Kapitel 89

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"Lasst Mikey unter keinen Umständen aus dem Raum heraus."
Draken lief an den viern vorbei, welche vollkommen verwirrt zu ihm blickten.
Chifuyu fand als erstes seine Stimme wieder.
"Was ist denn passiert?"
Doch Draken antwortete ihm nicht. Stattdessen lief er geradewegs in den Flur.
Takemichis und Chifuyus Blicke kreuzten sich, dann standen sie auf und eilten Draken nach, welcher bereits dabei war sich die Schuhe an zu ziehen.
"Das war der Mikey aus der Zukunft."
Erneut hielten die beiden jüngeren Blickkontakt.
Takemichis Zahnräder ratterten. Doch an sich ergab es Sinn. Sein Vergangenheits Ich lebte sein Leben schließlich auch weiter, solange er in der Zukunft war.
Da es schlecht zwei von ihm in einer Zeitlinie geben konnte, ist es anzunehmen, dass sich sein Vergangenheits Ich in der Zukunft befand, wenn er in der Vergangenheit war.
Da er die Zukunft immer änderte, konnte es gut sein, dass dies keine wirklichen Folgen auf ihn hatte, da er die Zukunft normalerweise ja kannte und da sie sich änderte, sich auch seine Erinnerung mit ihr änderte. Vermutlich erinnerte er sich daher nicht daran als Teenager schon öfters zu random Zeiten aus heiterem Himmel in der Zukunft gelandet zu sein.
Mikey aus der Vergangenheit jedoch kannte die Zukunft nicht. Reiste er in die Zukunft und konnte man dieser Theorie glauben schenken, machte es durchaus Sinn, dass Draken mit dem zukünftigen Mikey gesprochen hat.
Jener sollte dann von seiner Reise in die Zukunft wisse. Zumindest bis die Vergangenheit geändert wurde. Daher war Drakens Geschichte durchaus plausibel. Für Takemichi zumindest. Chifuyu schien mehr Probleme damit zu haben.
"Er hat gesagt, ihr sollt den Mikey aus der Gegenwart unter keinen Umständen aus dem Zimmer lassen. Ganz egal was er sagt oder macht."
Panik breitete sich in den Gesichtern der beiden jungen Männer aus.
"Wie sollen wir das denn anstellen?!"
Draken schnürte seine Schuhe.
"Schließt ihn ein. Schiebt Schränke vor die Türen. Keine Ahnung. Lasst euch was einfallen."
Als Draken auf stand stieg die Panik in den zwei jüngeren Männern an.
"Wir sind tot, wenn er heraus kommt!"
Draken legte seine Hand über seine Augen.
"Ich habe doch gesagt, ihr sollt dafür sorgen, dass er nicht raus kommt."
Als die beiden sich noch immer nicht vom Fleck bewegten sah er einem nach dem anderen in die Augen.
"Was steht ihr noch hier herum?"
Diese Aufforderung, bei welcher die Stimme des Vizen etwas tiefer war als gewöhnlich, genügte bereits, um die beiden in Bewegung zu setzen.
Takemichi fragte Hina nach den Schlüsseln, während Chifuyu Naoto fragte ihm beim Möbel schieben zu helfen.
Mikey kauerte noch immer unter der Decke am hintersten Ende der Couch. Er musste nur noch eine Weile durchstehen. Dann war er wieder in der Zukunft und alles war wieder gut.
Als er diesen Gedankengang bemerkte, kam eine unglaubliche Wut in ihm hoch.
Er setzte sich auf und warf die Decke gegen die Tür.
Hina, Naoto und auch Takemichi, so wie Chifuyu zuckten alle bei dem Geräusch zusammen. Am liebsten würde sich Takemichi unter dem Küchentisch verkriechen.
Doch würde ihn dieser vor Mikeys Wut kaum schützen.
Alle anderen schienen jedoch denselben Gedankengang zu hegen und so kauerten sie schlussendlich alle unter dem Tisch und starrten auf die Tür.
Mikey regte sich währenddessen innerlich darüber auf, dass er allen ernstes nachdachte aus dem Zimmer aus zu brechen und Draken nach zu laufen.
Wie kam er überhaupt auf diese bescheuerte Idee?! Seine Impulse würden sich auf ewig gegen ihn selbst richten! Er wäre nie frei, wenn er ihm nach Rennen würde und trotzdem-!
Heilige scheiße! Er hatte sich schon seit Jahren nicht mehr so schlecht gefühlt!
Diese dunklen Impulse hatten sich schon lange nicht mehr gegen ihn selbst gewandt. Er war es bereits gar nicht mehr gewohnt mit ihnen um zu gehen. Jetzt, wo er sie nicht gegen andere richten konnte, sondern sie gegen sich selbst richten musste.
Entweder sie ruinierten anderen das Leben oder sie ruinierten sein eigenes.
Entweder sie richteten sich gegen andere oder sie richteten sich gegen ihn selbst.
Er konnte nicht gewinnen.
Er konnte verdammt nochmal nicht gewinnen.
Entweder er ließ Sanzu Draken töten und konnte seine Impulse frei gegen andere richten. Er würde sich nie wieder selbst hassen müssen.
Oder er ließ es nicht zu und sie würden sich weiter gegen ihn selbst richten. Er würde auf alle Ewigkeit den Drang verspüren sich selbst verletzen zu müssen.
Zum Teufel mit: 'Ich habe Angst, dass es so weiter geht und er mich weiter so verletzt.'
Hätte es Kisaki nicht für ihn getan, hätte Mikey irgendwann angefangen sich selbst zu verletzen. Dies hätte noch um einiges schlimmer geendet. Seine Impulse hätten ihn noch ins Krankenhaus verfrachtet, hätte ihn Kisaki nicht in Angst versetzt.
Die Angst hat ihn abgelenkt. Doch er musste ja so dumm sein mit Draken eine Beziehung einzugehen.
Er würde Kisaki nicht länger benutzen können und am Ende würde er sich noch selbst umbringen.
Dies war es, was sein ich, sein zwanzig jähriges, junges, unerfahrenes und naives Ich nicht verstand.
Er zerstörte sich selbst je näher er Draken kam.
Also warum zum Teufel war der Drang ihn zu Retten nur so scheiße schwer zu ignorieren?!

Draken verließ die Wohnung und eilte die Treppen des Treppenhauses hinab. Er hatte ein Ziel vor Augen. Er musste mit Kisaki reden. Wenn es notwendig war und dieser keine Einsicht zeigte, würde er ihm auch das Leben nehmen. Er würde alles dafür tun, um die Sicherheit des Blondschopfes zu gewährleisten.
Fest entschlossen schwang sich der Vize auf sein Motorrad und düste von dem Parkplatz. Er raste auf seinem Motorrad durch den Regen.
Jener hatte leicht nachgelassen. Doch waren seine Klamotten innerhalb von zwei Minuten dennoch bis zur Unterhose durchnässt.
Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab schneller zu fahren. Immerhin war er der Auffassung sich selbst, so wie auch Mikey, Takemichi und Chifuyu mit diesem Stunt retten zu können.
Der eiskalte Fahrtwind peitschte gegen seine nasse Kleidung. Er konnte froh sein, wenn er Morgen keine Erkältung davontragen würde.
Er konnte froh sein, wenn er Morgen überhaupt noch am Leben war...
Die bunten Lichter der Reklametafeln erhellten die Straße beinahe stärker, als die eigentlich dafür vorgesehenen Straßenlaternen.
Ungeduldig fuhr Draken den Autos hinterher, welche - in seinen Augen - extrem Langsam über den Asphalt rollten.
Es war doch viel zu spät für Feierabendverkehr.
Trotzdem musste er auf seinem Weg zu Kisaki an jeder Ampel gute drei Mal anhalten.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt