Kapitel 72

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Doch was sollte er jetzt tun? Sollte er wirklich dafür sorgen, dass Kisaki weiterhin in Toman blieb, nach all dem, was er ihm, Draken und Mikey angetan hatte?
Nein.
Die einzige Möglichkeit die Zukunft nachhaltig ins positive zu verändern war Kisakis Tod.
Doch wie zum Teufel sollte er dies anstellen?
Würde ihm Draken bei diesem Vorhaben helfen? Selbst, wenn Mikey dagegen wäre? Hätten sie überhaupt eine Chance, wenn Mikey dagegen wäre? Würde ihm Draken überhaupt glauben?
Takemichi zitterte vor Angst. Was wenn er die Zukunft nie verändern würde? Er versuchte dies schon mehrere Jahre lang und irgendwie lief immer irgendetwas schief.
Es schien beinahe so, als wären Hina, Mikey und auch Draken dazu bestimmt in diesen zwölf Jahren zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu sterben. Ganz egal was er tat. Er schien dies einfach nicht aufhalten zu können.
Takemichi drehte sich zur Seite und kauerte sich auf dem Boden zusammen.
Er würde die Zukunft nie ändern können.

In der Vergangenheit gab Mikey einen verächtlichen Laut von sich und wandte Draken wieder seinen Rücken zu.
"Gestern wolltest du Toman noch verlassen und heute soll ich dich wieder zum Vize machen?" An Mikeys Stimme war es herauszuhören, dass er dies für lächerlich befand.
Draken biss sich auf die Zunge, stieg dann allerdings aus der Duschkabine und blieb keinen Meter hinter Mikey stehen.
"Ja.", seine Stimme klang unsicher. Ganz egal wie sehr er versuchte diese Unsicherheit zu verbergen.
Natürlich bekam Mikey diese Unsicherheit in der Stimme des anderen mit. Doch mit so einer Unsicherheit in der Stimme, hatte er nicht vor ihn wieder aufzunehmen.
"Du machst Scherze.", sagte der Blondschopf und zog ein Handtuch aus dem Schrank.
"Ich meine das ernst."
"Das ist lächerlich." Langsam aber sicher war Mikey nicht länger davon überzeugt, dass Draken es nicht ernst meinte. Er schien es ernst zu meinen, doch offenbar hatte er Probleme damit sich dies selbst einzugestehen, da er nach wie vor nicht so überzeugt klang, wie er dies sonst tat. Mikey hatte es sich daher zur Aufgabe gemacht ihn dazu zu bringen von seiner Meinung überzeugt zu sein oder von der Idee wieder ab zu springen. Er würde keinen Vize wollen, der nicht zu hundert Prozent hinter diesem Job stand.
"Und wenn schon." Drakens Blick lag noch immer auf dem kleineren.
Mikey schloss die Schranktür und drehte sich mit dem Handtuch in der Hand zu Draken um. Erneut trafen sich ihre Blicke. Spätestens jetzt war es Mikey bewusst wie ernst es Draken wirklich meinte, dennoch behielt er den Mund geschlossen. Schließlich wollte er die Worte von Draken selbst hören.
"Als ich gegangen bin meintest du, du würdest mich nicht aufhalten, wenn es meine freie Entscheidung wäre.", fing der größere an, "Ich habe mich aber nicht dazu entschieden, weil ich es so wollte."
Draken verengte kaum merklich die Augen. Wollte ihn Mikey überhaupt zurück in Toman haben? Warum musste er sich dafür rechtfertigen? War es dumm gewesen zu glauben, dass ihn Mikey einfach so wieder aufnehmen würde?
Vermutlich ja. Offensichtlich ja.
Zog er Kisaki ihm gerade vor? War er glücklicher mit Kisaki als Vize? Warum wollte er ihn nicht zurück haben?
Je länger Mikey schwieg, desto verzweifelter wurde der größere. Ihm sah man dies zwar nicht an, doch was sollte er tun, wenn er nun nicht länger ein Mitglied in Toman war? Sollte er während der treffen zuhause sitzen und darüber nachdenken, ob Mikey und Kisaki gerade-
Nein! Niemals würde er sich so degradieren lassen!
"Toman zu verlassen war die dümmste Entscheidung, die ich je getroffen habe.", sagte der ältere. Nun klang auch seine Stimme nicht länger unsicher. Sich dies einzugestehen war alles andere als leicht gewesen. Vor allem, da er bis vor einigen Stunden noch geglaubt hatte, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Dabei hatte er ganz vergessen aus welchem Grund Toman entstanden war. Er beschützte niemanden, in dem er die Gang verließ. Er tat das Gegenteil. Er hatte das Gegenteil getan. Nur, weil er das Gegenteil getan hatte, hatte Kisaki die Möglichkeit gehabt Mikey zu missbrauchen. Nur, weil er...
Draken ballte die Hände zu Fäusten.
Er hatte nicht nur Toman den Rücken zu gedreht, er hatte auch Mikey den Rücken zu gedreht. Verdiente er es überhaupt wieder aufgenommen zu werden, nach all dem?
Steckte er in Mikeys Schuhen, vermutlich würde er sich selbst nicht einmal mehr auf nehmen. Dabei konnte er es ihm nicht einmal verübeln, sollte er dies nicht tun.
Mikeys Mundwinkel zuckten jedoch siegessicher nach oben, ehe er das Handtuch wieder auf dem Schrank ablegte, wodurch Draken ihn verdutzt ansah.
"War das so schwer?" Mikey klopfte Draken mit der Hand auf die Schulter. "Wenn du als Vize nicht von deinen eigenen Entscheidungen überzeugt bist, wie sollen es die anderen sein?"
Drakens Kopf schaltete nach dem Wort "Vize" auf Durchzug. Hieß das er hatte seinen alten Posten zurück? Aber warum?
"Heißt das du nimmst mich wieder auf...?" Draken war noch immer mehr als verwirrt.
"Jetzt wo ich weiß wie wichtig es dir ist."
Kaum war Mikey fertig mit sprechen, hatte ihn Draken bereits in die Arme geschlossen. Jener hatte damit nun gar nicht gerechnet, doch dies hielt Draken nicht davon ab ihn an sich zu drücken, als wäre er gerade von den Toten auferstanden.
"Oi Ken-chin, du erdrückst mich." Mikey musste schmunzeln, doch Draken wollte ihn nicht los lassen.
Er erinnerte sich an die Zukunft, in welcher Mikey vor seinen Augen gestorben war. Draken konnte die Wunden noch sehr gut vor seinem inneren Auge erkennen. Die Nackenhaare stellten sich ihm auf, als er an das Husten des Rotschopfes zurück dachte.
Toman zu verlassen war wahrlich die schlimmste Entscheidung gewesen, die er jemals getroffen hatte.
"Ken-chin?"
Draken war so sehr in Gedanken versunken, dass er die Gegenwart vollkommen ausblendete.
Mikey lebte noch. Noch war es nicht zu spät. Noch konnte er ihn retten. Noch konnte er ihn vor Kisaki beschützen.
Am liebsten hätte er den blondhaarigen Mann nie wieder los gelassen.
Mikey bemerkte, dass irgendetwas mit seinem Partner nicht so ganz stimmte, so abwesend wie jener wirkte.
Er legte seine Hände auf Drakens Rücken und erwiderte den Druck, wenn auch nicht ganz so fest, wie jener ihn an sich drückte.
Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass Draken gerade vollkommen neben sich stand und dies war sein einziger Einfall ihn irgendwie zurück in die Realität zu ziehen, nachdem seine Äußerungen offenbar auf Taube Ohren stießen.
"Ich dachte ich hätte dich verloren.", sagte Draken mit zittriger Stimme, nachdem er nach guten zwei Minuten seine Stimme wieder gefunden hatte.
Mikey wusste nicht ganz wie er diese Worte einordnen sollte. Immerhin hatte er doch nichts getan, dass Draken daraus so einen Rückschluss ziehen konnte. Oder?
Das einzige, was ihm noch in den Sinn kam, war das Ereignis gestern Abend. Doch genau wie der Streit einige Tage zuvor, ging auch der Entschluss Toman zu verlassen von Drakens Seite aus.
Also warum hatte Draken nun das Gefühl, er hätte ihn in irgendeiner Form verlassen, wenn er doch derjenige war, der ihn verlassen hatte?

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt