Kapitel 50

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Nachdem Mikey das Treffen in der Vergangenheit beendet hatte, hatte ihn Kisaki auf der anderen Seite des Schreins abgefangen.
"Mikey.", zog er die Aufmerksamkeit des blondhaarigen auf sich.
Jener blickte ihn an. Beinahe als wollte er ihm sagen, dass er ihn allein lassen sollte. Dabei war sein Blick weder streng noch eisern oder gar starr. Es schien mehr eine Bitte zu sein.
Der Blondschopf war vollkommen fertig. Er hatte noch Hoffnungen gehegt, dass Draken wenigstens wieder mit ihm reden würde. Doch alle seine Hoffnungen wurden vor wenigen Augenblicken mit einem Mal zerschmettert.
Mikey hatte die emotionale Kraft verlassen. Er hatte alles ruiniert.
Das schlimme jedoch war, dass er Draken benutzt hatte.
Auch wenn dies nur teilweise am Anfang der Fall war. Dies machte es nicht ungeschehen.
Mikey hasste sich dafür. Er wusste gar nicht, wie es ihm überhaupt noch möglich war so laut und selbstbewusst vor den Mitgliedern zu sprechen. Sein Brustkorb hatte sich zusammen gezogen. Als Draken vorhin jene Worte ausgesprochen hatte, hatte Mikey das Gefühl gehabt, als würde er an Ort und Stelle ersticken.
Das Draken von sich aus ging war noch um einiges schlimmer als wie wenn er gestorben wäre.
Draken wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Dies war sein gutes Recht. Selbst Mikey wollte sich selbst nicht mehr im Spiegel betrachten.
Kisaki bemerkte dies natürlich. Er war nicht dumm. Kisaki war ein Genie darin die Leute zu manipulieren und jetzt, da Mikey so schwach war wie nie zuvor, war eine perfekte Gelegenheit dies zu tun. Wer wusste schon, ob er jemals wieder so eine Chance bekommen würde?
"Du hast die richtige Entscheidung getroffen."
Der Blondschopf war zugegebenermaßen überrascht über jene Worte. Auf der Versammlung schienen alle schließlich anderer Meinung gewesen zu sein.
"Du bist der einzige, der das denkt."
Der Blondhaarige wandte seinen Blick ab und drehte Kisaki den Rücken zu. Allerdings blieb er an Ort und Stelle stehen.
"Er hat gesagt er hat lang darüber nachgedacht. Du hättest an seiner Entscheidung nichts mehr ändern können."
Mikeys Blick war nach wie vor durch Leere gekennzeichnet.
"Wahrscheinlich hast du recht..."
"Toman braucht ihn nicht. Du wirst auch ohne ihn ein neues Zeitalter erschaffen."
Mikey wusste nicht ob er dies konnte. Er wusste gar nicht, ob er dies überhaupt wollte.
Dass der blondhaarige nicht antwortete, ließ Kisaki darauf schließen, dass er sich unsicher war.
"Lass mich dir helfen."
Mikey drehte sich wieder zu ihm um und sah ihn an.
"Du glaubst du kannst mir helfen?"
Jedem normalen Menschen würden sich bei dem Blick die Nackenhaare aufstellen.
"Wie willst du das anstellen?"
Mikeys Blick wanderte wieder in Richtung Horizont.
"Ich habe Draken benutzt um mich selbst zu verletzen. Wenn überhaupt hätte ich zurücktreten sollen."
Kisakis Blick lag auf Mikey. Für einige Sekunden herrschte Stille, dann ergriff Kisaki sein Handgelenk.
Mikey war über jene Geste viel zu überrascht und ließ sich daher von Kisaki mit in das Innere des Schreins ziehen. Ein Ort, welcher für Besucher eigentlich Tabu war.
Dort waren sie ungestört.
"Ich weiß, dass du mit Draken geschlafen hast." Irritiert sah der Blondschopf zu Kisaki, welcher noch immer sein Handgelenk fest hielt. "Takemichi hat es mir erzählt."
Mikey befand sich in keinem Zustand wütend auf irgendwen außer sich selbst zu sein. Wäre er nicht mitgenommen davon, dass Draken die Gang verlassen hatte, hätte Takemichi dafür vermutlich ein paar heftige Schläge einstecken müssen.
Doch im Moment fehlte ihm einfach die Kraft dazu.
Dennoch war er gereizt und ballte seine Hände zu Fäusten. Vermutlich tat er dies jedoch nur, um nicht komplett hilflos zu wirken.
Kisaki drehte sich zu Mikey um und sah ihm in die Augen.
"Du hast darüber nachgedacht dich umzubringen."
Mikey sah seitlich zu Boden. Natürlich hatte er dies.
Erst starb sein Bruder durch einen Freund von ihm. Dann wurde sein Kindheitsfreund ermordet und dies nur wegen ihm. Kazutora versuchte ihm das Leben zu nehmen und dann verließ Draken auch noch Toman.
Alle seine Freunde schienen entweder zu sterben oder ihn irgendwann zu hassen.
"Es ist nicht deine Schuld, dass Draken Toman verlassen hat. Es war seine Entscheidung."
Stille.
"Du vermisst Draken jetzt schon, oder?"
Erneut herrschte Stille.
Kisaki ließ Mikeys Handgelenk los und zog seinen Schal aus.
"Was wird das?", fragte der Blondschopf genervt, als Kisaki ihm die Augen verband. Mikey fühlte sich unwohl. Er war alleine mit Kisaki und jener Verband ihm die Augen. So könnte er ihn abstechen.
Doch Mikey war so tief in dieser Leere gefangen, dass ihm dieser Fakt scheiß egal war. Tatsächlich hoffte er bereits darauf gleich einen Schmerz zu spüren. Jener blieb allerdings aus.
"Du musst Draken vergessen. Er ist kein Teil Tomans mehr. Wenn du das nicht tust wird Toman noch auseinanderfallen."
Mikeys Augenlider wurden schwer. Er wollte schlafen. Er wollte nach Hause in sein Bett und schlafen.
Doch ihn würde dies viel zu sehr an Draken erinnern. Garantiert hatte er noch Kleidung bei ihm. Seine kleine Wohnung war voller Erinnerungen an ihre Zeit zusammen. An die Videospiel Abende, an ihre Kissenschlachten und natürlich auch an ihre intimen Momente.
Würde er jemals wieder in seinem Bett schlafen können ohne daran denken zu müssen wie ihn Draken angefasst hatte? Konnte er sich jemals wieder eigenständig selbstbefriedigen ohne an ihn zu denken? Würde er überhaupt jemals wieder Baden können ohne nicht dasselbe Problem zu haben?
Vermutlich konnte er nicht einmal mehr beim Seven Eleven Cola kaufen gehen ohne daran zu denken, wie sie immer zusammen Cola getrunken hatten.
Seine Augen wurden glasig.
Mikey dachte sich, dass ihm Toman egal sei. Er wollte Draken zurück. Kurz darauf fühlte er sich so schlecht wie noch nie. Als hätte er die Organisation mit dem bloßen Gedanken hintergangen.
Kisaki stellte sein Bein zwischen Mikeys. Jener ging instinktiv mit dem Oberkörper etwas nach hinten, machte aber recht schnell Bekanntschaft mit der Holzwand hinter ihm.
"Eine Beziehung auf rein sexueller Basis. Wie du es mit Draken vor hattest. Mir ist es egal aus welchen Gründen du das willst. Nur dieses Mal wirklich ohne Gefühle. Du brauchst Draken nicht. Toman braucht ihn nicht. Zusammen können wir eine neue Ära erschaffen und nichts wird sich uns in den Weg stellen."
Mikey spürte Kisakis Atem in seinem Nacken.
"Mikey, ich werde dir helfen deinen Traum zu erreichen."
Der Blondschopf schloss die Augen kurz bevor er den Unterschied zwischen dem Sex mit Draken und wirklicher Selbstverletzung lernte.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt