Kapitel 59

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Kisaki holte sich einen Stuhl, während Mikey zunehmend verzweifelter versuchte die Tür auf zu bekommen.
Der blondhaarige stellte den Stuhl verkehrt herum vor die Glaswand, sodass er seine Arme bequem auf der Rückenlehne platzieren konnte. Er beobachtete Mikeys Reaktionen, den Schweiß, welcher sich auf dessen Stirn gebildet hatte, nachdem er das fünfte Mal mit vollem Körpereinsatz gegen die Tür gesprungen war, sein zunehmend unregelmäßig werdender Atem und die Angst, die ihm klar und deutlich ins Gesicht geschrieben war, obwohl der rothaarige sein bestes gab sie hinter einer Maske zu verstecken.
Der rothaarige versuchte es mit Anlauf.
Kisakis Blick lag nach wie vor auf Mikey, als jener vor Schmerzen auf schrie, nachdem sein verwundeter Körper Kontakt mit der Tür gemacht hatte und sie sich keinen Millimeter weit bewegt hatte.
Schon Drakens Umarmung war schmerzhaft gewesen und jener hatte seine Arme nur leicht um ihn gelegt gehabt. Nun mit vollem Körpereinsatz gegen eine Tür zu springen glich beinahe Folter.
Mikey kniff die Augen fest aufeinander.
Mit dem Rücken zu Kisaki gewandt glitt er seitlich an der Tür hinab. Sein Körper brannte. Alles schmerzte höllisch.
Es würde ihn nicht wundern, wenn er sich durch diese Aktion den ein oder anderen Knochen gebrochen hatte.
"Was ist los, M-i-k-e-y?", Kisaki zog seinen Namen in die Länge. "Hast du etwa schon aufgegeben?"
Kisaki grinste provokant. Er wusste, dass es absolut unmöglich für den Rotschopf war, seine Wohnung zu verlassen. Immerhin hatte er sie so ausgestattet, dass genau dies für ihn unmöglich sein sollte.
Durch seine provokante Stimme intendierte er nur, Mikey dazu anzustacheln sich weiter selbst zu verletzen. Er wollte ihn noch verzweifelter sehen, bevor er das Bewusstsein aufgrund des Gases verlor.
Mikey rappelte sich auf und ging auf das Panzerglas los. Doch natürlich richtete er auch der Scheibe keinen Schaden zu.
Kisaki erschreckte sich nicht einmal. Stattdessen begann er lauthals zu lachen.
"So einfach bekommst du das Glas nicht kaputt."
Mikey stand schwer atmen mit geballten Fäusten vor der Glastür Kisaki gegenüber. Jegliche Angst hatte seinen Körper verlassen. Die Wut hatte die Nervosität vollständig verdrängt.
Für den Bruchteil einer Sekunde war sich Kisaki doch unsicher, ob das Glas Mikey wirklich standhalten würde.
"Draken hat dir Flausen in den Kopf gesetzt."
Der blondhaarige saß noch immer auf dem Stuhl und wirkte recht entspannt. Er hatte alle Zeit der Welt. So füllte er die Wohnung auch nicht so schnell es ging mit dem Gas. Er wollte Mikeys Verzweiflung sehen. Ihm sollte langsam die Luft ausgehen. Er sollte leiden. Kisaki wollte seinen gequälten Gesichtsausdruck sehen.
Mikey musste bei ihm bleiben. Er war der Anführer. Würde er ihn verlassen, war es das mit seiner Position.
Also entweder er blieb bei ihm, oder der rothaarige musste von dieser Welt verschwinden. Für immer. Er stellte eine zu große Gefahr für seinen Posten da, wenn er weiter auf freiem Fuß blieb.
Vor allem jetzt, da Draken ihn gegen ihn aufhetzen würde.
"Lass die Finger von ihm."
Obgleich die Stimme des rothaarigen normalerweise in dieser Situation tiefer war, so war sie jetzt um einiges höher, weshalb Kisaki erneut zu lachen begann.
Mikey zwinkert zweimal. Füllte er die Wohnung etwa mit Helium?
Aber das Gas war doch geruchlos?
Vielleicht hatte er sich den Geruch auch nur eingebildet...
Kisaki drückte auf einen Knopf und das Gas stoppte. Langsam regte er sich wieder ab.
"Eigentlich hatte ich geplant die Wohnung mit Helium zu füllen. Dies wäre sehr nett von mir gewesen, findest du nicht auch?"
Kisaki sah dem rotschopf ins Gesicht.
"Du hättest einfach einschlafen können, ohne das Gefühl erlebt zu haben zu ersticken."
Kisaki legte sein Gesicht auf die Unterarme.
"Aber nachdem du mich angegriffen hast, weiß ich nicht, ob ich das noch will."
Noch immer zierte ein Grinsen seine Lippen.
"Vielleicht lasse ich mich dazu überreden, wenn du mir gestehst was gestern Abend zwischen dir und Draken passiert ist und du anschließend um Verzeihung bittest."
Dabei wussten sie beide, dass Mikey vor Kisaki auf die Knie gehen und um Verzeihung flehen müsste, um dies zu erreichen. Doch selbst dann wäre dies sehr wahrscheinlich utopisch.
Mikey weigerte sich unterbewusst dagegen seinen Mund wieder zu öffnen. Er wollte seine Stimme nicht hören. Sie war viel zu hoch. Generell fühlte er sich gerade auf ein neues Kisaki hilflos ausgeliefert und dies gefiel dem rothaarigen natürlich absolut nicht.
"Fick dich."
Er hatte endlich sein Selbstvertrauen wieder zurück, welches ihm vor zwölf Jahren von dem blondhaarigen Mann nach und nach genommen wurde.
Kisaki verengte seine Augen.
"Wie du willst."
Er drückte auf einen anderen Knopf und augenblicklich begann ein anderes Gas in die Wohnung zu strömen.
Mikey wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb, wenn er aus der Wohnung entkommen wollte.
Er eilte in das Schlafzimmer und durchsuchte es nach einer Metallstange. Etwas, womit er die Tür vielleicht aufbrechen oder eines der Fenster aufschlagen konnte.
Die Fenster!
Der Rotschopf eilte zu den Fenstern, doch natürlich war es ihm nicht möglich jene zu öffnen.
Shit! Shit! SHIT!
Er fuhr sich durch die Haare und sah sich in dem Raum um.
Langsam aber sicher bemerkte er ein kratzen in seinem Hals.
Das erste was ihm in die Augen fiel war Kisakis Gitarre. Ohne Rücksicht auf Verluste hob er sie an und schlug mit ihr, so stark er konnte, gegen die Fenster.
Dabei zerbrach die Gitarre, doch die Fenster blieben ganz.
Mikey verspürte erneut dieses kratzen in seinem Hals. Er musste ein paar Mal Husten.
Scheiße!
Kisaki warf einen Blick auf sein Handy. Er hatte einen Mann engagiert, welcher die Tür zu schließen sollte, nachdem Mikey am heutigen Tag seine Wohnung betrat.
Kisaki wusste zwar nicht wann dies heute passieren würde - zugegeben ihm wäre es um einiges lieber gewesen, wenn er noch etwas mehr Schlaf abbekommen hätte - doch wollte er sich nicht beschweren. Er saß schließlich auf der sicheren, angenehmeren Seite von dem Panzerglas.
Mikeys Husten wurde schlimmer. Instinktiv zog er sich das Tuch von dem Mund, um besser Luft zu bekommen. Dies machte es jedoch nur noch schlimmer.
Sein Körper begann leicht zu zittern. Er musste unbedingt hier heraus.
Ein letztes Mal versuchte Mikey verzweifelt die Tür auf zu brechen, in dem er sich gegen sie schmiss.
Doch die körperliche Aktivität sorgte nur für höllische Schmerzen. Dazu hustete er nun beinahe unkontrollierbar.
Mikey drückte die Klinke herunter. Er versuchte die Tür auf zu ziehen. Mit glasigen Augen stellte er fest, dass sie sich noch immer keinen Millimeter bewegte.
Komm schon. Komm schon.
Sein Körper begann zunehmend mehr zu zittern.
"Hast du mir etwas zu sagen, Mikey?"
Sein Magen begann zu brennen. Der Rotschopf krümmte sich vor Schmerzen. Er fasste sich auf den Bauch und versenkte kurzerhand seine Finger in dem Stoff seines Oberteils.
"Ki-ki-"
Mikey fiel hustend auf die Knie. Er hielt sich die Hand vor den Mund. Ihm war verdammt übel, doch er konnte einfach nicht aufhören zu Husten.
Seine Augen wurden glasig, während er nach Luft schnappte.
Nein. Nein!
Er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden. Er musste bei Bewusstsein bleiben. Er durfte nicht sterben. Er würde nicht aufgeben.
Mikey stellte einen Fuß auf den Boden.
Noch bevor er erneut aufstehen konnte, begann sein Herz in einem ganz seltsamen Rhythmus zu schlagen. Er hörte das Pochen seines Herzens in seinen Ohren. Mit der Hand, welche zuvor noch auf seinem Bauch lag, fasste er sich nun an den Brustkorb. Auch seine Finger zitterten heftig.
Kisaki stand auf und blickte auf Mikey hinab, welcher sich, aufgrund des zitterns, nicht länger auf den Knien halten konnte und nach Luft schnappend vollständig auf den Boden fiel.
Verächtlich blickte Kisaki auf seinen Ex hinab, welcher mit jeder Sekunde verzweifelter nach Luft rang.
Langsam begann dessen Haut immer blasser zu werden und schlussendlich blau anzulaufen.
Mikey war nun ununterbrochen am Husten. Einige Tränen kullerten seine Wangen aufgrund der Schmerzen hinab, welche von seinem Brustkorb aus gingen.
Durch das ganze Husten zog Mikey die Beine an. Dadurch wurden die Schmerzen in seinem Bauch allerdings unerträglich. Sofort streckte er sie wieder aus und landete dabei auf dem Bauch. Mikey ächzte, als das restliche bisschen Luft, welches ihm noch zum atmen blieb, mit einem Mal aus seinem Brustkorb gedrückt wurde. Der rothaarige streckte seine Hand nach dem Panzerglas aus, hinter welchem Kisaki stand und nach wie vor unbeeindruckt auf ihn hinab blickte.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt