Kapitel 68

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Nun war es Draken gar nicht mehr möglich sich aufzurichten, so nah, wie Mikey ihn an sich drückte.
"Du hast das all die Jahre mit dir herum geschleppt?" Mikey hatte gar keine Zeit auf Drakens rhetorische Frage zu Antworten, da sprach er bereits weiter. "Nichts davon ist deine Schuld."
Natürlich wusste Mikey dies. Objektiv betrachtet war nichts davon seine Schuld. Wobei letzteres, letzteres wäre objektiv betrachtet seine Schuld gewesen.
Draken wollte sich aufrichten. Mikey spürte den Druck, den der Mann auf seine Arme ausübte und so ließ der Blondschopf jene etwas lockerer und gab sein bestes sie nicht länger zu verkrampfen, wodurch sich Draken wieder aufsetzen konnte.
Erneut kreuzten sich ihre Blicke.
"Warum hast du mir nie davon erzählt?"
Nun wandte Mikey wieder den Blick ab ohne zu Antworten. Eine ganz schreckliche Angewohnheit, die der Blondschopf sich da angewöhnt hatte.
In jenem Moment erinnerte sich Draken an die Worte von dem rothaarigen.
'Weißt du, wenn du eine Eigenschaft hast, welche 99 Prozent der Leute nicht haben, gibt es so gut wie niemanden, der sich aufgrund einer anderen Eigenschaft zu dir hingezogen fühlt. Der einzige Grund aus welchem mir Menschen folgen ist meine Stärke. Niemand außer du hat jemals etwas anderes im Sinn gehabt. Wenn du an mich denkst, was ist die erste Sache, die dir in den Sinn kommt? Stell diese Frage jedem Mitglied und ich garantiere dir alle werden sie mit Stärke beantworten.'
Draken schien wirklich blind gewesen zu sein.
"Mikey, die Leute folgen dir, weil du sie anführst. Es braucht mehr, um so viele Leute zusammen zu halten, als Stärke. Du hast Charisma, du weißt wie du sie motivieren kannst, sie vertrauen deinen Entscheidungen, weil sie wissen, dass du die richtigen treffen wirst. Du musst nicht alles für dich behalten, um nach außen hin stark zu wirken, damit sie dir auch weiterhin folgen." Mikeys Mundwinkel zuckten bei den folgenden Worten Drakens leicht nach oben. "Und vor mir erst recht nicht."
Dann blickte der Blondschopf wieder zu dem Mann in den triefenden Klamotten, der noch immer vor ihm auf dem Boden kniete.
"Danke, Ken-chin."
Langsam aber sicher begann Mikey zu zittern. In klatschnasser Kleidung und oben ohne im Herbst direkt vor der Haustür auf dem Boden zu sitzen, war alles andere als angenehm.
"Gehen wir Baden?", fragte Draken somit, mit einem Lächeln auf den Lippen, da er bemerkte, wie kalt Mikeys Haut geworden war.
"Wenn du mich nicht wieder unter Wasser drückst."
"Hah? Aber beim letzten Mal hat es dir doch gefallen."
Mikey musste bei Drakens enttäuschtem Gesichtsausdruck zu lachen anfangen. Dies zog auch die Stimmung des anderen wieder nach oben.
Er würde sich unbedingt bei Naoto und Takemichi dafür entschuldigen müssen, vor gehabt zu haben, sie aus seinem Zimmer raus zu werfen.
Dank ihnen hatte er sich nun mit Mikey vertragen und nicht nur das. Sie waren nun auch noch zusammen. Sein Leben könnte gerade nicht besser verlaufen.
Mikey musste niesen, woraufhin Draken auf stand und sich der Blondschopf von ihm auf die Beine ziehen ließ.
Draken knipste das Licht an. Jenes flackert einmal und erhellte dann das Badezimmer.
"Du duscht zuerst.", beschloss der ältere.
"Aber du hast länger im regen gestanden." Mikey folgte ihm in das Badezimmer.
"Und du ohne Oberteil."
"Und du bist im regen Motorrad gefahren." Der Blondschopf schloss die Tür hinter sich.
"Du hast eben genossen.", sagte der größere und zog dabei sein nasses Shirt aus.
"Und?" Die beiden zogen ihre Hosen aus und pfefferten sie geradewegs in den Wäschekorb.
"Nichts und."
Vermutlich wäre diese Diskussion ewig weiter gegangen, hätte Mikey nicht Drakens Handgelenk ergriffen und ihn geradewegs mit unter die Dusche gezogen, nachdem sich jener auch seiner Socken entledigt hatte.
Da die Duschkabine nur für eine Person ausgelegt war, mussten sie sich etwas zusammen quetschen um beide hinein zu passen.
Draken griff nach dem Duschkopf und richtete ihn auf den Boden, während Mikey die Wassertemperatur einstellte.
"Wie warm duschst du normalerweise?"
"Normalerweise dusche ich nicht warm. Dann ist das Badewannenwasser wärmer."
"Dann wirst du heute ne Ausnahme machen müssen." Nie im Leben duschte Mikey jetzt mit kaltem Wasser, wo er ohnehin kurz vor dem Zittern war.
Draken musste leise lachen, woraufhin Mikey nur genervt die Augen verdrehte.
"Passt die Temperatur?"
Draken legte seine freie Hand an Mikeys Hüfte und zog jenen somit etwas näher gegen seinen Körper. "Solange sie dir passt."
Mikeys Herzschlag beschleunigte sich. Was war denn jetzt los? Es war ja nicht so, dass Draken ihn noch nie auf diese Art und Weise angefasst hatte.
Wahrscheinlich lag es daran, dass er noch vor wenigen Minuten ihre Beziehung für beendet geglaubt hatte und jetzt gehorchte ihm daher sein Körper nicht länger.
Der Blondschopf schloss den Wasserhahn, sodass Draken den Duschkopf wieder befestigen konnte.
Erst als er dies getan hatte, öffnete Mikey ihn wieder.
Erneut prasselte das Wasser auf sie hinab. Dieses Mal jedoch war es angenehm warm.
Mikey stand noch immer mit dem Rücken zu Draken. Dieser griff nach dem Shampoo und begann ohne Vorwarnung kurzerhand Mikey die Haare ein zu shampoonieren.
"Du hast dir heute gar keinen Zopf gemacht."
"Ich habe ja heute auch meine Wohnung nicht verlassen...", murmelte Mikey, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Finger, welche seine Kopfhaut massierten.
Der Blondschopf legte den Kopf in den Nacken, um das Shampoo nicht in die Augen zu bekommen.
Als Draken sicher war, dass das ganze Shampoo aus Mikeys Haaren gewaschen war, wusch er nun auch seine Haare. Allerdings im Eiltempo, da er seine Hände fiel lieber auf Mikeys Haut hatte, als auf seiner eigenen.
Der größere massierte dem Blondschopf die Schultern, weshalb jener kurzzeitig seinen Kopf etwas nach vorne lehnte.
Drakens Hände wanderten Mikeys Seite hinab, ehe der größere seinen Kopf auf dem Kopf des kleineren platzierte und seine Augen schloss.
"Du bist eiskalt.", bemerkte Mikey. "Sag doch, dass es dich friert."
Drakens Haut war kälter als Mikeys. Während die Körpertemperatur des blondhaarigen nun fast wieder normal war, so war Drakens Haut noch immer eisig kalt.
Mikey trat ein paar Zentimeter nach vorn, damit Draken weiter unter den Wasserstrahl stehen konnte.
"Ich frage mich wie Kisaki es herausgefunden hat."
Mikey wusste sofort wovon Draken sprach. Auch sein Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. Ihm fiel es auch schwer zu glauben, dass Takemichi ihn dies weiter erzählt hatte. Noch schwerer war es jedoch zu glauben, dass er ihn dazu angestiftet haben sollte Draken zu erpressen.
"Du bist zu hundert Prozent davon überzeugt, dass es nichts mit Takemicchi zu tun hat, oder?"
"Takemicchi würde so etwas nie tun. Da bin ich mir sicher."
Beide sahen sie etwas abwesend an die Wand vor ihnen, ehe Draken wieder die Stimme erhob.
"Und ich darf dich wirklich nicht unterwasser drücken?"
Mikey musste lachen, wodurch Draken seinen Kopf von Mikeys nehmen musste. Dann lehnte der kleinere sich wieder an dem Mann hinter ihm an und legte den Kopf in den Nacken, sodass er zu ihm hoch sehen konnte.
"Schneidest du mir wirklich so gerne die Luft ab?"
Drakens Hände wanderten von Mikeys Hüfte, um dessen Unterkörper, wo sie sich nun überkreuzten.
"Ich sehe dich gerne wegen mir außer Atem."
Erneut flatterte das Herz des kleineren. Er hob den Kopf und sah seitlich zu Boden.
Draken bemerkte diese Geste natürlich und musste schmunzeln.
"Du bist verlegen.", triezte er den Mann vor ihm grinsend.
"Bin ich nicht."
"Doch bist du."
"Ach halt doch die Klappe."
Der größere begann zu lachen, wodurch sich ein kaum merklicher Rotschimmer auf Mikeys Wangen bildete.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt