Kapitel 57

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Weder Draken noch Mikey wollte den Kuss lösen. Beide weigerten sich, sich auch nur einen Millimeter von dem anderen zu entfernen.
Erst nach einer halben Ewigkeit löste sich der braunhaarige von dem kleineren.
"Wie lange liebst du mich schon?"
Draken musste einfach wissen, ob er Mikey in der Vergangenheit seine Gefühle gestehen konnte oder nicht.
Der Rotschopf sah aus dem Fenster.
"Angefangen hat es so zirka zwei bis drei Monate nachdem wir angefangen haben miteinander zu schlafen." Dann kreuzten sich ihre Blicke wieder. "Was ist mit dir?"
"Ich äh..." Wann hatte es angefangen? Draken sah kurz an die Decke und kratzte sich dann leicht verlegen am Hinterkopf, bevor er fortfuhr. "Ich würde sagen drei Jahre davor."
Mikeys Mund klappte auf. Damit hatte er absolut gar nicht gerechnet.
Schnell legte er seine Rückhand vor seinen Mund und sah etwas peinlich berührt zur Seite, weil man ihm diese Schockreaktion nur zu gut angesehen hatte.
"Damit habe ich nicht gerechnet...wow..." War er wirklich so blind gewesen? "Ich dachte du würdest auf meine Schwester stehen."
Da brannte Draken eine Frage auf der Zunge.
"Warum bist du ihr gegenüber so abweisend?"
"Kisaki soll mich nicht mit ihr erpressen können."
"Im Krankenhaus warst du ihr gegenüber auch abweisend."
Mikey suchte kurzzeitig nach den richtigen Worten und unterbrach dabei den Blickkontakt.
"Sie hat seit zwölf Jahren nicht mehr mit mir geredet. Wir haben uns in gewissem Maße auseinander gelebt." Der Blick des rothaarigen fiel aus dem Fenster. "Sie hat mir die Schuld gegeben, dass du dich nicht mehr bei ihr gemeldet hast." Draken hatte durch seine Aktion das Verhältnis zwischen Mikey und seiner Schwester zerstört?
Nun war er derjenige der auf die Matratze sah.
"Sie war Hals über Kopf in dich verliebt gewesen." Mikeys Mundwinkel zuckten leicht nach oben, als er daran zurück dachte.
"Ich habe es ihr nicht verübeln können. Hätte ich dich nie gefragt mit mir zu schlafen, hättest du auch keinen Grund gehabt den Kontakt zu uns beiden abzubrechen."
Mikeys Augenlider wurden etwas schwerer.
"Damals habe ich mich teilweise wirklich schlecht gefühlt. Als hätte ich ihr ihren Freund weggenommen." Sie mussten beide schmunzeln, da sie beide wussten, wie absurd dieser Gedankengang war.
Schließlich stand Draken schon lange davor auf Mikey und hatte nie Interesse an Emma gehabt.
Jetzt, wo der Rotschopf es wusste, konnte er darüber Lächeln. Doch damals gab es Tage, an denen er sich äußerst egoistisch fühlte. Tage, an denen Mikey nicht aufhören konnte sich den Kopf darüber zu zerbrechen was wohl passieren würde, sollte sie von ihrer Beziehung herausfinden.
Vor allem, wenn sie herausgefunden hätte, dass er sie initiiert hatte und es seine Idee gewesen war.
"Süß", Draken grinste, woraufhin ihn Mikey mit dem Ellenbogen leicht gegen die Rippen boxte.
"Ach halt doch die Klappe."
Draken brachte dies jedoch nur mehr dazu, breiter zu Grinsen.
Es war schön zu sehen, dass Mikey sich neben seiner Angst vor Kisaki kaum verändert hatte. Zumindest, wenn er mit ihm sprach.
Einige Sekunden Stille kamen auf, ehe Mikey wieder den Mund öffnete.
"Darf ich...heute Nacht hier schlafen?"
Warum nur hörte sich Mikey so unsicher an? Es fühlte sich beinahe so an als würde er ihn um Erlaubnis fragen. Dies war sehr ungewohnt. Normalerweise beschloss er dies von sich aus. Auf der anderen Seite hatte dieser Mikey das letzte Mal vor zwölf Jahren mit ihm interagiert. Da war es wohl verständlich,dass er Angst hatte einen Fehler zu begehen.
"Wenn dir das Bett nicht zu klein ist. Sicher."
Langsam bemerkte auch Draken, wie ihn die Müdigkeit zu übermannen schien.
"In dem Schrank sollten Schlafklamotten sein."
Draken hatte zwar keine Ahnung, was sich genau in seinem Kleiderschrank befand. Allerdings ging er davon aus, dass er auch im Besitzt von bequemer Kleidung war, welche auch zum schlafen angezogen werden konnte.
Mikey stand auf. Draken wollte es ihm gleich tun, doch stoppte ihn der Rotschopf mitten in der Bewegung.
"Ich mach schon. Bleib sitzen."
Mikey öffnete den Schrank und durchwühlte ihn mit seinen Augen, bis er fündig wurde.
"Schläfst du immer noch nur in Boxer?"
"Yup."
Schmunzelnd zog sich Mikey ein Oberteil heraus. Dies und seine Boxer sollten genügen.
Ohne groß darüber nachzudenken zog sich der rothaarige mit dem Rücken zu Draken gedreht um. Nicht, weil er sich für irgendetwas schämte, sondern, weil er gerade vor dem Kleiderschrank stand.
"Machst du das Licht aus?"
Der braunhaarige wusste schließlich nicht, ob sein Promille Wert mittlerweile so weit gesunken war, dass er wieder geradeaus laufen konnte.
Mikey, welcher sich gerade an den Rand des schmalen Bettes gesetzt hatte, stand erneut auf und lief ans andere Ende des Raumes, um das Licht aus zu knipsen.
Draken gab währenddessen sein bestes sich das Shirt aus zu ziehen.
Doch mit so viel Alkohol intus stellte sich dies als sehr sehr schwierig heraus.
Der Rotschopf schmunzelte bei dem Anblick.
"Lass mich dir helfen."
Mikey ergriff das untere Ende des Oberteils und zog es Draken über den Kopf.
Dies erinnerte ihn stark an die Zeit, in der sie beide miteinander schliefen. Vor allem an die Anfangszeit, in welcher sich der größere noch unsicher war.
Doch hatte er nicht vor mit Draken in diesem Zustand zu schlafen. Er war müde. Er wollte nur noch die Augen schließen und das Bewusstsein verlieren.
Mikey half Draken auch dabei seine Hose aus zu ziehen. Jener schämte sich noch immer dafür, so viel getrunken zu haben. Doch Mikey machte ihm keine Vorwürfe.
Kisaki hatte ihm jedes Mal aufs Neue Vorwürfe gemacht, wenn er betrunken bei ihm aufgetaucht war.
Daher wusste Mikey, wie schlecht sich dies an fühlte. Zumal es einem ohnehin bereits scheiße gehen musste, wenn man sich betrank.
Draken legte sich auf die Matratze.
Der Rotschopf schlüpfte anschließend zu Draken unter die Decke.
Mikey legte seine Arme um Draken. Er fühlte sich unwohl dabei, wenn Draken ihn von hinten umarmte.
Kisaki tat dies immer, weswegen es ihm in jener Position nur sehr schwer möglich wäre sich zu entspannen.
Draken beschwerte sich nicht. Es war angenehm von Mikey so an sich gedrückt zu werden und dessen Arme auf seinem Bauch zu spüren.
Obgleich er sich weigerte einzuschlafen - denn dann würde er diese Berührung nicht länger spüren - machte ihn der ganze Alkohol dermaßen schläfrig, dass es ihm nicht lange möglich war bei Bewusstsein zu bleiben.
Bald schon war er eingeschlafen.

Am nächsten Morgen, als Draken die Augen öffnete, schmerzte sein Kopf höllisch.
Er fasste sich an die Stirn, kurz nachdem er sich aufgesetzt hatte.
Draken erinnerte sich nur lückenhaft an alles, was gestern Abend vor sich gegangen war. Es wirkte nahezu transparent und unecht.
Er wusste nicht, ob es Realität gewesen war, oder doch nur ein Traum.
Draken blickte neben sich.
Doch neben ihm lag niemand.
Er sah auf den Boden. Auch dort lag nur seine Kleidung.
Der braunhaarige ging somit davon aus, dass er dies alles wirklich nur geträumt hatte.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt