"Darf ich sehen was Kisaki dir dieses Mal angetan hat?"
Mikey versenkte seine Finger in dem Stoff seines Pullovers. Jeder Volltrotel merkte, dass ihm dies nahe ging.
Draken wollte jedoch nicht kleinbei geben. Er musste einfach wissen, was Kisaki ihm angetan hatte. Er musste es von nahem sehen. Draken musste herausfinden, wie viele Narben Mikey hatte, um zu wissen, wie viele er Kisaki zufügen sollte.
"Heute ist ein schlechter Tag dafür.", murmelte der rothaarige. Der sonst so Selbstbewusste Mann wirkte auf einen Schlag verletzlich.
Was hatte Kisaki ihm nur angetan?!
"Warum?"
"Kisaki ist eifersüchtig gewesen. Er ist ziemlich besitzergreifend und er sieht es nicht gerne, wenn ich mit dir zu tun habe." Draken war irritiert. Mikey bemerkte dies und fuhr daher mit seiner Erklärung fort. "Er hat Angst seinen Platz in der Gang zu verlieren."
"Sollte er nicht eigentlich eifersüchtig sein, weil du mit einem anderen zu tun hast?"
"Ich habe es dir schon einmal erzählt. Wir lieben uns nicht. Er hat Angst seinen Einfluss zu verlieren." Mikey sah an die Decke. "Für ihn bin ich nur eine Schachfigur."
Draken fehlten die Worte.
"Weißt du", fing Mikey an und blickte aus dem Fenster, "wenn du eine Eigenschaft hast, welche 99 Prozent der Leute nicht haben, gibt es so gut wie niemanden, der sich aufgrund einer anderen Eigenschaft zu dir hingezogen fühlt."
Mikey sah zu Draken.
"Der einzige Grund aus welchem mir Menschen folgen ist meine Stärke. Niemand außer du hat jemals etwas anderes im Sinn gehabt. Wenn du an mich denkst, was ist die erste Sache, die dir in den Sinn kommt?"
Bemitleidenswert.
Doch dies konnte er wohl unmöglich aussprechen.
"Stell diese Frage jedem Mitglied und ich garantiere dir alle werden sie mit Stärke beantworten."
Draken sah zu dem Rotschopf. Jener war alles andere als stark. Er wirkte alles andere als stark. Vielmehr sah er zerbrechlich aus. Mikey hatte an Gewicht verloren.
"Sorry, ich schweife schon wieder vom Thema ab."
Mikey setzte sich im Schneidersitz hin und zog sein Oberteil aus.
Drakens Augen weiteten sich als er die ganzen Schnitte auf dessen Haut sah. Schnitte, welche so wirkten, als hätten sie vor wenigen Minuten erst aufgehört zu bluten.
Mehrere Knutschflecken zierten seinen Brustkorb. Blaue Flecken reihten sich an blauen Flecken.
Mehrere Narben waren auf seinem Rücken zu sehen. Einige so lang, dass sich Draken sicher war, dass Kisaki nicht nur seine Finger benutzt hatte. Hatte er Mikey ausgepeitscht?
Vor seinem inneren Auge spielte sich die Szene ab. Hatte er seine Handgelenke und Fußgelenke festgebunden gehabt, damit er nicht ausweichen konnte?
Wusste Mikey davor was er vor hatte? Oder hatte Kisaki ihn dies erst wissen lassen nachdem er ihn angekettet hatte?
Draken fuhr mit seinen Fingern eine der langen Narben entlang. Auf einen Schlag fühlte er sich fast vollständig nüchtern.
"Hat er dich ausgepeitscht?"
Mikey nickte.
"Wann? Weswegen?"
"Ich wusste nicht, dass er das vor hatte."Mikey erinnerte sich noch sehr gut an den Vorfall von vor zehn Jahren.
Die beiden hatten seit zwei Jahren miteinander geschlafen. Kisakis Handlungen ihm Gegenüber wurden zunehmend schmerzhafter. Er hatte angefangen ihn mit einem Messer zu schneiden und ihm mit einem Feuerzeug Brandwunden zu verpassen. Er hatte angefangen ihn unter Wasser zu drücken, um ihm die Luft ab zu schneiden. Er hatte Handschellen gekauft, um dies alles machen zu können und sicher zu sein, dass er sich dagegen nicht wehren konnte.
Der erste Vorfall mit der Peitsche fand statt, als Kisaki Wind davon bekam, dass er einige Minuten vor Drakens alter Wohnung verbracht hatte.
Es war das erste Mal gewesen, dass sich der Blondschopf wirklich dazu durchringen wollte mit Draken zu reden.
Am Ende verließ er die Straße unverrichteter Dinge jedoch.
Es war an Drakens Geburtstag gewesen. Mikey erinnerte sich noch gut an das Gefühl der Einsamkeit, welches er verspürte, als er sich dazu entschlossen hatte nicht zu klingeln.
Kisaki, wie auch immer er davon erfahren hatte, hatte Angst um seine Position. Er fürchtete die zwei Männer würden sich wieder vertragen.
Also bestellte er Mikey an jenem Tag zu sich.
Dieser wusste natürlich nichts von seinem Glück.
Er ließ sich von Kisaki fesseln ohne sich zu wehren. Er ließ sich auf dem Boden statt auf dem Bett fesseln, ebenso, ohne sich zu wehren.
Mikey hörte die Schritte. Er hörte, wie Kisaki den Schrank öffnete. Wann immer er dieses Geräusch vernahm, hieß es nichts Gutes.
"Draken hat Toman vor Jahren verlassen. Warum warst du heute bei ihm?"
"Ich war nicht bei ihm-"
"Lüg mich nicht an, Mikey!"
Der Blondschopf zuckte zusammen.
Was war nur aus ihm geworden? Nie hatte er Angst vor irgendwem gehabt, doch die Vereinbarung mit Kisaki schien schon lang nicht mehr beide Interessen zu vertreten.
Mikey konnte den Mann nicht einfach so verlassen. Gegen wen sollte er dann all seinen Selbsthass richten? Niemand konnte dies so gut verrichten, wie Kisaki.
"Du warst bei ihm. Willst du dich mit ihm vertragen, oder was hattest du vor?!"
Rascheln.
Dann folgten Schritte.
Mikey sah über seine Schulter hoch zu Kisaki. Seine Augen weiteten sich als er die Peitsche in der Hand des blondhaarigen sah.
Mikey versuchte in jenem Moment beinahe verzweifelt seine Hände aus den Handschellen zu befreien, doch natürlich funktionierte dies nicht so einfach.
"Ich nehme an das heißt Ja."
Kisaki rollte die Peitsche aus. Sie war so lang, dass ihr Ende auf dem Boden auf kam.
"Er hat Toman verlassen. Seh es endlich ein. Er will nichts mehr mit dir zu tun haben. Und jetzt hintergehst du mich! Mich von allen Leuten?!"
Mikey wusste was nun folgen würde.
Er kniff die Augen zusammen.
Ein surren durch schnitt die Luft.
Mikey schrie auf. Die Fesseln rasselten. Er zog an ihnen als hinge sein Leben davon ab sie los zu bekommen.
"Antworte mir gefälligst!"
Erneut spürte Mikey den stechenden Schmerz. Erneut schrie er so laut auf wie noch nie. Er begann unkontrollierbar zu schwitzen.
"Gesteh es!"
Erneut zerschnitt die Peitsche die Luft. Zum ersten Mal erfuhr Mikey was es hieß Angst zu haben verletzt zu werden.
Seine Augen waren glasig.
"J-Ja, das war mein Ziel gewesen."
Erneut breitete sich ein höllischer Schmerz in seinem Körper aus. Dieses Mal, war jener allerdings um einiges schmerzhafter als noch die drei Peitschenschläge zuvor.
Mikey dachte für den Bruchteil einer Sekunde sein Herz wäre stehen geblieben.
Seit jenem Tag hatte er Angst vor Kisaki. Draken war die einzige Person, vor der er dies je zugeben würde. Doch da jener nun über alle Berge war, blieb Mikey auf sich allein gestellt.
Danach war es ihm für zwei Wochen unmöglich oben Kleidung zu tragen. Kisaki vertrat ihn auf allen Toman Treffen, welche in dieser Zeit statt fanden."Die meisten sind zehn Jahre alt."
Drakens Blick wanderte weiter. Auch Mikeys Oberarme sahen nicht besser aus. Blaue Flecken, Schnitte und rote striemen.
"Von was sind die roten Striemen?"
"Es gibt mehr als nur eine Methode einen Menschen zu fesseln."
"Ich schaue ob ich Creme habe."
"Lass stecken. Die haben ohnehin keine Zeit zum verheilen."
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Draken X Mikey X Kisaki - One More Night
Fanfiction"Warum gehst du nicht mit Emma aus? Sie steht auf dich. Das ist kaum zu übersehen.", Mikey hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Die beiden saßen unter einem alten Baum neben dem Schrein. Die Sonne war bereits unter gegangen. "Ich will kei...