Kapitel 51

199 13 1
                                    


Draken hatte sich geweigert zurück in die Vergangenheit zu gehen, bevor er nicht sicher sein konnte, dass es Emma gut ging.
So saß er bis spät in die Nacht neben ihrem Krankenbett.
Innerlich hatte er sich sicher bereits mindestens zwanzig Mal bei ihr entschuldigt. Draken war der starken Überzeugung, dass er allein für Mikeys Persönlichkeitsveränderung verantwortlich war.
Er würde diese wieder rückgängig machen. Aber er konnte Emma so einfach nicht zurück lassen. Auch mit dem Wissen, dass er dies ändern könnte, wenn er Mikey in seiner eigentlichen Gegenwart nicht alleine ließ.
Das blondhaarige Mädchen lag im Koma. Ihr Atem ging regelmäßig, aber sie wollte nicht aufwachen.
Wären sie nur etwas früher dort gewesen, vielleicht hätten sie es verhindern können.
Naoto hatte Chifuyu nach ihrem Besuch bei Kisaki nach Hause gefahren. Takemichi war bereits nach Hause gegangen als die offizielle Besuchszeit um war. Er hatte ihm Drakens Adresse aufgeschrieben. Offenbar wohnten sie in dieser Zeitlinie direkt nebeneinander.
Ein fahler Lichtschein fiel durch die Tür zum Flur in das Zimmer.
Draken hob seinen Blick nicht an. Erst dachte er es wäre die Schwester, die ihn nun schon zum dritten Mal nach Hause schicken wollte.
Die Tür wurde geschlossen und wenige Schritte näherten sich dem Bett.
Draken saß direkt neben jenem mit dem Rücken zur Tür gewandt.
"Wie geht es ihr?"
Bei jener Stimme richtete Draken seinen Blick auf und sah über seine Schulter. Hinter ihm stand Mikey.
Nachdem was er heute von sich gegeben hatte, hatte der braunhaarige nicht damit gerechnet ihn jemals hier zu sehen.
"Sie liegt im Koma." Draken sah wieder auf das Mädchen hinab. "Warum bist du hier?"
Der rothaarige sah von Emma zu Draken, nur um anschließend wieder zurück zu sehen.
"Darf ein Bruder nicht nach seiner Schwester sehen?"
Draken verengte die Augen leicht.
"Jetzt ist sie dir auf einmal wichtig?" Ihre Blicke kreuzten sich und Draken stand auf. "Das glaubst du doch selbst nicht." Der größere gab sein bestes so leise wie möglich zu sprechen, wobei dies einfacher gesagt als getan war.
"Stimmt. Ich bin nicht wegen ihr hier."
"Wie kannst du nur so herzlos sein?!"
Draken ignorierte den Fakt, dass Mikey nur wegen ihm gekommen war und um mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Der braunhaarige schnappte sich seine Jacke, stürmte aus dem Zimmer und ließ Mikey dort stehen.
Noch immer konnte Draken nicht glauben, dass dies die Person war, in die er sich verliebt hatte.
Was für einen Geschmack hatte er denn bitte?!
Während er die Straße entlang lief, leuchtete ihm ein Schild einer Bar entgegen. Ohne groß darüber nach zu denken betrat er jene und bestellte sich etwas zu trinken.
Einige Shots später war ihm schwindelig.
Er wusste nicht einmal warum er von jetzt auf nachher beschlossen hatte, sich in diese Bar zu begeben. Es war eine ziemlich impulsive Entscheidung gewesen. Genau so impulsiv wie sein Trinkverhalten momentan.
Dabei hatte er nie ein Problem mit Alkohol gehabt. Er hatte die Finger davon gelassen. Wenn es eine Feier gab war er immer derjenige gewesen, der Mikey nach Hause gefahren hatte, weil jener zu viel intus hatte.
Dementsprechend war er nun auch nichts gewohnt.
"Da ist der Typ von vorhin."
Erst bemerkte Draken gar nicht, dass sich das Geflüster der Männer um ihn drehte. Bis sechs Männer auf ihn zugelaufen kamen und direkt vor ihm stehen blieben.
"Hey du! Wir haben noch eine Rechnung mit dir offen. Du hast Hasame und Kyomo verletzt."
Draken war genervt. Der Alkohol hatte seine Reizschwelle dazu noch niedriger werden lassen.

Einige Minuten später prügelte sich Draken mit den Männern vor der Tür der Bar.
Es fiel ihm schwer den Schlägen auszuweichen. Alles drehte sich. Er hatte Schwierigkeiten damit sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten. Seine Reaktionszeit war auch länger geworden und seine Koordination hatte nachgelassen.
Draken ging auf einen der Männer los, nur um von einem anderen einen Schlag in die Magengegend zu kassieren.
Er trat nach einem anderen und verlor schließlich die Balance nachdem ihn zwei Leute gleichzeitig gegen die Brust schlugen.
Draken machte daraufhin Bekanntschaft mit dem harten Boden. Er hatte keine Zeit sich auf zu richten, da traten die Männer von allen Seiten bereits nach ihm. Was war nur aus ihm geworden?
"Fick dich!"
"Wegen dir habe ich nichts zu Mittagessen bekommen!"
Die Männer schienen immer energischer auf Draken ein zu treten.
Der braunhaarige nahm sich vor nach dem heutigen Tag nie wieder ein Glas Alkohol in die Hand zu nehmen.
Die Tritte hörten allerdings urplötzlich auf. Draken öffnete seine Augen, welche er zuvor noch geschlossen hatte und sah, wie ein Körper keine zehn Zentimeter von seinem Gesicht entfernt zu Boden geschmettert wurde.
Geschockt riss er die Augen auf.
Keine zwei Sekunden später landete der nächste daneben und kaum hatte Draken seinen Kopf angehoben, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen, lagen sie alle sechs bereits am Boden.
Vor seinen Füßen stand ein rothaariger Mann.
Erst, als jener seinen Kopf zu ihm drehte und Draken ihn einige Sekunden lang beobachten konnte, konnte er sich sicher sein, dass es Mikey war.
"Du bist echt hilflos."
Der rothaarige ging neben ihm in die Hocke.
"Kannst du aufstehen?"
Draken setzte sich auf, hielt sich aber gleich die Hand an die Stirn. Noch immer war ihm schwindelig.
"Ich nehme an das heißt nein."
Mikey griff nach Drakens Handgelenk und legte dessen Arm um seine Schulter. Mit dem anderen Arm stützte er Drakens Rücken, um sicher zu gehen, dass er ihm nicht nach hinten fiel.
Den braunhaarigen erinnerte dies stark an das eine Mal, als Mikey ihm ausgeholfen hatte, nachdem ihm jemand von hinten eins über gezogen hatte.
Warum war es eigentlich er, der ihm die ganze Zeit zur Hilfe eilte?
Doch Draken war viel zu betrunken um überhaupt zu realisieren was gerade vor sich ging. Sonst hätte er sich schon längst gefragt warum der Mikey aus der Zukunft, dem jeder offenbar scheiß egal war, ausgerechnet ihm helfen sollte. Vor allem nachdem er doch mit Kisaki verlobt war.
Mikey lief in eine Richtung los, langsam und bedacht darauf, dass Draken ihm auch folgen konnte.
Jener war noch immer zu betrunken um diese Situation richtig ein zu schätzen.
Normalerweise wurden Leute gesprächiger, wenn sie viel getrunken hatten. Bei Draken war jedoch das Gegenteil der Fall. Seine Emotionen schienen tausendmal stärker ausgeprägt zu sein und dies verschlug ihm die Sprache. Vor allem, da seine Grundstimmung zur Zeit stark zwischen wütend und einem sehr sehr tiefem schwarzen Loch schwankte.

Draken X Mikey X Kisaki - One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt