Kapitel 49

195 13 5
                                    

Draken konnte es immer noch nicht glauben, dass Toman so eine Organisation geworden sein soll.
"Aber wenn das stimmt...dann setzt du doch dein Leben aufs Spiel wenn du mit kommst."
"Ich sorge dafür, dass du Heil wieder raus kommst. Wenn du die Vergangenheit ändern kannst werde ich hier heute nicht sterben."
Draken sah erneut zu Chifuyu.
"Außerdem", dessen Augenlider wurden schwerer, "scheiße ich auf diese Zeitlinie. Ich habe so viele unschuldigen Leuten das Leben ruiniert, dass es für alle Beteiligten besser wäre wenigstens ein Mitglied in Toman weniger zu haben."
"Von was redest du da? Du bist kein schlechter Mensch."
Chifuyu sah ihn an. Sein Blick wirkte dabei fast genau so leer wie Mikeys, als er ihm gestern in der Vergangenheit die Wahrheit gestanden hatte.
"Ich habe in den letzten zwölf Jahren, seit du Toman verlassen hast, über 24 Menschen das Leben genommen. Es hieß entweder töte ich sie oder wir beide beißen ins Gras. Mikey ist nicht mehr die Person, die du kennst. Er hat keine Empathie mehr."
Chifuyu blickte wieder nach vorne. Draken wurde mulmig zu Mute. Auch er sah wieder aus dem Fenster.
Einige Minuten später hielt Naoto vor einem großen Gebäude an.
"Viel Glück."
Draken und Chifuyu stiegen aus. Naoto blieb in dem schwarzen Auto sitzen. Nur für den Fall, dass sie einen Fluchtwagen benötigten sollten.
Draken sah zu dem Gebäude. Es besaß mehrere Stockwerke und wirkte generell um einiges luxuriöser als Mikeys alte Einzimmerwohnung.
Der braunhaarige folgte Chifuyu durch die Eingangstür, direkt in den Aufzug.
"Woher weißt du wo Kisaki wohnt?"
"Ich habe Mikey schon öfter hier hin fahren müssen. Er ist Drogen und Alkoholabhängig und nicht gerade in der Lage zu fahren, wenn er einen Rausch hat."
Chifuyu erzählte dies als wäre es allseits bekannt. Draken fielen dabei jedoch fast die Augen aus den Augenhöhlen.
"Wohnt Mikey hier?"
"Eigentlich nicht, aber er verbringt mehr Zeit hier als bei sich zuhause."
Die Aufzugstüren öffneten sich und Draken folgte Chifuyu einen Flur entlang. Sie blieben vor einer Tür stehen. 337.
"Sicher, dass du das tun willst?" Chifuyu sah zu Draken. "Das wird deine Sicht von Mikey um 180 Grad drehen..."
Draken sagte nichts, sondern klingelte einfach. Chifuyus Blick lag damit wieder auf der Tür.
Schritte waren zu hören. Im nächsten Augenblick ging die Tür auf.
Kisaki stand oben ohne im Türrahmen.
"Was willst du hier?", sagte er an Chifuyu gewandt. Erst dann bemerkte er Draken und sofort verengten sich seine Augen.
Draken dachte sich nicht viel bei dieser Reaktion. Erst als Kisaki seinen Mund wieder öffnete, verengte auch er seine Augen.
"Verschwindet."
Kisaki wollte die Tür schließen, doch Draken stellte seinen Fuß dazwischen, sodass es ihm nicht länger möglich war.
Chifuyu gab sein bestes das in ihm aufkommende Zittern zu unterdrücken. Denn obgleich es eigentlich egal war ob er starb oder nicht, so wollte er natürlich noch immer nicht sterben.
Die letzten zwölf Jahre hatte er sich Kisaki gebeugt, aus der Angst sein Leben zu verlieren. Jetzt hatte er zwar so getan als würde ihm dies nichts ausmachen, doch wem machte dies wirklich nichts aus? Niemandem.
"Was erlaubst du dir?!"
"Ich will mit Mikey sprechen."
"Mikey hat kein Interesse an Leuten wie dir."
Mikey tauchte hinter Kisaki in dem Flur auf. Seine Haare waren kurz und weinrot gefärbt. Auch er war oben ohne.
Hatten sie die beiden gerade bei einer bestimmten Aktivität gestört?
Drakens Blick klebte förmlich auf Mikey, als jener zu ihnen lief.
"Was ist so wichtig, dass ihr uns beim Sex stören müsst?"
Mikey kratzte sich am Nacken und blieb anschließend hinter Kisaki stehen. Erst jetzt schien er zu realisieren, dass Draken gerade vor seiner Tür stand.
Er senkte seine Hand somit. Auf einmal erschien ihm das jucken unwichtig zu sein. Stattdessen fragte er sich ob er nicht zu viele Amphetamine eingeworfen hatte.
Drakens Augen lagen auf den Knutschflecken auf Mikeys Brust.
Er kämpfte hart gegen das Verlangen an Kisaki eine rein zu hauen.
Doch die beiden waren verlobt. Natürlich schliefen sie miteinander. Das war wohl nur verständlich.
Dann lag sein Blick wieder auf Mikey.
"Deine Schwester ist von deinen Leuten angegriffen worden."
"Dann sollte sie wohl vorsichtiger sein."
Draken konnte nicht glauben, was er da zu hören bekam. War dies wirklich Mikey?! War dies wirklich der Mikey, den er liebte?!
"Deine Schwester wurde angegriffen und liegt im Krankenhaus und du sagst sie hätte besser aufpassen sollen?!"
Mikey ließ dies offenbar kalt.
Chifuyu klammerte sich an Draken fest, um ihn daran zu hindern auf den Rotschopf los zu gehen.
"Hast du eigentlich noch alle Tassen im Schrank?!"
"Draken reg dich ab. Bitte.", Chifuyu gab sein bestes ihn irgendwie daran zu hindern in die Wohnung hinein zu maschieren.
Doch sich abzuregen war das letzte was er vor hatte. Was war nur aus Mikey geworden?!
Kisaki verpasste Draken einen Schlag ins Gesicht, wodurch sein Kopf zur Seite geschmettert wurde.
Chifuyus Augen weiteten sich und sofort ließ er Draken los.
"Du tauchst nach zwölf Jahren hier auf, nur um meinen Verlobten anzuschrein. Verpiss dich von hier!"
Mikey sah auf Draken hinab, dem etwas Blut aus dem Mundwinkel lief. Wahrscheinlich hatte er den Schlag nicht kommen sehen und sich ausversehen auf die Lippe gebissen.
Kisaki sah anschließend zu Chifuyu.
"Und du hast ihn hier her gebracht?!"
Chifuyus Herz blieb kurzzeitig stehen.
Kisaki holte aus, doch Draken blockte den Schlag bevor er Chifuyu erreichen konnte.
Daraufhin sah ihn Kisaki mit einer Mordlust an, von der Draken zuvor nicht einmal wusste, dass Kisaki sie besaß.
Mikey legte seine Hand auf Kisaki Schulter.
"Kannst du uns für einen Augenblick alleine lassen?"
Kisaki atmete aus und verschwand daraufhin nur widerwillig in deren Schlafzimmer.
Draken irritierte die Art, wie Mikey jenen Satz formulierte. Warum sagte er ihm nicht einfach er solle gehen? Warum war er so passiv? Normalerweise duldete er doch keinen Widerspruch und Kisaki stand eindeutig unter ihm. Also warum fragte er ihn überhaupt?
'Das war keine Frage.' Wie oft er jenen Satz von dem alten Mikey gehört hatte. Noch immer konnte Draken nicht fassen, dass er sich so verändert hatte.
Mikey wartete bis Kisaki aus der Sichtweite war und sah dann zu Chifuyu.
Eigentlich hatte Draken erwartet, dass Mikey irgendwelche beruhigenden Worte von sich gab. Stattdessen schlug er ihn drei Mal ins Gesicht. Beim dritten Mal verlor der nun schwarzhaarige Mann den halt unter den Füßen und krachte mit dem Rücken unsanft gegen die Wand.
Draken konnte nur mit Entsetzen dabei zusehen. Alles passierte so schnell, dass ihm gar keine Zeit zum reagieren übrig blieb.
"Wer hat dir erlaubt wild fremde Personen zu uns zu bringen?"
Wild fremd?
"Was zum Teufel ist mit dir passiert?"
Damit hatte der braunhaarige nun Mikeys ungeteilte Aufmerksamkeit wieder.
Er sah ihn einige Sekunden lang an. In seinem Blick lagen keine Emotionen.
"Verschwindet von hier. Ihr könnt von Glück reden, dass ich heute gut gelaunt bin."
Damit drehte er ihnen den Rücken zu und lief zurück in die Wohnung. Die Tür fiel ins Schloss. Wie paralysiert lag sein Blick auf jener. War das eben wirklich passiert?
"Ich habe dich gewarnt."
Chifuyu wischte sich mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht, wobei jenes nur verschmierte. Es überraschte ihn schon, dass er noch immer am Leben war.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt