Kapitel 28

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"Ken-chin", fing Mikey an, doch ihm blieben die Worte im Haus stecken. Er konnte seine Gedanken doch nicht aussprechen! Was wenn Draken ihn wirklich nur wegen dem Sex vermissen würde? Was erhoffte er sich überhaupt davon diese Frage laut auszusprechen?
"Hm?" Draken ließ ihn nicht los und machte auch keine gestalten seinen Kopf zu heben. Erst als Mikey eine längere Zeit nicht antwortete, hob er den Kopf. "Was ist?"
Mikeys Blick lag auf dem beschlagenen Spiegel. Warum war er nur so? Entweder er machte sich absolut gar keine Gedanken um eine Thematik und sagte geradeaus, was ihm durch den Kopf ging oder aber er dachte Tagelang an nichts anderes mehr und bekam seinen Mund einfach nicht mehr auf.
Draken wuschelte ihm durch die Haare. Genervt schlug Mikey die Hand weg und drehte sich zu Draken um.
"Siehe einer an. Du bist ja doch ansprechbar."
Kaum hatte jener die Worte ausgesprochen, fiel Mikeys Blick wieder zur Seite.
"Föhn dir lieber die Haare."
Damit verließ er das Bad. Draken sah ihm kurz verwirrt nach, entschied sich dann allerdings dazu sich ebenfalls die Haare zu föhnen.
Mikey schloss hinter sich die Tür und lehnte sich im nächsten Atemzug mit dem Rücken an diese an. Die Tür war kalt. Dies realisierte er allerdings erst nachdem er seinen Rücken bereits an jener angelehnt hatte.
Was sollte er jetzt tun?
Mikey bemerkte selbst wie seltsam sein Verhalten war und wenn er dies schon bemerkte, wie offensichtlich war dies für Draken dann bitte?
Anziehen sollte er sich.
Doch wollte er das?
Durch die Tür hörte er das Geräusch des Föhns.
Selbst wenn Draken seine Gefühle erwidern würde, was dann? Mikey wollte gar nicht wissen, wie viele von Tomans Mitgliedern dies als ekelhaft betiteln würden.
Außerdem, was wenn sie sich doch irgendwann einmal in die Haare kriegen würden?
Ganz egal wie man es drehte und wendete. Es war seltsam noch Kontakt mit einem Ex zu haben.
Mikey fasste sich an die Stirn.
Jetzt überdachte er auch schon solche Dinge. Dabei war er sich nicht einmal sicher, ob Draken seine Gefühle überhaupt erwiderte oder nicht. Verdammt, warum mussten Emotionen so kompliziert sein!?
Im Gegensatz zu Mikey dachte Draken gar nicht so weit. Er stand im Bad und föhnte sich die Haare.
Das einzige was ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte war Mikeys Abwesenheit von vorhin.
Er wollte, dass sich Mikey gut fühlte und in der Badewanne schien dies auch der Fall gewesen zu sein. Deswegen hatte er sich nicht zurückgehalten.
Doch vielleicht war das Haare föhnen zu viel gewesen? War er ihm in irgendeiner Form zu nahe getreten?
Hatte er die Grenze zwischen einfachem Sex und einer Beziehung unbewusst überschritten? War Mikey deswegen so abwesend und kalt gewesen, als er gegangen war?
Unsanft wurde Draken daran erinnert, dass er den Föhn immer wieder bewegen sollte und nicht zu lange und zu nahe auf seine Haut halten sollte.
Mikey raffte sich schließlich auf und zog sich ein einfaches Shirt und ne kurze Hose an.
Draken hatte seinen halben Kleiderschrank bereits bei ihm. Mikeys Kleidung passte ihm auch nicht. Da war dies nur von Vorteil.
Der Blondschopf drank noch etwas von dem Cola, welches sie voehin im Supermarkt gekauft hatten. Dann kam auch schon Draken aus dem Bad.
Der Raum war erfüllt von Stille, als sich jener an zog und sie beide schließlich Zähne putzen gingen.
Sie redeten noch immer kein Wort miteinander nachdem sie beide ins Bett gekrabbelt waren.
Draken hatte sich auf den Rücken gelegt und seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt, während Mikey ihm den Rücken zugedreht hatte und seine Beine etwas angezogen hatte.
Keiner von beiden konnte schlafen. Dafür war die Stimmung zu angespannt.
Schließlich öffneten sie beide gleichzeitig den Mund in einem Versuch die Stille zu brechen, nur um ihn gleichzeitig wieder zu schließen.
"Du zuerst.", sagte Mikey dann ohne sich umzudrehen.
"Was wolltest du vorhin sagen?"
Einige Sekunden Stille brachen wieder über sie hinein, ehe Mikey durch den Mund ein atmete und anschließend doch zu sprechen begann.
"Ich habe über das was Takemichi gesagt hat nachgedacht. Was glaubst du würde passieren, wenn es jemand anderes erfahren hätte? Dass wir miteinander schlafen meine ich...." Mikeys Blick fixierte den Bettlaken.
"Kommt vermutlich darauf an wer es erfährt."
Erneut Stille.
"Was wenn", Mikey blickte noch immer auf den Laken, "einige Tomanmitglieder homophob sind?" Draken wandte seinen Kopf nun doch zu Mikey und sah auf dessen Hinterkopf. "Ich habe die ganze Zeit darüber nachdenken müssen was passiert, wenn unsere Feinde davon Wind kriegen. Aber...was wenn es Leute gibt, die Toman verlassen wollen? Was wenn Taka-chan Toman verlassen will? Oder Pah-chin?"
Mikey zog seine Beine etwas an. Es kam sehr selten vor, dass der Blondschopf vor etwas Angst hatte. Doch dies machte ihm Angst. Seine Freunde zu verlieren machte ihm Angst.
"Das werden sie schon nicht-"
"Aber was wenn doch? Du hast keine Ahnung wie sie so etwas sehen. Was wenn sie uns abstoßend finden?"
Gerne hätte Draken gesagt, dass sie nicht die richtigen Freunde waren, sollte dies der Fall sein. Doch er wusste, dass es dadurch zu einem Streit gekommen wäre.
Mikey waren seine Freunde wichtig. Dies war auch gut so. Aber waren sie ihm wichtiger als authentisch Leben zu können?
Gut, auch daran war nichts Verwerfliches.
Am Ende hatte er von Anfang an gewusst, dass - was auch immer zwischen ihm und Mikey war - früher oder später zum Scheitern verurteilt ist.
"Ich will nicht, dass es irgendwer erfährt."
Draken verletzten diese Worte sehr. Er wollte mit Mikey zusammen sein können. Offen. Mit ihm Eisbrecher in der Eisdiele teilen, im Kino Händchen halten und ihn auf der Straße küssen können, ohne Angst haben zu müssen gesehen zu werden.
Mit einem Male wurde er daran erinnert, dass diese Wunschvorstellung eine Utopie war.
Mikey bemerkte nicht einmal, wie sich Draken bei seinen Äußerungen fühlte. Er dachte nicht einmal so weit. Im Nachhinein hätte er sich dafür vermutlich geohrfeigt, doch war in jenem Moment die Angst seine Freunde zu verlieren größer, als die Begierde all dies mit Draken tun zu können.
Jener überlegte ob er Mikey nun ebenfalls den Rücken zu drehen wollte. Doch er hatte das Gefühl, dass ihre Beziehung - falls man dies denn überhaupt so nennen konnte - damit beendet war.
Daher entschied er sich kurzerhand dagegen. Stattdessen drehte er sich nun zu Mikey und legte einen Arm um ihn. Dabei fuhr seine Hand unter sein Shirt, blieb allerdings auf seinem Bauch regungslos liegen.
"Es wird niemand herausfinden. Mach dir keine Sorgen, Mikey."
Draken ignorierte seine eigenen Gefühle wie all zu oft und tat das, was Mikey seiner Meinung nach am besten fühlen ließ.
Jener spürte die Wärme hinter sich. Die Worte beruhigten ihn, sodass seine Anspannung tatsächlich etwas nachließ.
"Danke, Ken-chin."
Mikeys Lächeln war nahezu hörbar. Doch es brannte Draken ein Loch in die Brust. Warum schaffte er es nicht genau so offen und ehrlich zu sein wie der kleinere? Dann würde er sich jetzt nicht so beschissen fühlen. Aber dann würde sich Mikey so fühlen und Draken wollte dies nicht. Mikey sollte Lächeln. Wenn er glücklich war, dann war er es auch. So war es schon immer und so sollte es auch immer sein. Draken würde alles tun um Mikey glücklich zu sehen. Einmal in den sauren Apfel zu beißen sollte da nicht all zu schwierig sein...

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt