Kapitel 67

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Kaum hatte Draken diese Worte ausgesprochen, taumelte er bereits zwei Schritte nach hinten und sie standen sich küssend im Regen.
Mikeys Halsbeuge brannte, als das Regenwasser seine Wunde berührte. Doch hatte er wichtigeres zu tun, als jener seine Aufmerksamkeit zu schenken.
Mikey hatte seine Arme in Drakens Nacken gelegt und zog ihn zu sich herunter. Auch Draken hatte seine Arme um Mikeys Hüfte gelegt, um den blondhaarigen jungen Mann enger an sich zu ziehen.
Keiner der beiden schien sich groß für den Regen zu interessieren.
Mikey stand auf seinen Zehenspitzen. Beide hatten sie ihre Augen geschlossen und drückten sich so nah an den anderen, wie es ihnen physisch nur möglich war.
Das erste Mal versuchte keiner von ihnen sein Verlangen für den anderen zu unterdrücken.
Mikey vergrub seine Finger in Drakens Kleidung und nicht all zu viel später verwandelte sich der Kuss in einen leidenschaftlichen Zungenkuss.
Ihr Zungenkuss war mindestens genau so wild wie der starke Wind und der Regen, der auf sie hinab prasselte.
Es dauerte keine Minute, da war auch Mikey bis auf die Boxershorts durchnässt. Der kalte Wind verpasste ihm eine Gänsehaut und ließ ihn erzittern.
Draken schlang darauf, unwillig den Kuss schon zu lösen, seine Arme enger um den blondhaarigen Mann. Er gab sein bestes so viel von Mikeys Haut zu verdecken, wie er nur konnte.
Auch drehte er sie so, dass er in Windrichtung stand und der kleinere somit wenigstens vor dem kalten Wind geschützt war.
Drakens Hand wanderte an Mikey Rücken hinab zu seinem Gesäß.
Der Blondschopf stand Barfuß auf dem Boden. Auch seine Füße waren eiskalt.
Er wusste worauf Draken mit jener Geste aus war und so schlang Mikey seine Beine um die Hüfte des größeren.
Noch immer spürten sie den Regen und den Wind, welche gegen ihre Körper peitschten.
"Ich liebe dich auch", so schnell Mikey den Kuss gelöst hatte, um Draken jene Worte gegen die Lippen zu hauchen, so schnell hatte er seine Lippen wieder auf Drakens gelegt.
Erneut verwickelte Mikey den größeren in einen feurigen Zungenkuss, welcher ihnen beiden den Atem rauben sollte.
Erst als ein greller Blitz über den wolkenbedeckten Himmel zog und daraufhin ein lautes Donnern erklang, lösten sie sich voneinander und begaben sich in die Wohnung.
Kaum hatte Mikey allerdings die Tür hinter sich geschlossen, wurde er bereits von Draken gegen jene gedrückt und erneut in einen innigen Kuss verwickelt.
Es war nicht schwer zu erkennen worauf sie beide aus waren. So dauerte es auch nicht all zu lange, bis sie an der Tür hinab auf den Boden glitten.
Keiner von ihnen hatte die Geduld ins Bad zu gehen oder sich gar erst ab zu trocknen.
Draken löste sich das erste Mal schwer atmend von Mikey. Dieser musste daraufhin Grinsen. Allerdings stand es um ihn selbst nicht sonderlich viel besser. Auch er war außer Atem.
Nie hatten sie sich so stürmisch geküsst gehabt.
Als Draken seinen Blick abwandte und sich der Halsbeuge des kleineren widmen wollte, erblickte er erneut den Biss. Der Abdruck sah so aus, als wäre er kurz davor wieder zu bluten zu beginnen.
Der größere verengte seine Augen leicht. Er hätte Kisaki Krankenhausreif prügeln sollen.
Mikey öffnete Drakens Zopf und zog damit seine Aufmerksam wieder auf sich. Natürlich hatte er dessen Blick bemerkt. So intensiv wie er jenen Biss gemustert hatte, wäre es eher seltsam gewesen, wenn er dies nicht getan hätte.
Drakens Zopf zu lösen stellte sich als etwas schwieriger heraus, wie er zuvor noch angenommen hatte, da sowohl der Haargumi als auch dessen Haare klatschnass waren.
"Bist du eifersüchtig?"
Mikey hatte gehofft die Thematik in eine andere Richtung zu lenken. Doch Draken schien seine Verletzung nicht so leicht zu nehmen, wie er dies tat.
"Eifersüchtig? Das hätte er dir nicht an tun dürfen."
Dabei war dies nicht einmal das Schlimmste. Nichts hielt mit den Schmerzen von gestern Abend mit, als Kisaki sich an seinen Hoden vergangen hatte. Mikey würde Draken dies jedoch ganz sicher nicht erzählen, so wie jener momentan wirkte.
Der Blick des Blondschopfes wanderte von seinen Haaren zu seinen Augen.
"Hör auf dir die Schuld zu geben."
"Ich gebe mir nicht die Schuld."
Ihre Blicke trafen sich. Draken konnte dem Blickkontakt jedoch nicht lange stand halten.
Mikey nahm Drakens linke Hand von der Tür und stülpte ihm den nassen Haargummi über.
"Das war meine Entscheidung. Dich trifft keine Schuld daran."
Erneut lag der Blick des größeren auf Mikey. Er könnte schwören, dass der Blondschopf die exakt selben Worte in der Zukunft zu ihm gesagt hatte und für eine Sekunde war er daher sprachlos.
Mikey sah wieder auf Drakens Haare und strich einige Male durch sie hindurch, bis sie Volumen bekamen und zwei gute Zentimeter höher standen als noch zuvor.
Erst jetzt, wo er Mikeys verträumten Blick auf seinen Haaren bemerkte, fiel Draken auf, dass er ihn gar nie nach dem Warum gefragt hatte.
Das erste Mal hatte er ihn geohrfeigt und war gegangen. Das zweite Mal als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte, war er zu sehr in seinen Schuldgefühlen versunken gewesen. Dazwischen hatte er Mikey offenbar zwölf Jahre lang ignoriert.
War er wirklich so selbstsüchtig, dass er sich nie nach Mikeys emotionalem Zustand erkundigt hatte? Er hatte die ganze Zeit nur darüber nachgedacht, wie er sich dabei fühlte...
Draken bückte sich so weit herunter, dass er seine Stirn auf Mikeys Schulter legen konnte. Dabei lag sein Blick starr auf dessen Beinen.
War er wirklich so egoistisch?
Im Augenwinkel sah der Blondschopf überrascht zu Draken, als jener seinen Kopf in seiner Brust vergrub. Normalerweise hatte er dies bei Draken immer getan, wenn er sich für irgendetwas schämte oder sich schlecht fühlte.
Bis jetzt hatte Draken dies noch nie getan. Der Blondschopf schien die Schuldgefühle des anderen weiter unterschätzt zu haben.
Mikeys Gesichtszüge wurden weicher. Er legte seinen linken Arm um den größeren und fuhr ihm mit den Fingern der rechten Hand durch die Haare.
"Warum?"
"Hm?", der Blondschopf hielt in der Bewegung inne und sah erneut im Augenwinkel zu Draken.
"Warum willst du dich selbst verletzen? Warum hast du Kisaki dir das an tun lassen?"
Doch seine eigentliche Frage konnte er einfach nicht aussprechen. Warum hatte er ihm nie davon erzählt, wie es ihm wirklich ging?
Mikey lehnte seinen Hinterkopf an der Tür an und strich nun weiterhin durch die Haare des anderen, während sein Blick in der Ferne lag.
"Ich habe tierische Angst einen Fehler zu begehen, den ich nicht mehr rückgängig machen kann."
Der Blondschopf wusste, wie wichtig Draken diese Erklärung war. Daher konnte er die Fragen einfach nicht ignorieren, auch, wenn er nichts lieber getan hätte.
Draken hörte Mikey aufmerksam zu.
"Seit dem Tod meines Bruders scheinen alle entweder zu sterben, oder fangen an mich irgendwann zu hassen."
Es wirkte beinahe als Versuche Mikey durch die Wände der Wohnung zu sehen. So abwesend wirkte sein Blick.
"Erst fing Kazutora an mich zu hassen. Ich werde ihm nie verzeihen für das was er Shinichiro angetan hat, aber... ich habe doch nichts falsches getan, oder?"
Draken wollte Mikey in seinem Monolog nicht unterbrechen.
"Und Baji... Er ist nur wegen mir gestorben.... Hätte ich besser aufgepasst, wäre Pah nicht im Gefängnis gelandet. Ich weiß, dass mich Peh nicht länger dafür hasst, wie er es direkt nach dessen Verhaftung getan hatte, aber... Ich hasse mich selbst noch dafür und ich kann einfach nicht glauben, dass er es wirklich nicht mehr tut."
Einige Wassertropfen glitten von Mikeys Haaren und durchnässten seine bereits patschnasse Kleidung.
"Toman fällt auseinander und es ist alles meine Schuld. Ich habe sie nicht beschützen können. Das ist doch der Grund, aus welchem Toman überhaupt gegründet wurde und ich....ich habe versagt. Immer und immer wieder."
Am liebsten hätte sich Draken in jenem Augenblick selbst eine verpasst. Er hätte ihn schon längst darauf ansprechen sollen. Wie konnte er dies nur nicht bemerken?!
Mikey krallte sich in den Stoff von Drakens Kleidung.
"Gestern als du Toman verlassen hast, da...da dachte ich, ich hätte dich auch verloren."

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt