Kapitel 96

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Die Zwillinge schafften es schließlich mit Chifuyus und Takemichis Hilfe die Kommode relativ schnell von der Tür zu entfernen.
Mikey warf sofort die Tür auf, als er genug Platz dafür hatte und sah zu den Zwillingen.
"Wo ist er?! Was ist passiert?!"
Die beiden waren kurzzeitig sprachlos, da es doch etwas ungewöhnliches war ihren Anführer im Minirock zu sehen.
Nahoya fing sich jedoch als erster wieder und packte Mikeys Handgelenk.
"Erzähl ich dir auf dem Weg."
Chifuyu und auch Takemichi eilten Mikey und den Zwillingen hinterher auf den Parkplatz.
Der Blondschopf verfluchte sich innerlich selbst dafür sein Motorrad bei sich zuhause stehen gelassen zu haben.
"Lagerhalle 43b! Kisaki hat uns erzählt, dass Draken Toman verraten hat!", da der Regen immer noch so laut war, musste Nahoya relativ laut sprechen, damit ihn Mikey verstand. "Sanzu ist höchst wahrscheinlich auch von ihm angelogen worden!"
Mikey verengte die Augen als er dies hörte. Es klirrte. Nur mit Mühe konnte der Blondschopf die Schlüssel auffangen, die ihm der ältere der Zwillinge zu geworfen hatte.
"Ich fahr mit Souya!"
Der einzige, der unbeschadet mit Überschallgeschwindigkeit über die Straßen brettern konnte, war der Blondschopf. Nahoya würde es sich nie verzeihen, wenn sie zu spät kamen, weil er zu langsam gefahren war.
Mit einem schnellen nicken schwang sich der Blondschopf auf das Motorrad des älteren Zwillings und raste bereits im nächsten Augenblick in Lichtgeschwindigkeit von dem Parkplatz, während die anderen noch dabei waren auf die Motorräder zu steigen.
Takemichis Blick hing kurz an Mikeys Motorrad, ehe er auf den Sitz seines' herab sah. Wie konnten sie nur so dumm sein Mikey einzusperren?
Chifuyus Blick fiel auf den blondhaarigen.
"Vorwürfe kannst du dir auch noch später machen!", damit stieg er auf sein Bike und fuhr den Zwillingen hinterher.
Takemichi gab sich selbst eine Ohrfeige, bevor er den anderen nach fuhr.
Mikey raste auf dem Motorrad über die Straßen. Er scherte sich nicht um rote Ampeln. Ken war in Gefahr. Da konnte er keine Sekunde Zeit verlieren.
Sein Rock flaterte im Wind. Es nervte nicht zu wissen ob seine Unterhose zu sehen war. Allen ernstes, wie machten Mädchen dies?
Bei dem Gedanken fragte er sich, ob er überhaupt eine Boxer trug oder-
Wie konnte er in so einem Moment an seine Unterwäsche denken?!
Ein Hupen.
Mikey riss den Lenker herum.
Mit nur einem Zentimeter Abstand raste er an einem Laster vorbei.
Dies hätte auch schief gehen können.
Scheiße!
Augen auf der Straße lassen!
Der Blondschopf lehnte sich etwas nach vorne und beschleunigte das Gefährt wieder, da er durch das riskante Manöver an Geschwindigkeit verloren hatte.

Sanzu warf das Rohr auf den Boden. Dieses schlug mit einem schrillen klirrenden Geräusch auf.
Sein Blick lag noch kurzzeitig auf dem blondhaarigen. Immerhin wollte er sicher gehen, dass sich dieser nicht mehr bewegte.
Dies tat er auch nicht.
Kisaki lag regungslos auf dem Boden.
Er wusste, dass Sanzu hinter ihm stand.
Wäre er noch bei bewusstsein, würde er alle seine Kraft aufwenden, um von diesem verrückten weg zu kommen.
Doch er rührte sich nicht.
"Niemand steht Mikey näher als ich.", murmelte der Mann mit den pinken Haaren und das noch ohne seinen Blick von dem regungslosen Mann zu nehmen, welcher an mehreren Stellen heftig blutete.
Langsam aber sicher bekam der Vize Panik.
Hatte Sanzu ihn getötet?!
All seine Angst drehte sich noch um den blondhaarigen, welcher auf dem Boden lag und keinen Ton von sich gab.
Erst als Sanzu über ihn hinweg schritt, als liefe er über einen Sack Kleidung und ihn direkt ansah, erfror ihm das Blut in den Adern.
Jetzt hatte sein letztes Stündchen geschlagen!
Sein Herz setzte aus. Dann schlug es wie wild gegen seine Brust.
Der tatowierte riss an den Fesseln.
Doch es brachte nichts. Sie lösten sich kein Stück.
Natürlich nicht. Denn er hatte dies nun schon über eine halbe Stunde versucht und es hatte nichts gebracht. Es war sinnlos.
Trotzdem konnte er nicht still sitzen.
Sein Leben war in Gefahr.
Das wusste er jetzt.
Sanzu war alles zu zutrauen.
Er hatte Kisaki nicht dazu manipuliert ihn hier her zu bringen, um ihn am Leben zu lassen.
Vermutlich lag er in der einen Zukunft nicht einmal im Koma.
Jetzt ging er davon aus, dass ihn Sanzu in Wahrheit getötet hatte und Takemichi hatte nie die Wahrheit erfahren, weil er davor gestorben war.
Nur eine Sache verstand er nicht.
Warum schickte ihn Mikey zu Kisaki?
Warum hatte er darauf bestanden, dass er zu ihm ging, wo er doch gewusst hatte, dass dies eine Falle war?
Draken erinnerte sich an Chifuyus Worte. Damals, als er selbst in der Zukunft war:
'Ich weiß nicht ob Takemichi dir das schon erzählt hat, aber der Mikey heute ist ein anderer als der, den du noch in Erinnerung hast.'
Damals hatte sich das Gegenteil herausgestellt. Er war zwar anders, aber aufgrund eines Traumas durch Kisakis Einflüsse.
In der letzten Zeitlinie allerdings...hatte der Blondschopf für sich herausgefunden, dass Kisaki keine Schuld traf.
Damit schob er die Schuld auf sich und da Mikey alleine nicht mit Schuldgefühlen fertig werden kann, ist aus ihm etwas schreckliches geworden.
Kisakis Verletzungen haben ihm nicht gereicht. Sie waren nicht stark genug. Er musste sich selbst so stark verletzen, dass das einzige, was in Frage kam, er war.
Mikeys Ziel war es nicht länger gewesen Gründe zu suchen am Leben zu bleiben. Er war so tief in Selbsthass ertrunken, dass er angefangen hatte nach Gründen zu suchen, sich das Leben zu nehmen.
Nicht nur das.
Er hatte angefangen sich das Leben zur Hölle zu machen, um sich selbst die Kraft zu geben es hinter sich zu bringen.

Menschen, die nie eine Depression erlebt haben werden dies nicht verstehen.

Daher zur Verdeutlichung.
Mikey befand sich unter Wasser. Seine Beine von Ranken umschlungen. Doch sie zogen ihn nicht tiefer. Er war nur wenige Millimeter von der Wasseroberfläche entfernt. Trotzdem ertrank er.
Mit jeder Sekunde ging ihm der Sauerstoff aus.
Ganz egal wie sehr er sich dagegen wehrte. Wie sehr er an den Ranken riss und wie sehr er sich aus streckte, um die Oberfläche zu erreichen. Sie blieb unerreichbar.
Also was tat ein Mensch, wenn er wusste, er würde ertrinken? Was war das logischste, was man tun konnte, wenn man nicht weiter dieses stechen in der Brust haben wollte? Diese Panik? Diese Angst? Dieses Verlangen nach Sauerstoff? Wenn man diese Folter einfach nicht länger ertragen konnte?
Man schwamm nach unten. Man begab sich so weit von der Oberfläche weg wie irgend möglich. Denn man würde sie nie erreichen können und die Hoffnung, sie doch erreichen zu können, wurde irgendwann zu schmerzhaft, um sie noch länger zu ertragen.
Also was tat man?
Man tat alles, um den Vorgang zu beschleunigen.
Man tat alles in seiner Macht stehende, um so schnell wie möglich zu ertrinken, um die Qualen endlich los zu werden.
Man öffnete den Mund und schluckte Wasser. Man schloss die Augen und hoffte, dass es bald vorbei sein würde.
Jetzt stellt euch vor euch passiert dies, nur habt ihr eine Sauerstoffflasche dabei.
Diese Flasche hält euch noch für gute zwei Stunden am Leben.
Ihr wisst tot sicher, dass ihr in zwei Stunden ertrinken werdet.
Ihr befindet euch auf offenem Meer. Irgendwo inmitten vom Pazifik. Irgendwo, wo euch ganz sicher niemand retten würde.
Würdet ihr zwei Stunden leiden wollen? Würdet ihr merken wollen, wie euch langsam die Luft ausgeht? Der Sauerstoff in der Flasche abnimmt und wie ihr langsam aber sicher erstickt?
Oder würdet ihr den Stecker ziehen wollen?
Drakens reine Existenz hielt Mikeys Geist noch am Leben. Der 32 jährige, welcher jeden Tag mit der Hoffnung gelebt hatte, sein Freund würde aus dem Koma erwachen. Nur um festzustellen, dass dieser Wunsch utopisch ist.
Er hat zwölf Jahre lang an Sauerstoffmangel gelitten und niemand kam um ihn zu retten.
Jetzt hatte er die Möglichkeit durch Sanzu bekommen, Draken zu Kisaki zu schicken und sich diese zwölf Jahre der Folter zu ersparen.
Also was hatte er getan?
Er hatte den Sauerstoff abgeschalten, die Maske vom Gesicht gezogen und gehofft so schnell wie möglich zu ertrinken.
Drakens Herz blieb stehen als sich sein Blick mit Sanzu kreuzte. Auf einen Schlag wurde ihm die Ausweglosigkeit seiner Lage bewusst und er stoppte sich dagegen zu wehren.
Schließlich brachte es nichts.
Stattdessen kniff er die Augen zusammen und hoffte, dass es wenigstens schnell vorbei sein würde.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt