Kapitel 2

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Es war ein warmer Sommertag gewesen. Eigentlich hatte Emma Draken auf das Sommerfest eingeladen, welches in der Stadt stattfand, doch hatte dieser abgelehnt.

Nach einem Toman treffen hatte er sich also beim Schrein nieder gelassen. Es dauerte nicht lange, da hatte sich Mikey zu ihm gesellt.

Erst war es eine Weile still, bis der Blondschopf schließlich die Stimme erhob.

"Warum gehst du nicht mit Emma aus? Sie steht auf dich. Das ist kaum zu übersehen.", Mikey hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Die beiden saßen unter einem alten Baum neben dem Schrein. Die Sonne war bereits unter gegangen.

"Ich will keine Beziehung." Dies war offensichtlich gelogen. Draken stand nicht auf Frauen. Er war homosexuell und stand zudem noch auf den Blondschopf, der ihm gerade diese Frage gestellt hatte. Dieser jedoch hatte keine Ahnung von den Gefühlen des größeren und so sollte es auch bleiben.

Mikey sah nun im Augenwinkel zu Draken, dessen Blick in der Ferne lag. "Warum nicht?", fragte Mikey neugierig und drehte nun ganz seinen Kopf zu dem anderen.

"Ich könnte ihr nicht sagen, dass ich sie liebe ohne sie an zu lügen."

"Hnn...", Mikey lehnte sich nun wieder zurück gegen den Baumstamm. "Und wenn die Beziehung rein sexueller Natur wäre?"

Seit dem Beginn des Gesprächs hatte Draken nun schon versucht dem Blickkontakt aus dem Weg zu gehen, in dem er Löcher in die Ferne starrte. Doch nun klebte sein Blick förmlich auf dem hellhaarigen. "Was meinst du damit?"
Es war ziemlich offensichtlich, dass Draken so eine Äußerung von dem jüngeren nicht erwartet hatte.

"Was ich damit meine?" Er erwiderte den Blickkontakt und stand grinsend auf.  "Würdest du mit ihr eine Beziehung eingehen wollen, wenn sie nur physisch wäre?" Mikey versenkte die Hände in den Hosentaschen. "Wenn ihr nur miteinander schlafen würdet und nichts romantisches dabei wäre?"

Der tatowierte war einige Sekunden lang sprachlos. Er fragte sich ob Mikey gerade herausfinden wollte, ob er seine Schwester nur ausnutzte. "Nein. Sie steht auf mich. Das wäre nicht richtig." Draken unterbrach den Blickkontakt, nur um eine Sekunde später wieder ins Gesicht des hellhaarigen zu starren.

"Was wenn sie nicht auf dich stehen würde?"

War dies sein ernst? Doch es schien Mikeys voller ernst zu sein. Draken suchte nach seiner Stimme.
"Ich werde nicht mit deiner Schwester schlafen. Selbst wenn sie nicht auf mich stehen würde."
Erneut wandte er den Blick ab.

Verdammt war es anstrengend Mikey bei diesem Thema direkt anzusehen.

"Warum? Weil sie meine Schwester ist?" Mikey sah in den Himmel und bließ die Backen auf. "Dabei sieht sie doch gut aus."

"D-Das wollte ich damit nicht andeuten."
Erneut kreuzten sich ihre Blicke, bevor Draken nochmals den Blick abwandte.

Mikey war nicht dumm. Er wusste, dass Draken etwas auf der Zunge lag. Etwas, was er sich nicht traute auszusprechen. Daher musste er dies wohl für ihn übernehmen. "Ist es, weil sie eine Frau ist?"

"Woher-" Erst nachdem er den Mund geöffnet hatte, bemerkte er, was er da eben von sich gegeben hatte.

Mikey musste lachen. Draken empfand dieye Situation jedoch als absolut nicht lustig. Dennoch war er etwas erleichtert darüber, dass Mikey lachte. Er kannte sein lachen. Er wusste, dass der Blondschopf ihn nicht auslachte.

"Also ernsthaft dafür musst du dich doch nicht schämen."

Nun war Draken jedoch irritiert. Ein kleiner Teil von ihm hoffte, dass es dem jüngeren genau so erging. Dass er ebenso auf Männer stand.

"Um ehrlich zu sein", fing der kleinere an und sah nun in Richtung Horizont, "bin ich froh darüber, dass du ihre Einladung nicht angenommen hast."

Nein. Nein. Er sollte keine Hoffnung bekommen. Mikey stand nicht auf Männer und schon gar nicht auf ihn. Nein. Das war schmerzhaft. Warum erwartete er jetzt ein Geständnis? Was erlaubte er sich so zu denken? Mikey stand nicht auf Männer und schon gar nicht auf ihn.

Draken fühlte sich beinahe so als würde ihm die Luft aus der Lunge gepresst.
"Warum das?"

"Es hätte nur Ärger gegeben."

Der tatowierte runzelte die Stirn. In wie fern Ärger?

Doch bevor er jene Frage stellen konnte, antwortete Mikey bereits auf jene.
"Emma soll so wenig wie möglich mit Toman zu tun haben. Ich will nicht, dass sie verletzt wird."

Natürlich wussten sie beide, dass Draken - selbst ohne, dass er etwas für sie empfindet - sein Leben für sie geben würde, weil sie Mikeys Schwester ist. Doch niemand in der Gang außer ihm wusste, dass Mikey überhaupt eine Schwester besaß. Würde er mit ihr ausgehen, würden sie vielleicht zusammen gesehen werden. Damit würde er sie in Angelegenheiten mit hineinziehen, die sie das Leben Kosten könnten.

So hatte er dies noch gar nicht betrachtet.

In jenem Moment kam er sich egoistisch vor. Er hatte nur seine eigenen Gefühle vor Augen gehabt und dabei die Konsequenzen für Emma vollkommen vergessen.

"Sag, Ken-chin, wenn es ein Junge wäre, wie wäre es dann?"
Noch immer blickte Mikey in die Ferne.

Draken war nach wie vor mit dem Thema überfordert.
"Bist du besorgt, dass ich erpressbar bin? Das bin ich nicht. Mach dir keine Sorgen darum."

Mikeys Blick fiel leicht in Richtung Boden. Nun sah es nicht länger so aus als sähe er in die Sterne. Es wirkte fiel mehr als blickte er die Treppen des Tempels hinab zur Straße. "Das bin ich nicht."

Erneut fehlten Draken die Worte, weshalb erneut kurz Stille aufkam. Dann jedoch hob Mikey seinen Blick wieder.
"Ich habe keine versteckten Motive bei dieser Frage." Er blickte über seine Schulter zu Draken, welcher nach wie vor mit der Situation überfordert war. "Ich wünschte so etwas wäre verbreiteter."

Damit drehte er sich nun vollständig zu Draken um und kratzte sich anschließend lächelnd am Hinterkopf bevor er furtfuhr.

"Ich lüge die Leute auch nicht gerne an und wenn man die Wahrheit sagt, wollen die wenigsten noch etwas mit einem zu tun haben." Dann sah er seitlich zu Boden und das Lächeln verschwand innerhalb von Sekunden von seinen Lippen. Soeben hatte er realisiert,dass dies vielleicht auch auf Draken zutreffen könnte. "Jetzt wo ich so darüber nachdenke....vergiss was ich gesagt habe."

Damit drehte er Draken den Rücken zu und wollte den Platz verlassen. Doch kam er nicht weit, da jener ihn am Handgelenk fest hielt.

Mikey blieb stehen und blickte überrascht zu dem größeren. Der hellhaarige hatte bis zu jenem Moment bereits angenommen, dass seine Freundschaft zu Draken nun ebenfalls vorüber war. Dies merkte man auch an seinem Blick, welcher emotionaler wirkte als unter normalen Umständen.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt