»Los! Los!«, brüllte eine Stimme hinter ihm aus dem Off. Die Schritte der Tänzer prasselten wie Regen auf das Parkett. »Der Auftritt beginnt in 2 Minuten! Alle auf ihre Position!« Der junge Mann wusste nicht, dass es seine letzte Aufführung sein würde, als er an jenem Abend durch den Vorhang auf die Bühne spähte. Die Reihen waren gefüllt mit Menschen, deren Gespräche sich wie Rauschen durch das Theater zogen. Menschen, die darauf warteten, dass der Vorhang fiel. Er wusste nicht, dass er an jenem Abend sterben würde.Das Licht wurde gedimmt und das Murmeln verebbte wie sachte Wellen in der schweren Luft. Die Spannung füllte den Saal, nur er schien nichts davon mitzubekommen. Er spürte keine Angst, war nicht nervös. Vielleicht sollte er das sein. Vielleicht sollte er irgendwas spüren. Doch er wusste, dass sie ihn lieben würden. Das taten sie immer. Solange er tanzte, performte, ihnen eine Show bot, lag ihm die ganze Welt zu Füßen. Doch das war nicht der Grund, warum er das Raunen der Menge nicht wahrnahm, als der Vorhang fiel und die Tänzer enthüllte.
Nein, sein Blick hing wie hypnotisiert an der hohen Decke des Saals. Sachte und lautlos, fiel der falsche Schnee hinab auf die Umrisse der angespannten Gestalten am Boden. Weiße, zarte, unechte Flocken. Es war, als hätten sie selbst die Jahreszeiten bezahlt, damit sie mitspielten. Als würde selbst die Natur sich dem Theater beugen. Er lachte bei dem Gedanken auf, als er hinab zu seinem eigenen falschen Schnee sah. Feine Linien, aufgereiht, auf einer alten Requisitenkiste.
In einem Zustand purer Euphorie, verfolgte er, wie die Phantome auf der Bühne zum Leben erwachten. Fragile Gestalten in der lauernden Dunkelheit - als wären sie direkt aus einem von Everett Shinns Gemälden gesprungen. Ihre Körper bewegten sich elegant durch den Nebel und er fragte sich, ob sie tatsächlich echt waren. Oder ob sie vielleicht nicht doch zu leicht schienen, um an einem Ort wie diesem existieren zu können. »Hey« Ihre Glieder reckten sich dem brennenden Licht entgegen. Dem Licht der Scheinwerfer, das wärmer schien, als eine menschliche Berührung jemals sein könnte. »Hey!« Jemand packte sein Gesicht, zwang ihn wegzusehen. Er blinzelte.
Jemand hatte ihn gefunden, zwischen den vergessen Requisiten, die hinter der Bühne verstaubten. Er lächelte als er sie sah. »Alles okay?« Die Frage klang absurd. Wieso sollte nicht alles okay sein? Der Griff um sein Gesicht wurde fester, schien ihn durchzuschütteln, »Kannst du tanzen?«, sie wiederholte die Frage. Als wäre die Antwort entscheidend. Dabei war sie doch bereits gefallen, leise und entscheidend wie der Schnee: »Ich kann nichts anderes.« Die Hand verließ sein Gesicht.
Die Phantome verließen die Bühne und er wusste, dass nun er dran war. Er spürte, dass etwas anders war, in dem Moment, in dem er in Position ging. Keinem fiel das Rot auf, das seine Augen durchzog, das leichte Zittern seiner Hände. Vielleicht war es die Musik, die sich anfühlte, als wäre sie an jenem Abend nur für ihn. Die Violinen, die anstimmten. Oder vielleicht schien die Menge hinter dem beißenden Licht der Scheinwerfer endgültig zu verschwimmen.
Die Musik setzte ein, und es wurde zu allem, was er kannte. Er bewegte sich wie von selbst, die Abfolge wie tief in seine Knochen gebrannt. Er tanzte. Und in dem Moment wusste er, dass es sein Ende sein würde.
Seine Schritte flogen über das alte Holz. Er war unsicher, ob er ihn überhaupt noch berührte. Seine Arme gestreckt, seine Fingerspitzen vorsichtig, sanft, als wäre die Luft zerbrechlich. Die Musik schwoll an und er verlor jedes Gefühl von Selbst, wusste nicht, ob er sich noch an die richtige Choreografie hielt, ob seine Schritte dieselben waren, die sein Leben so lange im Takt hielten, ob er noch existierte. Er starb. Er starb an jenem Ort, wo er sich am lebendigsten fühlte.
Er spürte den Schweiß, klebend, wie die Blicke auf seiner Haut. Den Puls, den Rausch. Die Musik kam zu ihrem Höhenpunkt, schlug wie eine Welle über ihm zusammen, riss ihn mit sich, bevor selbst die Luft ihn verließ. Er verbeugte sich tief, als die Menge tobte. Der Schweiß hatte sein Haar klebend in seine Stirn getrieben. Sie liebten ihn. So wie jeden Abend. Dunkle Schatten, waren alles, was er von seinem Publikum ausmachen konnte, zu hell war das Licht, dass auf ihn gerichtet war. Dennoch versuchte er ihre Gesichter zu erkennen - suchte... Doch am Ende war er allein auf der Bühne.
Rote Tropfen fielen auf das dunkle Parkett. Tok. Er erhob sich aus seinem Knicks. Tok, tok... Blut hinterließ Spuren auf seiner Haut und auf dem weißen Stoff. Doch erst als seine Beine unter ihm weg sackten, als würde selbst der Boden ihm seinen Hochmut vorwerfen, verwandelten sich die Lobeshymnen zu einem panischen Aufschrei. Als wäre er Ikarus selbst, schien er nur noch zu fallen. Selbst als der Kronleuchter in seinem Blick, von besorgten Gesichtern verschleiert wurde, selbst als Hände ihn durchschüttelten, wollte er nur wissen, ob es den Leuten gefallen hatte. »Einen Krankenwagen! Schnell!« Ob er dem Licht tatsächlich gerecht geworden war.
Sein Auftritt war vorbei. Er war frei. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er das realisierte. Er war frei. Der Sensenmann hatte scharfe Fingernägel, die sich tief in seine Haut bohrten, bereit ihn mit sich zu ziehen. Oder vielleicht war es auch einfach nur die Frau, die über ihm kauerte, die ihre eigene Kraft nicht realisierte.
Und als selbst die Scheinwerfer gegen die Dunkelheit nicht mehr ankamen, war es lediglich eine Sache, die seinen Geist für eine Sekunde länger im Glanz des Theaters hielt.
Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge, ein Abschied an die Welt.
Jetzt würde sie ihn endlich nicht mehr berühren können.
•••
Hi!
Willkommen! Schön das ihr hier seid!
Einige wissen vielleicht, dass das hier die dritte Version dieser Story ist, die nun veröffentlicht wird. Sorry dafür! Jedoch ist diese Version die Letzte und eine, die auch nicht wieder vorzeitig raus genommen wird.
Ich hatte die grobe Idee zu dieser Story mit einem guten Kumpel, jedoch unterscheidet sich die Handlung zu sehr von meinen eigenen Büchern, warum ich mich entschieden habe, mit Lancelot Geschichte in eine ganz andere Richtung zu gehen und mehr zurück zur Romance-Kategorie zukehren. Das heißt viele Klischees und Kitsch.
Falls ihr das ständige hin und her verfolgt habt, dann werden euch die ersten Kapitel noch bekannt vorkommen, da ihr diese teilweise schon gelesen habt. Dennoch handelt es sich nun um eine komplett andere Story.
Das hier ist die Fortsetzung von Not Your Secretary. In dieser Geschichte wird es um Lancelot gehen. Ihr müsst das erste Buch nicht gelesen haben, um die Handlungen zu verstehen, jedoch wäre es vielleicht sinnvoll, da man dadurch ein tieferes Verständnis für die Charaktere bekommt.
Diese Story wird aus mehreren POV- Geschrieben und es wird auch nicht nur eine Love Story in dieser Geschichte geben.
Ich bin kein Profi, sprich es können Logik- sowie Rechtschreibfehler vorkommen. Zudem bin ich auch kein großer Fan von Smut. Zwar wird es erwähnt, aber wenn ihr diese Story einzig deswegen lest, ist dieses Buch wohl das falsche. Zum Ende noch meine obligatorischen Warnungen.
Diese Geschichten beinhaltet Themen wie:
-Tod
-Gewalt/ Häusliche Gewalt
- Selbstverletzung / Suizid
- Drogen / Drogenmissbrauch
- Schimpfwörter
-sexueller Missbrauch/ Vergewaltigung
-Mentale Krankheiten
- sexuelle Inhalte ( kaum)Ich hoffe ihr lasst euch auch nochmal ein drittes Mal auf diese Story ein ( Sorry nochmal! ). Viel Spaß!
- Eure Nini
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Not your Friend! [BxB]
Romance[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...