Mikey war erneut mit der Situation überfordert, erwiderte allerdings den Blickkontakt, obgleich er zu jenem Zeitpunkt nicht ganz genau wusste warum. Zwar redete er sich ein, dass er dies nur tat, um Draken einzuschüchtern, sodass er ihn los ließ, ohne ihn Ohrfeigen zu müssen. In Wahrheit allerdings hätte er ihn längst von sich stoßen können, wenn dies seine wahren Intentionen gewesen wären. Während Mikey also Schwierigkeiten hätte sich einzugestehen den Kuss erwidern zu wollen, war sich Draken schon nach wenigen Millisekunden sicher nicht Bekanntschaft mit Mikeys Fuß zu machen, weshalb er dann doch recht schnell seine Augen schloss.
Da merkte der kleinere, dass seine Taktik, mit der er sich selbst an log, nicht ganz so gut funktionierte, wie erhofft.Der Draken der Zukunft erinnerte sich noch genau an Mikeys Tod. Wie könnte er ihn auch jemals vergessen?
Dabei konnte er sich nicht einmal mehr an die genaue Thematik des Streites erinnern.
Er wusste nur noch, dass es dunkel war und er von hinten überwältigt wurde. Er spürte das kalte Eisen auf seinem Hinterkopf, ehe er Bekanntschaft mit dem harten Bordstein machte, kurz bevor alles schwarz wurde.
Aufgewacht war er hinter einem Stapel an Paletten. Sie hatten ihm die Hände und Füße verbunden.
Durch die Lücken in den Holzplatten sah er Kazutora und Mikey. Jener streckte dem Blondschopf die Hand entgegen. Erst war sich Draken nicht genau sicher, was sich in ihr befand.
"Wenn du dir das Leben nimmst lassen wir ihn frei."
Mikeys Blick war kalt.
"Woher soll ich wissen, dass ihr mich nicht anlügt?"
Draken spürte eine kalte Klinge an seinem Hals. Wie lange wurde er schon mit einem Messer bedroht?
"Ich habe kein Interesse an Drakens Tod. Sollte dir das nicht als Begründung reichen?"
Kazutora war wie immer ungeduldig.
"Hattest du bei Chifuyu auch nicht."
"Chifuyu lebt ja auch noch."
"Genau so wie ich."
Kazutora verengte seine Augen auf Mikeys Aussage hin.
"Was hätten wir davon deine Gefolgsleute abzuschlachten? Das hier ist persönlich."
Einige Augenblicke später, welche vermutlich um einiges länger dauerten als sie auf Draken wirkten, betraten Chifuyu und Mitsuya das Lagerhaus.
Draken war der Mund mit Klebeband zugeklebt. Sonst hätte er schon längst Mikey zu geschrien, dass er dies nicht tun sollte. Er wollte zappeln und sich aus dem Griff befreien, doch erschwerte ihm das Messer an seinem Hals seine Bewegungsfreiheit. Gleichzeitig pochte sein Kopf und er hatte höllische Kopfschmerzen.
"Kein Schritt weiter, oder Draken ist geschichte.", warnte Kazutora die beiden Neuankömmlinge, welche bereits in Richtung Draken rennen wollten. Sofort blieben sie beide wie erstarrt stehen und sahen nun auch zu Mikey und Kazutora, die nach wie vor in der Mitte des Raumes standen.
"Also", damit wandte er sich schließlich wieder Mikey zu.
Mikey erwiderte den Blickkontakt. "Warum glaubst du, dass mir Draken so viel bedeutet?"
Zu sagen diese Worte waren schmerzhaft war noch untertrieben.
"Ich glaube es nicht. Ich weiß es."
Kazutora hielt Mikey das Messer mit der Spitze an den Hals.
"Ihr zwei seid zusammen, nicht?"
"Wir waren nie zusammen."
"Aber ihr schlaft miteinander?" Dies war keine Frage. Er wusste es. Sie war also mehr rhetorisch. Kazutora musste bei Mikeys Gesichtsausdruck lachen. "Du kannst mir nicht weiß machen wollen, dass wirklich nichts zwischen euch läuft." Dann atmete er aus. "Naja egal." Kazutora blickte wieder in Mikeys schwarze Augen. "Einer von euch stirbt heute." Er nahm das Messer wieder etwas herunter. "Deine Entscheidung."
Mikey sah auf das Messer hinab.
"Ich gebe dir zehn Sekunden."
Ratlos sahen sich Mitsuya und Chifuyu an.
"Zehn"
Sie hatten zehn Sekunden Zeit um sich etwas zu überlege-
Mikey hatte bereits nach dem Messer gegriffen und es sich in den Bauch gerammt. Nicht einmal eine Sekunde war vergangen.
Die Augen der zwei Mitglieder weiteten sich. Draken begann wie ein Fisch auf Land zu zappeln, wobei ihn der andere los ließ.
Ein siegessicheres Grinsen zierte Kazutoras Lippen als Mikey in die Knie hing.
"MIKEY!!!", schrien die beiden Unteroffiziere und rannten zu ihrem Anführer, welcher das Messer mit beiden Händen noch fest umschlossen hatte.
Mit einem Kopfnicken deutete Kazutora dem Mann an, dass er Draken los schneiden sollte. Sobald jener seine Arme und Beine wieder benutzen konnte, riss er sich das Klebeband von den Lippen und eilte zu Mikey, welcher Regungslos auf dem kalten harten Boden kniete.
"Mikey!"
Draken ging vor ihm in die Hocke.
Am liebsten hätte Draken Kazutora eine verpasst, doch mussten sie sich um Mikey kümmern. Sie waren ihnen zahlenmäßig unterlegen.
Mitsuya wollte Mikeys Arm über seine Schulter legen, um ihm hochhelfen zu können. Doch kam er nicht weit damit.
"Mikey verlässt das Lagerhaus nicht lebend. Sonst seid ihr alle tot."
Die Männer umkreisten sie. Chifuyu sah zu ihnen und verengte dann die Augen. Mitsuya hatte schon seit einer Weile die Augen verengt.
"Ach halt-!"
Mikey hielt Draken am Handgelenk fest und hinderte ihn somit auf Kazutora los zu gehen.
Draken gab sein bestes seine Verzweiflung nicht zum Ausdruck zu bringen.
Sofort lagen alle Blicke auf dem Blondschopf, jener hob den Blick langsam an und sah zu Draken.
Draken gab sein bestes, dass seine Augen nicht glasig wurden. Sie würden hier herauskommen. Mikey durfte nicht sterben. Nicht einfach so. Nicht hier. Nicht jetzt.
Der blondhaarige lächelte Draken an. Sofort erschienen ihm alle seiner Bemühungen vergebens. Ihr Streit schien wie vergessen zu sein.
"Es tut mir leid Ken-chin." Mikey atmete schwer. "Ich habe als Anführer und Freund versagt."
"Du hast nicht versagt, du-"
"Ken-chin.", Mikey wusste nicht wie lange er noch bei Bewusstsein war. Das Blut hatte sein Oberteil bereits rot getränkt. "Ich liebe dich."
"Beeil dich endlich mit sterben.", nörgelte Kazutora im Hintergrund.
Mikeys Sicht wurde verschwommen. Er gab sein bestes noch einmal zu Lächeln, ehe er nach vorne fiel.
"MIKEY!" Draken fing den leblosen Körper auf, dessen Blut sich schließlich auch auf seinen Klamotten verteilte.
Dieser Anblick und die Art, wie es zu seinem Tod kam, hatten ihn traumatisiert. Er konnte kein Auge mehr schließen ohne dieses Bild direkt vor ihm zu sehen.
Er war nicht in der Lage Toman zu führen. Die Gang zerbrach. Erst gab es noch einige kleine Gruppierungen, doch jene lösten sich innerhalb der nächsten zwei drei Jahre ebenso auf.
Draken hingegen war es unmöglich dieses Bild zu vergessen. Er begang einen Suizidversuch und schrie seine begangenen Verbrechen in der Weltgeschichte herum in einem Versuch in den Todestrakt verlegt zu werden. Doch natürlich blieb dies Wunschdenken.
Nachdem Takemichi gegangen und die Beruhigungsmittel nachgelassen hatten, blickte Draken starr an die weiße Decke. Er zog sich die Bettdecke über den Kopf und drehte sich zur Seite. Wahrscheinlich würde er heute Nacht wieder kein Auge zu bekommen.
"Mikey..."
Er Kniff die Augen zu und versenkte seine Finger in dem Stoff der Bettdecke.
Takemichis Blick lag noch eine Weile auf der Psychiatrie nachdem er sie verlassen hatte. Er hatte genug gesehen. Jetzt hatte er zwar die Zukunft, die er sich für sich selbst und für Hina wünschte, doch konnte er Draken dies nicht an tun. Er musste Mikey um jeden Preis retten.
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Draken X Mikey X Kisaki - One More Night
Fanfiction"Warum gehst du nicht mit Emma aus? Sie steht auf dich. Das ist kaum zu übersehen.", Mikey hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Die beiden saßen unter einem alten Baum neben dem Schrein. Die Sonne war bereits unter gegangen. "Ich will kei...