Kapitel 17

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"Mikey-kun?"
Der blondhaarige erhob den Kopf, als er Takemichis überraschte Stimme hörte. Er war noch immer angeschlagen und da er dies bis eben vor nirgendwem verheimlichen musste, bemerkte Takemichi relativ schnell, dass etwas nicht stimmte.
"Was ist passiert? Geht es Draken-kun gut?"
"Ihm geht es gut.", meinte Mikey um einiges kälter ausgesprochen, als er es vorgehabt hatte.
Takemichi fragte sich sofort, ob er irgendetwas getan hatte, um Mikey zu Nerven. Doch ihm fiel beim besten Willen nichts ein.
"Ist alles in Ordnung?"
Ist alles in Ordnung? Ob alles in Ordnung war? Nichts war in Ordnung! War das ein blöder Scherz?!
Mikey packte Takemichi am Kragen, sodass er einen Schritt nach vorne stolperte. Jetzt hatte er wirklich die Beherrschung über seine Gefühle verloren.
"Was ist das für eine dämliche Frage?"
In Mikeys Augen loderten schwarze Flammen, um einiges schmerzhafter als das berühmt berüchtigte Höllenfeuer.
Takemichi schluckte, wagte es aber nicht den Blick zu senken und Mikey aus den Augen zu lassen.
"Dass du dich überhaupt noch traust mir unter die Augen zu treten nach dem was du zu Ken-chin gesagt hast."
Darum ging es also. Dass Takemichi nun den Grund für Mikeys Wut auf ihn kannte, änderte jedoch nichts an seiner Angst, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hatte.
Mikey zog ihn etwas näher zu sich, sodass ihre Gesichter nun nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
"Ich sollte dich umbringen."
Die Stimme des blondhaarigen war nicht nur kalt, sie war gleichzeitig wütend. Sie erinnerte fast an jenen Tag von vor drei Jahren, Kazutora gegenüber, bevor sich Baji selbst das Leben genommen hatte.
Takemichi lief es kalt den Rücken herunter. Er schickte schon Stoßgebete in den Himmel.
Mikey schuckte ihn sehr unsanft nach hinten und ließ seinen Kragen zudem erst dann los, als er sich sicher war, dass sich Takemichi nicht mehr auf den Füßen halten konnte.
Somit landete er auf dem kalten, nassen und schmutzigen, harten Boden. Dazu noch direkt vor Mikey, welcher aus seiner jetzigen Perspektive noch um einiges bedrohlicher wirkte als er dies ohnehin bereits auf ihn tat.
"Deine scheiß Prophezeiungen müssen sich immer bewahrheiten."
Mikey stieg über ihn und ging vor ihm in die Hocke, nur, um ihn anschließend einmal heftig ins Gesicht zu schlagen.
Takemichi sah kurzzeitig Sterne. Hätte er sich nicht auf die Zunge gebissen, hätte er vermutlich vor Schmerzen geschrien.
"Woher wusstest du überhaupt davon?"
Mikey zog ihn an den Haaren nach oben näher an sich ran. "Jetzt sag schon."
Da ihm der blonde nicht antwortete, ließ Mikey dessen Kopf unsanft auf den Teer aufschlagen, nur um ihm anschließend erneut eine zu verpassen.
Sein Pony verdeckte seine Augen.
Erneut schlug Mikey auf Takemichi ein. Warum wehrte er sich denn gar nicht?!
"Warum wehrst du dich nicht, verdammt?!"
"Ihr hättet euch zerstritten und Toman wäre geschichte."
Dafür kassierte er erneut zwei Schläge mit der Faust.
Sein Gesicht zierten mittlerweile mehrere Blaue Flecken. Auch Nasenbluten hatte er bereits bekommen.
Dabei war Mikey nicht einmal wirklich sauer auf Takemichi direkt. Er war wütend, da er wusste, dass der andere recht hatte. Früher oder später hätten sie sich zerstritten. Doch Mikey wollte dies nicht einsehen.
Vermutlich hätte er Takemichi bewusstlos geprügelt, hätte ihn Draken nicht schreien gehört.
Draken fuhr mit den Händen unter die Achseln von Mikey und zog ihn so von Takemichi herunter.
"Lass mich los!"
Natürlich hätte sich Mikey mit Leichtigkeit aus dem Griff winden können, wenn er den wirklich gewollt hätte. Doch gab es mehrere Gründe, aus welchen er dies nicht tat. Er wollte Draken nicht ansehen und verletzten wollte er ihn schon zweimal nicht. Gleichzeitig hegte er auch nicht wirklich den Wunsch Takemichi tod zu prügeln in sich.
"Was zum Teufel ist heute eigentlich los mit dir?!"
Mikey hatte nicht damit gerechnet, dass ihm Draken in derselben Lautstärke antwortete. Gleichzeitig hatte er nicht mit so einer Wut in der Stimme gerechnet und schon gar nicht mit jener anschuldigenden Stimmlage.
Mikey konnte Drakens vorwurfsvollen Blick förmlich auf sich spüren.
Seine Hände, welche bis eben noch zu Fäusten geballt waren, öffneten und lockeren sich langsam. Gleichzeitig verloren seine Arme an Anspannung.
Mikeys Blick lag nun auf Takemichis Beinen und anschließend auf der Stelle, an der sie sich eben noch befunden haben. Takemichi war aufgestanden. So gut es ging zumindest.
Noch immer hielt Draken Mikey fest. Er traute sich noch nicht ihn los zu lassen. Denn er wusste genau so gut wie Mikey, dass jener kein Verlangen hatte ihn zu schlagen. Wohingegen Takemichi einem laufenden Boxsack glich.
Doch ja, was war heute mit ihm los?
Sowohl Takemichis als auch Drakens Blick fixierten Mikey, welcher selbst noch immer zu Boden sah.
"Du benimmt dich wie ein Kindergartenkind."
"Hah?!" Nun hob Mikey doch wieder seinen Blick und sah über seine Schulter zu Draken. Da dieser jedoch durch seinen Blick allein keineswegs eingeschüchtert wirkte, verunsicherte er ihn damit etwas. Draken war auch die einzige Person, welcher diese kleine Inkonsistenz in seinem Blick bemerkte.
Daher hatte er auch keine Befürchtungen, dass Mikey ihm wirklich etwas tat und so ließ er ihn noch immer nicht los.
"Du solltest dich schämen. Erst selbst Schluss machen und dann Takemichi dafür verantwortlich machen."
Takemichi hatte zu jenem Zeitpunkt fest damit gerechnet, dass Mikey sich nach jenen Worten auf Biegen und Brechen aus dem Griff winden und Draken eine verpassen würde. Doch zu seinem Erstaunen passierte dies nicht. Stattdessen schien Mikey nun vollkommen die Kraft und den Willen verlassen zu haben. Mikeys Blick lag wieder auf dem Boden. Würde Draken ihn jetzt loslassen, würde er mit Sicherheit auf dem Boden landen. Mikey sah nicht so aus als würde er alleine stehen können. Er wirkte vollkommen fertig.
Dieser Anblick brachte Takemichi zum zweifeln. Hatte der Draken der Zukunft wirklich recht gehabt?
Draken wollte ihn los lassen, bemerkte dann allerdings recht schnell, dass Mikey der Willen zum stehen fehlte. Normalerweise hätte er ihn jetzt gestützt, doch war nun er derjenige, der bitter war. Daher ließ er ihn einfach los.
Eigentlich war er davon ausgegangen, dass Mikeys Stolz ihn auf letzte Sekunde hindern würde in den Schlamm zu fallen. Doch schien sein Stolz heute nicht Existenz zu sein und so war es ihm gleichgültig in dem Schmutz der Seitenstraße zu landen.
Nur Draken schien es doch langsam etwas nahe zu gehen ihn einfach los gelassen zu haben.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt