Kapitel 90

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Mit quietschenden Reifen kam Draken an Kisakis Wohnung an.
Er hechtete die Stufen hinauf und klingelte.
Als niemand öffnete verengte er seine Augen und klopfte mehrmals gegen die Tür.
"Kisaki!! Mach die Tür auf!!"
Das Licht in der Wohnung war an. Warum öffnete er ihm nicht die-
Im Augenwinkel sah Draken etwas auf sich zu schnellen.
Mit ganz viel Glück konnte er dem Schlag noch ausweichen.
"Angry?!"
Draken tat schwer daran die folgenden zwei Schläge abzuwehren. Warum griff ihn der blauhaarige an?!
"Du hast Mikey verraten!"
"Was labberst du für einen scheiß?!"
Er wich dem nächsten Schlag aus und stolperte dabei zwei Treppen hinab, ehe er sich noch rechtzeitig fing, um einen Kick abzuwehren.
"Ich habe keine Ahnung was dir Kisaki erzählt hat, aber ich habe Mikey nicht verraten!"
Angry drängte ihn weitere drei Stufen hinab, indem er immer wieder nach ihm schlug und Ken immer wieder sein bestes gab ihm auszuweichen. Draken wollte wirklich nicht gegen ihn kämpfen und so beschränkte er sich darauf jeglichen Schlägen und Tritten auszuweichen, oder sie nur abzuwehren.
"Und warum hast du dann Toman verlassen?!"
"Das war-"
Angry schleuderte ihn mit einem Tritt an das Treppengeländer direkt neben ihm und obwohl er den Tritt noch mit beiden Unterarmen hat abwehren konnen, spürte er das Stahlgeländer bereits gegen seine Knochen drücken.
"Angry-"
Noch bevor er seinen Satz weiter aussprechen konnte, stieß auch Smiley dazu, indem er ihn vom unteren Ende der Treppe mit einem Faustschlag Angriff.
Dies erschwerte es Draken merklich seine Mauer an Verteidigung aufrecht zu erhalten und niemanden der beiden zu verletzen.
"Ich will nicht gegen euch kämpfen, verdammt nochmal! Ich habe Mikey nicht verraten!"
"Erzähl das den Fischen!" Ausnahmsweise zierte Smileys Lippen heute kein grinsen. Er wirkte vielmehr wie sein Zwillingsbruder. Wobei ihm die Enttäuschung gut anzusehen war. Im Gegensatz zu Angry, welcher wie immer wütend drein schaute.
"Ja, denn du wirst bald bei ihnen schlafen!", gab jener von sich und ging daraufhin nochmals auf den ehemaligen Vize los.
Draken verengte leicht die Augen, legte die Hände auf das Geländer und schwang seine Beine nach oben über seinen Kopf.
Die beiden Kawata Zwillinge hielten kurz irritiert in ihren Bewegungen inne, während der blondhaarige das Geländer los ließ und kurz darauf auf dem Boden zum stehen kam und in den Hinterhof der Wohnung eilte.
Die Zwillinge sahen sich an und hechteten ihm anschließend nach.
Draken suchte nach verstecken. Alles in ihm sträubte sich dagegen gegen die beiden zu kämpfen und so warf er sich regelrecht auf den Boden und rollte unter eines der Autos, in der Hoffnung die beiden würden denken er wäre ihnen entkommen.
Souya und Nahoya blickten sich um. Draken konnte nicht weit gelaufen sein. "Er kann nicht weit gekommen sein." Er musste sich irgendwo hier befinden.
Souya hatte noch immer die Hände zu Fäusten geballt.
Sie liefen um die Autos herum, sahen hinter Büsche und Mülltonnen nach und warfen sogar Blicke auf die untersten Balkons.
Draken hielt die Luft an als Nahoyas Füße an dem Auto vorbei liefen und nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht stehen blieben.
Er presste seine Hand auf seinen Mund, um keinen Laut von sich zu geben. Er sah bereits, wie Nahoya in die Hocke ging.
"Shit!", zischte Souya und kickte einen Stein ans andere Ende des Parkplatzes, woraufhin sich der Struwwelkopf wieder auf richtete und zu seinem Bruder blickte. "Was sollen wir denn jetzt Kisaki erzählen?"
"Das was passiert ist." Nahoya zog sein Handy aus der Hosentasche. Souya grummelte vor sich hin.
Gerade als sich Draken in Sicherheit glaubte, rollte Souyas Stein direkt vor seine Nase. Es folgten zwei Sekunden Blickkontakt, bis Draken sich wieder unter dem Auto hervorrollen wollte.
Er hatte nun bereits mehrere Schrammen auf dem ganzen Körper. Asphalt eignete sich nicht gut zum drüber rollen. So viel war Sicher.
Als er also unter dem Auto mit dem Oberkörper hervor gerollt war, standen die Zwillinge bereits neben jenem und blickten auf ihn hinab.

Mikey spürte Kisakis warmen Atem in seinem Nacken. Obgleich er noch keine Stunde zuvor unglaubliche Angst in seiner Umgebung verspürt hatte, fühlte er sich nun fast seltsam hier zu liegen.
Es fühlte sich falsch an, aber nicht schlecht. Nervös, aber er hatte keine Angst.
Ihn plagten nur die Schuldgefühle dem blondhaarigen gegenüber.
So fiel sein Blick von dem Spiegel auf den Bettlacken.
Er versenkte seine Finger in der schwarzen Decke.
Er hätte niemals anfangen sollen mit Kisaki zu schlafen. Der verletzte Gesichtsausdruck des Mannes hatte sich in sein Unterbewusstsein gebrannt und erschwerte es ihm das Bett verlassen zu wollen.
Er sollte unbedingt zu Naoto. Dies war gar keine Frage. Allerdings schmerzte es ihn Kisaki so zu sehen. Es erinnerte ihn an Drakens Gesichtsausdruck, als er ihm ehrlich gegenüber gewesen war.
Sie hatten beide denselben verletzten Gesichtsausdruck gehabt.
Nur hatte ihm Draken seine Gefühle direkt gesagt und Kisaki hatte seine all die Jahre herunter geschluckt.

Eine halbe Stunde zuvor, direkt nachdem Mikey sich entschuldigt hatte, hatte Kisaki ihn geküsst.
Nie hätte er erwartet jemals diese Worte von dem Blondschopf zu hören.
Eigentlich hätte er ihn sofort zu Naoto schicken sollen, sobald er dies gehört hatte, doch konnte er es einfach nicht übers Herz bringen.
Er wollte Mikey für sich haben. Er war so verdammt eifersüchtig auf Draken, dass es bereits schmerzhaft war.
Ganz egal was er tat, für den Blondschopf war er nie gut genug gewesen. Er war nur der Ersatz des tatowierten, der Ersatz des ersten Vize.
Mikey würde ihn niemals genau so gerne anfassen wie den anderen. Er würde ihn niemals auf dieselbe Art und Weise ansehen. Er würde ihm nie so stark vertrauen und sich erst recht nie in ihn verlieben.
Kisaki hatte versucht damit klar zu kommen. Doch von Tag zu Tag wurde dies immer schwerer.
Er hatte versucht Mikeys dunkle Impulse zu unterdrücken. Doch hatte er versagt. Im Gegensatz zu Draken konnte er sie nicht im Zaum halten.
Mikey hatte sich verändert.
Durch die Unterhaltung mit dem jüngeren wusste er dies jetzt.
Er hatte sich so stark verändert, dass er den Blondschopf nicht mehr wieder erkannte.
Sanzu hatte ihn dazu gebracht aus Mikey ein Monster zu machen und trotzdem wollte er ihn nicht gehen lassen.
"Ich liebe dich, Mikey."
Kisakis Augen waren glasig.
'Gott verzeih mir', dachte sich der Mann und legte seine Stirn auf Mikeys Brust ab. So verharrte er gute zwei Minuten, bevor er mit der Hand unter dessen Shirt fuhr.
Er musste ihn einfach stöhnen hören. Er wollte ihn anfassen. Ein letztes Mal noch wollte er ihn spüren, bevor er ihn zu Naoto schickte.
Doch am Ende zögerte er dies alles hinaus, da alles in ihm sich dagegen sträubte ihn los zu lassen. Obgleich er wusste, dass dies das beste für ihn war und vermutlich auch die einzige Chance, wie er jemals wirklich glücklich sein konnte. Sanzu hatte recht gehabt. Seine Gefühle für den Blondschopf brachten ihn dazu alles zu tun, um ihn für sich zu haben...
Kisaki verengte kaum merklich seine Augen. Ihm missfiel dieser Gedanke. Wahrscheinlich gerade deswegen, weil er der Wahrheit entsprach und er wusste, dass er das falsche tat.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt