Kapitel 45

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Als Takemichi die Augen öffnete dachte er, er befände sich im Himmel.
"Du hältst echt gar nichts aus."
Takemichi erhob seinen Kopf etwas, wodurch ihn sofort ein stechender Schmerz durchzog. Seine Augen fielen auf Draken, der mit dem Handy in der Hand auf der Bettkante saß.
Jener schaltete es aus und legte es zur Seite.
Takemichi bemerkte, dass er sich in Drakens Zimmer befand. Hatte jener ihn hier her geschleppt nachdem er auf dem Parkplatz das Bewusstsein verloren hatte?
Der blondhaarige lächelte etwas peinlich berührt. Dann wandte Draken den Blick wieder ab und sah auf den Boden.
"Das war wirklich dein ernst, oder?" Der ältere wirkte bedrückt. Es war ihm anzusehen, dass er Takemichi noch immer nicht glauben wollte.
"Ja." Auch Takemichi war bedrückt. Er wusste noch immer nicht wie er die Zukunft ändern könnte. Er wusste ja nicht einmal, ob es die Zukunft änderte, wenn er Draken dazu brachte wieder mit Mikey zu schlafen.
Am Ende würde es alles wieder von vorn los gehen.
Doch dies war das einzige, was er hier ändern konnte. Das einzige, was Sinn ergab.
"Was passiert in der Zukunft?"
"Kisaki wird Mikey bei einem Kampf zwischen Toman und Touji dazu bringen zu glauben, dass du Kazutora umgebracht hast, nachdem sich die beiden vertragen haben. Du landest im Gefängnis und wirst zum Tode verurteilt."
"Das hört sich alles andere als schön an. Und du bist hier um was genau zu tun?"
"Du musst wieder mit Mikey schlafen."
"Hah?!" Mit einem Mal lag Drakens Blick wieder auf Takemichi. "Warum sollte ich das tun?! Kisaki wird es offen legen und Mikey wird mich dafür hassen!"
"Wenn du es nicht tust wird dir Mikey Misstrauen. Eure Beziehung zueinander wird den Bach herunter gehen."
"Das wird sie auch wenn ich es tue."
"Das weiß ich nicht... Aber wenn du es nicht tust wird sie es hundert prozentig."

Warum hatte sich Draken nur darauf eingelassen?
Der hellhaarige Mann stand vor der Tür zu Mikeys Wohnung und atmete aus. Gerade wollte er wieder gehen ohne geklingelt zu haben, da betrat Mikey das Grundstück mit drei Plastiktaschen in der Hand.
Ihre Blicke trafen sich und kurzzeitig waren sie beide zu irritiert um ein Wort von sich zu geben.
Mikey riss sich zuerst aus der Schockstarre.
"Was suchst du hier?"
Eine Kälte schwang in seiner Stimme mit, welche Draken auf die Palme brachte.
"Ich will mit dir reden."
Er gab sein bestes weder wütend noch genervt zu klingen.
Mikey zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Über was?"
"Darf ich rein kommen?"
Kurz sah der Blondschopf zur Seite, ehe er an dem größeren vorbei lief und die Wohnung auf sperrte.
Mit dem Fuß warf er die Tür leicht auf, sodass er eintreten konnte.
Allerdings hatte Mikey ihm noch immer den Rücken zu gedreht und schien ihn am liebsten ignorieren zu wollen.
Mikey schlüpfte aus seinen Schuhen und stellte die Taschen in der Küche auf dem Tisch ab.
Draken schloss hinter sich die Tür und öffnete seine Schuhe, um sie auszuziehen und sauber nebeneinander hin zu stellen. Dann folgte er Mikey in die Küche.
"Also worum geht's?" Mikey räumte seine Einkäufe in den Kühlschrank. Er fragte Draken erst gar nicht ob jener etwas zu trinken wollte. Schließlich ging er davon aus, dass er gleich wieder gehen würde.
Der größere hatte dies jedoch nicht vor.
"Warum hast du mich gestern Abend raus geworfen?"
Mikey, der sich gerade in die Hocke begeben hatte, um den Kühlschrank auch unten zu füllen, hielt in der Bewegung inne.
"Wenn du deswegen her gekommen bist, kannst du jetzt wieder gehen."
Nachdem er den Satz ausgesprochen hatte, räumte er zwei Dinge in den Kühlschrank.
Draken gab noch immer sein bestes seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Doch jene schienen ihn langsam aber sicher von innen auf zu fressen.
Während Draken wütend wurde, war Mikey gleichgültig. Jene Gleichgültigkeit trieb Drakens Wut jedoch nur mehr an.
"Mikey."
Der Blondschopf stand auf und schloss die Kühlschranktür.
"Ich werde darüber nicht diskutieren, Draken."
Der Blondschopf konnte Drakens unregelmäßigen Atem noch immer auf seiner Haut spüren. Er wollte seine Stimme nicht hören. Wie konnte er Draken nur für so etwas ekelhaftes missbrauchen?
Draken, welcher noch immer im Türrahmen stand, lief auf Mikey zu und blieb hinter ihm stehen.
"Was ist los mit dir?"
Mikey blickte auf seine Hand, welche auf dem Griff der Kühlschranktür lag.
"Nichts ist los mit mir."
"Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst was los ist."
"Ich habe doch gesagt mir geht es gut."
Draken verengte leicht die Augen und stemmte eine seiner Hände neben Mikeys Kopf gegen die Kühlschranktür.
"Seh mich an und sag es mir nochmal."
Nun verengte auch Mikey die Augen. Er ließ den Griff los und drehte sich zu Draken um.
Er öffnete den Mund, doch bekam er kein Wort heraus. Die gestrige Szene spielte sich erneut vor seinen Augen ab und verschlug ihm die Sprache.
Mikey lehnte sich mit dem Rücken an dem Kühlschrank an.
"Siehst du. Dir geht es nicht gut."
"Tch." Der Blondschopf wandte den Kopf zur Seite.
"Was ist los? Sag es mir."
Wie könnte er Draken jemals wieder in die Augen schauen, wenn er ihm jetzt erzählte was los war?
"Mikey."
Keine Antwort.
Draken stützte nun auch seine andere Hand neben dem Kopf des Jungen ab.
Gerade als er noch einmal dazu ansetzte den Mund zu öffnen, kam ihm Mikey zuvor.
"Du willst die Wahrheit hören?" Der kleinere hob seinen Kopf an, wodurch sich ihre Blicke kreuzten. "Ich habe gestern nicht mit dir geschlafen, weil ich es wirklich wollte, sondern um mich selbst zu verletzen."
Entsetzen spiegelte sich in Drakens Augen wieder. Er benötigte ein paar Sekunden um zu begreifen was sein Gegenüber da eben von sich gegeben hatte.
"Wie lange..."
"Ich weiß es nicht."
Ein lautes klatschen war zu hören und Mikeys Gesicht flog zur Seite. Ein feuerroter Abdruck machte sich auf dessen Wange breit.
Das hatte er wohl verdient...
"War das der einzige Grund aus welchem du überhaupt mit mir schlafen wolltest?!"
Mikey sah weiterhin stumm zur Seite.
Draken konnte dies nicht glauben. Er konnte es einfach nicht glauben.
"Fick dich."
Draken stürmte regelrecht aus dem Haus, während Mikey weiterhin stumm und reaktionslos seitlich zu Boden sah.
Seine Augen wurden glasig.
In Wahrheit war dies der Grund, aus welchem Mikey jenen Vorschlag überhaupt getätigt hatte.
'Ich lüge die Leute auch nicht gerne an und wenn man die Wahrheit sagt, wollen die wenigsten noch etwas mit einem zu tun haben.'
Diese Äußerung, welche er damals getätigt hatte, kurz bevor sie angefangen hatten miteinander zu schlafen, war wohl auf allen Ebenen richtig gewesen.
Kraftlos rutschte er an dem Kühlschrank hinab. Er hatte es haus hoch vermasselt.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt