines auf dem Boden aufschlagenden Sandsackes.
Draken lupfte es dabei halb aus seinem Sitz, hätten ihn die Fesseln nicht daran gehindert vollständig auf zu stehen.
"KISAKI!!!", schrie der Vize so laut, bis seine Stimmbänder begannen höllisch zu brennen.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt