Eine Stunde später standen die beiden jungen Männer unter Takemichis Vordach im Regen.
"Oii, Takemicchi!"
Mikey klopfte nun schon zum zweiten Mal mehrmals gegen die Tür.
"Mach die Tür auf!"
Doch natürlich öffnete ihnen beim zweiten Mal ebenso niemand die Tür.
Mikey war sichtlich genervt.
Draken hatte noch darauf bestanden ihn zuerst anzuschreiben, aber Mikey hatte ihm das Handy aus der Hand genommen und ihm mehrmals, mit entsprechender Handgeste, versichert, dass er schon zuhause sein würde. 'Der wird schon zuhause sein. Der ist doch immer dort.'
Ja, von wegen.
Zu allem Überfluss hatte es auf ihrem Weg zu ihm auch noch wie aus Eimern zu gießen angefangen.
Mikey hasste die Kapuzen seiner Jacken. Sie waren ihm nahe zu alle zu groß, sodass er die Kapuzen ständig hoch halten musste, wenn er sie sich denn über zog, um überhaupt etwas sehen zu können.
"Wir hätten ihm eine Nachricht schreiben sollen."
Nach wie vor genervt blickte Mikey zu der geschlossenen Haustür. Warum hatte er überhaupt darauf bestanden ihm keine Nachricht zu schreiben?
Heute war definitiv kein guter Tag. Er war viel zu leicht gereizt. Viel zu impulsiv. Die Dusche hatte ihm nicht gut getan und Drakens Kommentare machten es nicht besser.
Draken sah zu Mikey, etwas verwundert darüber, dass er so still war. Seit er sich vorhin geduscht hatte, hatte sich der Blondschopf seltsam verhalten. Eine Mischung aus distanzierter, aber auch gleichzeitig kindischer als sonst. Es wirkte fast so als würde er schauspielern wann immer er den Mund öffnete. Draken wüsste zu gerne, was ihm durch den Kopf ging.
"Ich rufe ihn an."
Draken zog sein Handy aus seiner Jackentasche und wählte Takemichis Nummer.
Weit kam er in jenem Vorhaben allerdings nicht, da hatte ihn Mikey bereits am Kragen gepackt und zu sich herunter gezogen. Der Kuss kam so unerwartet, dass Draken die Überforderung ins Gesicht stand.
Mit der linken Hand griff Mikey nach dem Handy.
"Hallo?", ertönte es am anderen Ende der Leitung. "Draken-kun?"
In jener Position war es ihm unmöglich den Mund zu öffnen.
Er wollte sich von Mikey lösen, in dem er einen Schritt nach hinten trat. Dies endete allerdings darin, dass er von Mikey gegen die Hauswand gedrückt wurde.
"Hallo?"
Auch der Versuch den Mund zu öffnen war zwecklos. Stattdessen verwandelte sich der Kuss von einem einfachen Kuss auf die Lippen, in einen feurigen Zungenkuss.
Draken stieg die Hitze zu Kopf. Er dachte gar nicht erst so weit, dass Mikey verhindern wollte, dass sie wirklich mit Takemichi sprachen.
Tatsächlich hatte Mikey die ganze Zeit versucht, seine eigene Angst herunterzuspielen.
Als er Draken während dem Sex gefragt hatte, ob er Angst hätte, dass sie nicht länger miteinander schlafen würden, nachdem sie mit Takemichi gesprochen hatten, hatte er jene Angst nicht bei Draken bemerkt. Er hatte es sich zwar denken können und dies war auch der Grund aus welchem er es zur Sprache gebracht hatte. In Wahrheit allerding, hatte er jedoch Angst davor. Genauso, wie er Angst davor hatte, dass Draken ihm eines Tages seine Gefühle gestehen würde.
Es war nicht fair. Mikey wollte nicht, dass dies jemals passierte. Es würde nicht passieren. Es-
Er spürte wie Draken den Kuss nicht länger erwiderte. Mikey hatte gar nicht mitbekommen, dass Takemichi bereits aufgelegt hatte. So sehr war er in Gedanken versunken gewesen.
Auch war sein Gehirn dermaßen benebelt gewesen, dass er seine glasigen Augen gar nicht registriert hatte.
Erst jetzt, wo ihm eine Träne die Wangen hinab rannte, wurde ihm bewusst, was er gerade tat.
Hatte er nun vollends den Verstand verloren?!
Mikey trat zurück, ließ dabei sowohl Drakens Kragen als auch seine Hand los, mit welcher er sein Handy hielt und drehte ihm den Rücken zu.
Shit. Shit. Shit!
Mikeys Blick lag auf dem Boden. Er durfte nicht emotional werden. Er gab sein bestes sein Atem normal zu halten. Wie sollte er dies nur wieder gerade rücken? Es gab keine logische Erklärung für sein Verhalten.
Draken, der sich nun von dem Schock etwas erholt hatte, hatte natürlich gemerkt, dass es Mikey nicht gut ging. Aus diesem Grund hatte er auch aufgehört den Kuss zu erwidern, nachdem er ihn hatte weinen sehen. In den ganzen Jahren, in denen er den Blondschopf nun schon kannte, konnte er an einer Hand abzählen wie oft er ihn hat weinen sehen. Dementsprechend besorgt sah er auf den Rücken des kleineren.
"Mikey?"
Drakens Stimme riss ihn in die Realität zurück. Was wenn Draken diese Reaktion von ihm falsch aufgefasst hatte und ihm seine Gefühle gestehen würde?
Mikeys Herz fühlte sich an als wiege es tausend Tonnen. Gleichzeitig raste es so schnell wie Merkur um die Sonne.
Er wusste nicht was er tun sollte. Nach dem Tod seines Bruders und dem von Baji hatte er sich noch nie in einer Situation dermaßen hilflos gefühlt.
Mikey war nicht der Typ, der normalerweise vor Situation davon rannte, welche ihm unangenehm waren.
Doch versprühte er das erste Mal den unbändigen Wunsch der Situation zu entkommen, welcher so stark war dass, nachdem Draken ihn an der Schulter berührt hatte, er in den Regen hinaus rannte.
Draken, welcher diese Situation noch immer nicht einordnen konnte, rannte Mikey hinterher.
"Wo rennst du hin?"
Warum folgte er ihm?
"Was ist los mit dir?"
Draken holte zu ihm auf.
"Mikey!"
Wie hypnotisiert lief er noch drei Schritte, und blieb dann stehen.
Der Regen war stärker und fiel um einiges dichter als das Wasser aus dem Duschkopf.
Einige Sekunden standen sie da, im Regen. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Keiner bewegte sich auch nur einen Zentimeter.
Draken war bereit weiter zu rennen, falls Mikey dies vor hatte. Doch jener stand still mit dem Blick auf den Teer gerichtet und dem Rücken ihm zugewandt drei Meter vor ihm.
"Ken-chin", durchbrach Mikey schließlich die Stille, welche nur durch das plätschern der Regentropfen begleitet wurde.
Drakens Blick lag auf ihm, während Mikey seinen Kopf langsam an hob und in den Himmel sah.
"Ich glaube ich habe es vermasselt."
Draken blieben die Worte im Hals stecken als Mikey über die Schulter zu ihm sah und sich zu einem Lächeln zwang. Seine Augen waren rot. Dass er sich überhaupt traute Draken so ins Angesicht zu sehen war ja eine Sache. Unter normalen Umständen hätte dies sein Stolz nie zugelassen.
Draken wollte einen Schritt auf Mikey zu gehen, doch jener ging im selben Moment einen zurück.
Draken verstand somit, dass er ihm nicht näher als so kommen sollte, würde er nicht wieder riskieren wollen, den anderen zum rennen zu bewegen.
Ihre Kleidung war bald schon vollkommen durchnässt.
Mikey sah zur Seite.
"Vergiss was in den letzten vier Monaten passiert ist. Wir hätten das gar nie tun sollen."
Mikey drehte ihm nun wieder den Rücken zu.
"Aber das ka-!"
"Das war keine Bitte." Erneut sah er über seine Schulter zu Draken und erneut wirkten Mikeys Augen als würde Draken direkt in ein schwarzes Loch blicken. Doch dieses Mal fehlten jegliche Gefühlsregungen in seiner Stimme. Er klang weder traurig, noch wütend, weder einfühlsam, noch mitgenommen. Gähnende leere schwang in ihr mit. Reines desinteresse. Als hätte Draken ihn zum zehnten Mal gefragt ob er Pizza zum Abendessen wollte und es Mikey noch immer egal war.
Drakens Herz setzte aus als ihn diese Erkenntnis traf, dass Mikey es wirklich ernst meinte. Dabei waren es nicht seine Worte, die ihn verletzten. Es war diese Stimmlage, welche es so wirken ließ als wäre Mikey sein emotionaler Zustand egal, der ihn normalerweise zur Weißglut gebracht hätte.
Doch in diesem Kontext entzog jene Stimmlage seinen Beinen die Kraft, sodass es ihm schwer fiel überhaupt stehen bleiben zu können.
Mikey drehte ihm den Rücken zu und lief weiter die Straße entlang.
Er hatte das richtige getan. Er hatte logisch gehandelt. Also warum fühlte es sich so falsch an? Lieber beendete er es jetzt, als es beenden zu müssen, wenn Draken ihm irgendwann seine Gefühle gestand. Dieser Tag war unausweichlich. Dies war ihm heute klar geworden. Er konnte Draken nicht länger etwas vormachen. Damit tat er ihm doch nur weh. Er war der absolut schlimmste Freund und schlechteste Anführer aller Zeiten. Mit jenem Gefühl verschwand er durch den Regen um die Straßenecke.
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Draken X Mikey X Kisaki - One More Night
Fanfic"Warum gehst du nicht mit Emma aus? Sie steht auf dich. Das ist kaum zu übersehen.", Mikey hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Die beiden saßen unter einem alten Baum neben dem Schrein. Die Sonne war bereits unter gegangen. "Ich will kei...