Kapitel 73

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"Wie kommst du darauf? Habe ich dir jemals das Gefühl gegeben?"
Draken rief sich ins Gedächtnis, dass Mikey ja keine Ahnung von den Dingen hatte, die sich in der Zukunft abgespielt hatten. Daher musste sich seine Äußerung für ihn wohl ziemlich seltsam angehört haben.
"Nein ich-", Draken hielt inne, als er bemerkte, wie eine Träne seine Wange hinab lief. Weinte er etwa? Wer war er? Takemichi?
Mikey sah im Augenwinkel zu Draken, jener gab allerdings sein bestes seinen Kopf so zu positionieren, dass Mikey sein Gesicht nicht sah.
Natürlich. In der Zukunft hatte er gar keine Zeit gehabt Mikeys Tod zu verarbeiten und jetzt, wo er sich wieder in seinen Armen befand und er sich daran erinnerte was passiert war, waren es zu viele Sinneseindrücke auf einmal.
Jetzt wusste er, weswegen Takemichi die ganze Zeit über so emotional reagierte.
Es war schmerzhaft. Er dachte, er hätte Mikey verloren.
Warum erinnerte er sich erst jetzt an dessen Tod? Warum war er ausgerechnet jetzt so sentimental? Sie waren doch bereits eine gute Stunde zusammen. Also warum realisierte er es erst jetzt?
"Sag mir was los i- weinst du etwa?"
"Hah? Natürlich nicht. Ich habe nur etwas ins Auge bekommen."
Draken ließ Mikey widerwillig los.
Der Blondschopf hatte allerdings keine Intentionen es ihm gleich zu tun.
Stattdessen legte er seine linke Hand auf Drakens Hinterkopf und drückte jenen vorsichtig, aber trotzdem so stark, dass er sich nicht dagegen wehren konnte, gegen seine Brust, während seine andere Hand weiterhin auf dessen Rücken lag.
"Ich habe absolut keinen Plan was gerade mit dir abgeht", gab der kleinere von sich. Er hatte wirklich keine Ahnung. Erst ohrfeigte ihn Draken und verließ seine Wohnung, nachdem er ihm den Grund erzählt hatte, aus welchem er ursprünglich mit ihm schlafen wollte. Dann ließ er mehrere Tage nichts von sich hören, schließlich verließ er auch noch Toman und jetzt weinte er, weil er dachte, er hätte ihn verloren? Wenn er es nicht besser wüsste, würde er glauben, Draken hätte seine Periode bekommen. "Aber ich würde dich nie verlassen."
Der Tattoowierte wusste dies. Oder zumindest glaubte er dies zu wissen. Dies war aber auch nicht das Problem.
"Ich weiß."
Jene Äußerung ließ Mikey nur um so verwirrter zurück.
"Wovon redest du? Ich komm nicht mit."
Mikey würde ihn für verrückt halten, wenn er ihm von seinem Erlebnis erzählen würde. Definitiv.
Draken wusste nun, was in Takemichis Kopf vor sich ging. Er konnte nun sehr gut nachvollziehen, weswegen er so versessen darauf war Hina zu beschützen.
Dabei war es schon ironisch. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass irgendwer Mikey das Leben nehmen konnte.
"Du würdest mich für verrückt halten."
"Ich halte dich momentan für verrückt."
"Hah?" Draken wollte seinen Kopf aufrichten, doch Mikey hinderte ihn daran.
"Du hast deine Meinungen noch nie so schnell geändert wie in den letzten zwei Tagen."
"Und deswegen hältst du mich für verrückt?" Draken schaffte es nun doch sich auf zu richten, in dem er einen Schritt nach hinten trat und etwas Abstand zwischen sie brachte.
"Deswegen halte ich dich für unzurechnungsfähig bis du mir sagst was los ist."
Ihre Blicke kreuzten sich.
'Wenn ich dir sage was los ist, wirst du mich erst recht für unzurechnungsfähig halten.', dachte sich Draken und fragte sich kurz darauf, wie er sich wohl am besten aus dieser Unterhaltung herausreden konnte.
Da dem älteren nichts besseres einfiel, wollte er Mikey kurzerhand in einen Kuss verwickeln, doch jener blockte diesen ab, in dem er seine Hand auf Drakens Mund legte.
"Du tauchst hier glattsch nass auf und atmest so schwer als wärst du einen Marathon gelaufen. Dann beschuldigt du Kisaki, wobei dir das gestern offenbar noch egal war. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, greifst du ihn auch noch an, sagst mir du liebst mich und willst wieder Toman beitreten, nachdem du die Gang erst gestern Abend verlassen hast. Und jetzt labberst du davon, dass du Angst hättest mich zu verlieren, wobei das alles doch von dir aus kam und willst mir nicht einmal sagen was in dich gefahren ist! Natürlich halte ich dich für verrückt! Am Ende bist du auf Drogen und nimmst das morgen früh alles wieder zurück."
Mikey sprach so schnell, dass es Draken schwer fiel seinen Worten zu folgen.
"Also sag mir verdammt nochmal was los ist und hör auf davon abzulenken."
Draken nahm Mikeys Hand von seinem Mund, da jener, in seinem gereizten Monolog, offenbar vergessen hatte, dass er mit der Hand auf dem Mund schlecht sprechen konnte.
"Okay", fing Draken an, "Aber unter der Bedingung, dass du alles was ich sage ernst nimmst."
"Was ist das für eine Bedingung?"
"Verspricht es."
Skeptisch sah Mikey seinen Gegenüber an. "Und du hast auch wirklich keine Drogen genommen?"
Draken atmete aus. "Habe ich jemals Drogen genommen?"
Mikey öffnete den Mund, nur um ihn wieder zu schließen.
"Siehst du." Der größere atmete aus, ehe er nochmals das Wort ergriff. "Ich sage es dir, nachdem du es versprochen hast."
"Warum ist es dir so wichtig, dass ich dir das verspreche?"
"Weil ich weiß, dass du deine Versprechen nicht brichst und du mir sonst nicht glauben würdest."
Mikey sah kurz zur Seite. Würde er ihm jetzt erzählen wollen, dass ihm Gott erschienen war, oder warum hielt er seine eigene Erzählung für so unglaubwürdig, dass er darauf bestehen musste, dass er es ihm versprach ihm zu glauben?
"Verspricht es."
"Ist ja gut." Mikey sah zu Draken hoch. "Ich glaube dir. Ich verspreche es." Drakens Gesichtszüge entspannten sich etwas bei jenen Worten, sehr zu Mikeys Irritation. "Jetzt sag schon. Was ist los mit dir?"
"Gestern nach dem Treffen waren Takemichi und Naoto, Hinas kleiner Bruder, bei mir. Sie wollten mich dazu überreden den Entschluss zurück zu ziehen."
Mikey hörte Drakens Ausführung zu, ohne ein Wort von sich zu geben. Draken jedoch hielt kurzzeitig inne. Wie formulierte er dies nur, ohne wirklich verrückt zu klingen?
"Das klingt jetzt verrückt-", er unterbrach sich selbst, "Ich weiß, ich dachte es wäre verrückt, als Takemichi es mir erzählt hatte und ich hätte es auch nie für möglich gehalten, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, aber", Draken sah Mikey in die Augen, bevor er weiter sprach, "ich bin mit ihm und Naoto zwölf Jahre in die Zukunft gereist."

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt