Kapitel 93

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Draken hatte höllische Schmerzen erwartet. Zu seiner Verwunderung blieben diese jedoch aus.
Kisaki hatte das Katana mit einem Stahlrohr abgefangen. Die Waffe hatte ungefähr die Hälfte des Rohres zerschnitten. Die andere Hälfte war noch in Takt und hatte es daran gehindert, zu Draken durch zu dringen.
Die Augen der langhaarigen Männer weiteten sich als sie von dem Rohr zu Kisaki blickten.
"Ich werde Mikey in der Zukunft ganz sicher nicht aufhalten in die Gegenwart zurück zu kehren, wenn dein Ziel ist ihn zu brechen."
Draken war über diese Äußerungen vermutlich weitaus überraschter als Sanzu dies war. War er doch bislang davon ausgegangen, dass Kisaki derjenige war, dessen Ziel es war seinen Blondschopf zu brechen. Er war somit nicht davon ausgegangen, dass seine Äußerungen irgendetwas in Kisaki hatten ändern können. Doch offenbar hatte sein Partner zumindest in Bezug auf Kisaki nicht gelogen. Jener schien dies alles wirklich nur für Mikey getan zu haben und nicht, wie angenommen, um ihm zu Schaden.
Draken war sprachlos.
Sanzu auf der anderen Seite verengte die Augen und zerrte an dem Katana, in der Hoffnung es aus dem Stahl befreien zu können.
In seinen Augen loderten die heißen Flammen des Höllenfeuers, in welchem er sie beide am liebsten brennen sehen würde.
Doch ganz gleich wie sehr er an der Waffe riss, aufgrund der Wucht bei ihrem Aufprall war sie so weit in das Stahlrohr eingedrungen, dass es ihm unmöglich war sie wieder heraus zu ziehen. Zumal seine Wut nun keine Grenzen mehr kannte und er dreimal wie wild an dem Katana gezogen hatte, bevor er es mitsamt dem Rohr zur Seite warf.
Er ballte seine Hände zu Fäusten.
"Was soll der scheiß, Kisaki?! Ich dachte wir stehen auf derselben Seite!"
Seine schwarze Aura, welche bereits kurz davor war physisch sichtbar zu werden, begann regelrecht zu knistern.

Mikey stapfte abwesend, wie so oft wenn er alleine war, durch die Pfützen.
Er konnte nur hoffen Naoto wohnte noch im selben Gebäude. Sonst würde er große Probleme damit kriegen herauszufinden wie er ihn ausfindig machen konnte.
Zumal er nun weder Draken, noch Takemichi oder Chifuyu fragen konnte.
Die Nachtluft war frisch. Der Blondschopf zog sich die Jacke enger als ein kalter Wind über den Boden fegte.
Obgleich die bunten Schilder in unregelmäßigen Abständen blinkten und auf sich aufmerksam machen wollten, war er der einzige, der auf der Straße unterwegs war.
Die Stadt schien beinahe ausgestorben.
Mikey atmete aus. Eine weiße rauchartige Wolke stieg auf, ehe sie sich in der Luft vor seinem Gesicht in nichts auf löste.
Gerade als er sich ins Gedächtnis rief, dass er sich besser beeilen sollte, veränderte sich seine Umgebung.
Sie schien ineinander zu verlaufen. Als wäre sie ein Gemälde, welches durch den Regen durchnässt wurde.
Die Farbklekse wurden immer größer, bis er seine Hand vor Augen nicht mehr erkannte und die Augen schließen musste, da ihm bereits schwindelig wurde.

Kisaki wich dem Angriff Sanzus aus. Er duckte sich, um einem Schlag auf seine Schläfen aus zu weichen.
Dadurch geriet die Zukunft wieder ins Wanken und verschwamm erneut vor Mikeys Augen. Gerade als sie nun wieder Form angenommen hatte, wich auch Sanzu Kisakis Tritt aus und sie verschwamm auf ein neues.

Mikeys Sinneseindrücke spielten verrückt. Grüne Farben. Violette Farben. Schärfe. Unschärfe. Erinnerungen. Tode.
"Mach dass es auf hört!!!"
Unfähig etwas gegen die sekündlichen Änderungen der Zeitschleife ausrichten zu können, presste der Blondschopf die Hände auf die Ohren und sank auf die Knie.
Seine Erinnerungen spielten verrückt. Seine Sinneseindrücke spielten verrückt.
In einer Sekunde war er im Park. Dann in einer Gasse. In der nächsten im Bahnhof. Dann in seiner Wohnung. Bei Kisaki. Im Krankenhaus. In der Psychiatrie. Im Gefängnis. Im Rathaus. In einem Club. Im Freizeitpark. In einer Lagerhalle. Allein. Unter Leuten.
Er hielt eine Waffe. Las ein Buch. Zog an einer Zigarette. Redete mit jemandem. Telefonierte. Notierte sich etwas. Lag unter der Decke. Schrie einen Wärter an. Stand vor einem Abgrund und sprang.
Nur um am Ende nicht auf zu schlagen, sondern wieder auf dem Boden kniend wach zu werden.
Sein Körper zitterte. Er versenkte seine Finger in seiner Haut hinter seinen Ohren.
Laute Unterhaltungen. Stille. Zugrauschen. Blätterrascheln. Telefonate. Partygeräusche. Jubeln. Laute Musik. Stille. Geschrei.
So viele Sinneseindrücke. Alles ging so schnell, dass er gar keine Zeit hatte sich an einem Eindruck fest zu halten. Sie änderten sich so unfassbar rasant, dass er die meisten Änderungen erst realisierte, nachdem sie sich bereits drei weitere Male geändert hatten.
Lange Haare. Kurze Haare. Kleidung. Zerrissen. Schmerzen. Keine. Gebrochene Knochen. Lähmung. Gefühle.
"Mach, dass es aufhört!! Bitte!!!"
Mikeys Augen wurden glasig.
Ein Schuss. Suizid. Psychiatrie. Einsamkeit.
Unendlich viele Tode bahnten sich ihren Weg in sein Gedächtnis, bis Mikey nicht mehr ausmachen konnte was noch real war und was nicht.
Selbst der Geschmack in seinem Mund änderte sich. Fruchtig. Minze. Nichts. Cola. Vanille. Orange. Eisen. Blut. Fanta.
Das Wetter spielte verrückt. Mal war er drinnen. Dann draußen. Erst war Sternenklare Nacht, dann war es benebelt. Es regnete, es gewitterte. Nur um anschließend wieder Sternenklar zu sein. Erst Windig, dann Windstille. Erst warm, dann übelst kalt. Hell. Dunkel. Draußen. Drinnen. Stoff. Luft. Langärmlig. Kurzärmlig. Schwitzen. Zittern.
Mikey kippte zur Seite und zog die Beine an.
'Ich sterbe nicht so leicht'
Er erinnerte sich an seine eigenen Worte bevor er in die Zukunft gegangen war. Am liebsten hätte er sich selbst für jene Geohrfeigt, denn momentan wollte er nichts lieber als das.

Auch der ältere Mikey, welcher sich noch immer in der Gegenwart befand, hatte mit den Änderungen seiner Erinnerungen zu kämpfen, welche sich im Sekundentakt änderten.
Mit jedem Schlag der beiden, welcher den Gegner traf und mit jedem, dem sie auswichen, änderte sich die Zukunft und damit auch Mikeys Erinnerungen.
Seine Gedanken fuhren Achterbahn.
Auch er fasste sich an den Kopf und rollte sich unter einer Decke zusammen, bis er es nicht mehr aus hielt.
"VERDAMMT NOCHMAL NAOTO, GEH MICH GEFÄLLIGST IN DER ZUKUNFT SUCHEN, SONST BRINGE ICH DICH, TAKEMICHI UND CHIFUYU IN DER GEGENWART NOCH UM!!!"
Die drei erwähnten, so wie das Mädchen sahen sich gegenseitig an. Sie hatten keine Ahnung was gerade vor sich ging, doch allein aufgrund Mikeys Stimmlage schien jener schwerste Schmerzen zu haben.
Dennoch traute sich keiner von ihnen einen Fuß in das Zimmer zu setzen oder gar unter dem Tisch hervor zu kriechen.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt