Kapitel 23

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Obgleich das Wasser warm war, dauerte es eine Weile, bis Mikey aufgehört hatte zu zittern.
Allmählich machte sich die Erschöpfung in ihm breit. Der heutige Tag war sowohl psychisch als auch physisch zu anstrengend für ihn gewesen. Nie hätte er gedacht, dass sein Körper von ein bisschen Regen und kalten Temperaturen dermaßen herunterfahren würde.
Doch offenbar hatte er sich noch immer nicht vollständig von der Rauchvergiftung erholt.
Mikey lehnte sich mit dem Rücken an der Wanne an und legte den Kopf auf deren Rand ab. Kaum hatte er die Augen geschlossen, spürte er die Bewegung des Wassers.
Draken ließ sich neben ihm nieder und rutschte sofort bis zum Kinn ins Wasser.
"Schlaf mir hier drinnen nicht ein. Sonst muss ich dich noch ins Bett tragen."
"Ich schlafe nicht ein.", grummelte Mikey gespielt beleidigt und öffnete dabei weder seine Augen noch hob er seinen Kopf an. "Außerdem was wäre so schlimm daran mich ins Bett zu tragen?"
"Vielleicht sollte ich mich zur Abwechslung mal von dir tragen lassen."
"Wie stellst du dir das denn vor? Du bist viel zu groß und schwer dafür."
"Du bist auch nicht gerade ein Fliegengewicht."
Gespielt beleidigt drehte Mikey seinen Kopf leicht von Draken weg. Allerdings ohne ihn dabei aufzurichten.
Erneut kam Stille auf.
Mikey richtete seinen Kopf nun schließlich doch auf und kreiste ihn einige Male von rechts nach links und wieder zurück. Dies war keine angenehme Position gewesen. Anschließend rutschte er etwas nach unten, sodass nun auch sein Mund unter wasser war.
Erst jetzt bemerkte er wie warm dass Wasser und eiskalt seine Schultern wirklich waren.
Die Atmosphäre war seltsam. Sie wichen beide den Blicken des anderen aus und wagten es gar nicht erst Blickkontakt aufbauen zu wollen. Ihre Blicke lagen beide am anderen Ende des Raumes. Seit sie sich in der Wanne befanden hatten sie nicht ein einziges Mal zu dem anderen gesehen.
Für Draken war die Stimmung zu angespannt, sodass er die Stille irgendwann nicht länger aushielt.
"Ist dir immer noch kalt?"
Nur widerwillig richtete sich Mikey so weit auf, dass sein Mund wieder über Wasser war, um Antworten zu können.
"Naja heiß ist etwas anderes."
Stille.
"Warum hat Takemicchi dir gesagt, dass du auf mich aufpassen sollst?"
Nun sah Draken das erste Mal zu Mikey. Jener blickte allerdings noch immer an das andere Ende des Raumes.
"Ich meine, warum hat er nicht gesagt, dass du auf dich selbst aufpassen sollst? Schließlich bin ich nicht mit mir selbst erpressbar."
Letzteres murmelte Mikey nur, und sank keine Sekunde später wieder mit dem Mund unter Wasser.
Er schämte sich dafür diese Worte in den Mund genommen zu haben. Er schämte sich diese Schwäche so offen Preis gegeben zu haben. Ja, Mikey schämte sich nicht einmal dafür, dass ausgerechnet Draken seine Schwäche war. Dies war ihm egal. Er schämte sich dafür, dies zu zugeben oder zugegeben zu haben.
Jeder Mensch hatte Schwächen. Mikey schämte sich nicht dafür solche zu haben. Allerdings schämte er sich dafür jene zu zugeben. Vor allem vor Draken.
Warum? Es war ja nicht so, dass er ihn irgendwie beeindrucken wollte oder so... Immerhin kannte er ihn schon sehr lange. Natürlich kannte er da auch seine Schwächen. Sie vor ihm zu verstecken war daher nutzlos und reine Zeitverschwendung. Dennoch wollte er vor ihm nicht schwach wirken und seine Schwächen zu zugeben, ließ ihn jedes Mal mit jenem Gefühl der Unterlegenheit zurück.
Drakens Lippen zierte ein leichtes Lächeln. "Ich schätze er wollte, dass ich bei dir bleibe." Er sah daraufhin ebenfalls wieder ans andere Ende des Raumes. "Ich glaube eher, er wollte dir sagen, dass du auf mich aufpassen solltest." Es benötigte Überwindung dies auszusprechen. Immerhin gab er ebensowenig gerne zu schwach zu sein. Schwächer als Mikey...
Mikey setzte sich auf und drehte irritiert den Kopf zu ihm. "Aber das hätte er doch sagen können."
"Hättest du ihm zugehört?"
Sein erster Instinkt war das Wörtchen 'ja' auszusprechen, doch hätte er es wirklich? Also wirklich wirklich?
Mikeys Blick wanderte wieder langsam zur anderen Seite des Raumes.
"Ich glaube du hättest eher das Gegenteil getan."
"Wie kommst du darauf?" Mikey hörte sich in jenem Moment etwas schroffer an als geplant. Innerlich fühlte er sich angegriffen, weil er wusste, dass Draken recht hatte. Gleichzeitig wusste er, dass es die falsche Reaktion gewesen wäre.
"Naja du wolltest erst ein paar Minuten zuvor unsere unkonventionelle Art von Beziehung beenden, weil du dir selbst eingeredet hast dann nicht mehr erpressbar zu sein. Takemichis Worte wären auf Taube Ohren gestoßen, weil du dich davor schon anders entschieden hattest."
Ja, Mikey stimmte nichts so schnell um, sofern er sich bereits für einen anderen Weg entschieden hatte. Warum dies ausgerechnet jetzt in dieser Thematik doch funktioniert hatte, war sowohl Draken als auch ihm selbst ein Mysterium.
"Überhaupt überrascht es mich, dass du mich noch nicht vor die Tür gesetzt hast."
Ein verächtliches Schnauben entkam dem kleineren. Doch Draken ließ sich in seinem Monolog nicht beirren.
"Aber Takemicchi hat recht." Mikeys Blick fiel auf den Rand der Wanne, während Draken weiter sprach. "Ich gebe das nicht gerne zu, aber-", Draken brach ab und atmete aus. "Wir sollten wenigstens die nächsten paar Tage noch zusammen herumlaufen."
Mikey sagte nichts, daher sprach Draken weiter.
"Oder ich übernachte bei Mitsuya."
Keiner der beiden favorisierte diese Möglichkeit.
Nach einigen Sekunden der Stille rang sich Mikey schließlich doch dazu durch etwas zu erwidern.
"Was wäre dir lieber?"
Offenbar waren sie nicht einmal mehr Freunde. Mikey sah starr auf den Rand der Badewanne.
"Ich will dir nicht zur Last fallen." Drakens Augen fixierten seine linke Schulter. Da Mikey rechts neben ihm saß und ihm die ganze Thematik unangenehm war, floh er durch seine Blickrichtung der Konversation. "Falls du das immer noch vor hast meine ich."
Immerhin konnte er Mikey nicht dazu bringen seinen Entschluss zu ändern, so fern jener dies nicht wollte.
Unter Wasser bohrten sich Mikeys Fingernägel in seine Haut. Hatte er es noch vor oder nicht? Sollte er, oder nicht?
Mikey wusste die Antwort nicht. Seine Kehle war trocken, beinahe wie zugeschnürrt.
Er lehnte sich an Drakens Arm an. Dies würde hoffentlich als Antwort genügen. Alles sträubte sich dagegen ihn gehen zu lassen. Doch es war das logischste, wenn er jemals nicht mehr erpressbar sein wollte. Andererseits war Draken bei niemandem so sicher, wie bei ihm.
Der größere sah überrascht zu Mikey herunter als jener sich an ihn lehnte. Dann zierte ein leichtes Lächeln seine Lippen.
"Dass ich den Tag noch erleben darf an dem du deine Meinung zu einem Thema noch am selben Tag änderst."
"Ach halt den Mund.", murmelte Mikey gespielt genervt und schloss die Augen wieder kurzzeitig.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt