39| Marshmallows und Blutflecken

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Dog Days Are Over
Florence + The Machine

Lancelot

Erschrocken starrte ich Dean an. Blinzelte. Aber das Bild vor mir blieb gleich. Es war tatsächlich er. Dean, herausgeputzt in einem Anzug. Er sah verdammt gut aus mit seinem - das tat jetzt nichts zur Sache! »Was zur Hölle machst du hier?«, keifte ich und wischte mir das Blut vom Kinn. Sein Blick folgte meiner Bewegung, in seiner Stirn eine Falte tiefer als der Grand Canyon, »Du blutest.« Ich sah an ihm vorbei, erwartete einen wütenden Mob Männer im Anzug, die ihn gleich hinfort zerren würden. »Hast du dich etwa an der Security vor bei geschlichen?« Seufzend schüttelte er den Kopf, »Nein.« Dann wie zur Hölle konnte er hier sein?

»Dann wie...?« Die Callaghans legten viel Wert auf ihre Gästeliste. Verdammt, ich musste Sebastian aufsuchen, um hier hineinzukommen! Wenn ihn niemand als seine Begleitung, mitgenommen hatte, dann war es unmöglich -! Warte mal... Meine Augen wurden zu Schlitzen, als ich die einzige Möglichkeit ausprach, »Darcy?« Er nickte resigniert, »Darcy.« Ich wusste nicht, ob ich auflachen oder empört sein sollte. Sie war nur hier um ihre Väter zu vertreten und hatte sich sichtlich geweigert, mich als ihre Begleitung mit zu nehmen! Was auch verständlich ist, wenn man bedachte, dass Percy es ihr verboten hatte. Doch nun schleifte sie meinen Nachbarn hier her? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Percival besser gefallen würde. Doch ich wettete hundert Mäuse, er hatte keine Ahnung. Ich stemmte meine Hände in meine Hüften, »Du nutzt also meine unschuldige, süße, unwissende Nichte aus, um-«
»Es war ihre Idee.« brummte er und ich kniff in meinen Nasenrücken. »Natürlich war es das.«

Und ich wettete, dass weder Percy noch Sam je etwas davon erfahren würden, dass ihr Mädchen einen zehn Jahre älteren Typen als Begleitung mitgeschleppt hatte, nur um mich zu ärgern. Dieses verdammte Teufelchen!

Seufzend befasste ich mich mit seiner unerwünschten Anwesenheit. Er war definitiv unter den top fünf Leuten, mit denen ich mich Heute nicht befassen wollte, »Was auch immer du hier willst, ich habe gerade keine Zeit-« Er reichte mir ein Taschentuch, drückte es mir praktisch gegen die Nase. »Das ist nur Nasenbluten.«, raunte ich, während sein Blick sich verfinsterte. »Was ist passiert?« Sein Gesichtsausdruck ließ das Schlimmste vermuten. Ich lachte auf, nahm das Stück Stoff an, »Was passiert ist? Denkst du etwa, ich hätte noch vor der Torte eine Prügelei angefangen?« Er antwortete nicht und ich drückte mich schnaubend an ihm vorbei, wollte wirklich nur noch einen Wasserhahn und ein Stück Seife finden. »Ist das der Grund warum du hier bist? Um den Babysitter zu spielen?« Ich spürte wie er mir folgte, zwei Schritte hinter mir. Und ich konnte mich nicht entscheiden, ob die Distanz nicht zu nah oder doch Welten entfernt schien. »Ich bin hier wegen den Callahans.« Ich hielt inne, drehte mich wieder zu ihm um, »Was?« Wegen den Callahans? Wolle er ihnen etwa gratulieren? Er senkte seinen Blick auf die Spitzen seiner Schuhe, »Ich weiß, du willst nicht drüber reden. Aber dir ging es allein bei der Erwähnung nicht gut, deswegen-« Seine Worte verstummten. Ungeduldig verlagerte ich das Gewicht, »Deswegen was

Doch sein Blick ging an mir vorbei. Seine Lippen öffneten sich, wie um mir zu antworten, doch ich bezweifelte, dass seine Gedanken noch bei unserem Gespräch waren. »Ist das dort die Braut?« Verwirrt starrte ich ihn an, »Die ... die was?« Ich folgte seinem Blick nur um keinen Moment später, mir erschrocken meine Hand vor den Mund zu schlagen. Ich dachte ich hätte mich verhört. Aber nein. Dort hing sie. Die Braut. Oder eher gesagt, ein weißer Busch, gut 7 Meter über dem Boden an den Ranken eines Rosengitters. »Rory! Was zur Hölle?« Ihr Blick fiel auf uns, als sie weiter hinab kletterte. Ich trat an die Büsche heran, mein Kopf wie leer gefegt, als sie uns warnend mit ihren Händen davon scheuchte, um unter ihr Platz zu schaffen, »Achtung!«

Und dann sprang sie. Es waren nur ein paar Meter. Aber das Bild der fallenden Braut mit einer ächzenden Landung, war so skurril, dass ich mich fragte, ob ich träumte. Schwer atmend kam sie vor uns zu stehen, ihre sorgfältige Frisur zerstört, genauso wie der Saum ihres Kleides. Unsere Blicke hingen eine Weile schweigend auf dem Gegenüber, gaben dem seltsamen Augenblick die Chance sich zu entfalten. Ich räusperte mich, »Du weißt, dass es so was wie Treppen gibt, oder-«

Eine unbekannte Kraft füllte die junge Frau, als sie meine Schultern packte, mich durchschüttelte, »Deine Wagen, Lance. Bist du mit ihm hier?« Mein Wagen? Ich schüttelte den Kopf, löste mich aus ihrem Griff, »Nein, wieso?« Es machte Klick. »Brauchst du einen Fluchtwagen?« Ihre Wangen waren, schrecklich blass und beantworteten alle Fragen. Etwas kaltes sackte meine Kehle hinab. Scharf atmete ich ein, als ich nach ihr griff. Ich unterdrückte ein Zittern, dass sich in meine Worte schleichen wollte, »Hat er dir weh getan? Hat er dich angefasst?« Ich spürte Deans Blick in meinem Nacken, doch ich ließ Rory nicht aus meinen Augen. Sie schüttelte den Kopf, »Ich hab' keine Zeit alles zu erklären. Ich muss hier nur weg. Und zwar so schnell wie möglich.« Sie sah sich um, wie als würde sie verfolgt werden. Dean trat vor, »Ich bin mit meinem Wagen hier.«

Unsere Blicke schossen zu ihm und innerhalb einer Millisekunde, war jedem von uns klar, was in gleich passieren würde. Doch bevor es jemand aussprechen konnte, kam ein Mann mit einem Knopf im Ohr um die abgelegene Ecke des Hauses, entdeckte unseren Plausch, »Verzeihung! Alle Gäste sollen sich bitte in den Garten einfinden und die Braut-« Flüsternd lehnte ich mich zu Aurora hinab, »Kannst du rennen?« Fragend legte sie den Kopf schief, »Ob ich ren-?«

Ich schwang sie auf meine Schulter und ignorierte ihr Quietschen. Ich war noch nie der sportlichste, aber ich war mir sicher, dass ich schneller war, als ein panischer Marshmallow in High Heels. Dean rannte an mir vorbei, und baute innerhalb Sekunden einen Vorsprung auf. Verdammter Angeber. »Hey!«, brüllte der Mann hinter uns, als er unser Vorhaben erkannte. Doch zu unserem Glück, schien der Mann auch nie gut im Sprint gewesen zu sein. Doch unser Glück, hielt nur bis zur nächsten Kurve, bis zur nächsten Ecke des Hauses, um die wir jagten.

Meine Lungen ächzend und ich hörte Rory irgendwas quietschen, als ich beinahe gegen Deans Rücken krachte. Er war stehen geblieben. Denn vor uns lehnten 5 Security Männer am Eingang, die wohl gerade eine Zigaretten Pause machten und unseren Fluchtweg versperrten. »Der Zaun!«, ächzte ich und deutete mit meinem Kopf nach rechts. Zu dem Ort, an dem wir erst ein paar Nächte davor uns Zugang hier her beschafft hatten. Dean setzte sich augenblicklich in Bewegung, wusste was ich meine.

Wir hörten die Stimmen unserer Verfolger, als diese uns nun ebenfalls hinterherjagten. Meine Füße flogen über den Rasen und ich versuchte durch den Tüll, der mir ins Gesicht schlug, zu sehen, wo wir überhaupt hin liefen. Als wir das nächste Mal stehen blieben, hörte ich Deans Keuchen. Wir waren am Zaun. Rory half er als erstes hinüber, sorgte dafür, dass sie sich nicht an dem Gitter aufspießte. Ihr Kleid hingegen, blieb nicht verschont. Ich war gerade dabei, die Gitter zu packen, als ich zwei kräftige Hände auf meinen Hüften spürte. Dean hievte mich mit einer erstaunlichen Leichtigkeit nach oben, gab mir genügend Schwung, dass ich mit links über den Zaun war. Die Männer kamen näher.

Über den Zaun hinweg sah ich zu Dean. Die Security war nun nur noch Sekunden von ihm entfernt. Unsere Blicke begegneten sich und die Zeit schien uns eine Sekunde zu schenken, die sich länger anfühlte als der Rest. Würde er etwa ...? Dean hievte sich ohne einen weiteren Moment zu verschenken nach oben und ich atmete erleichtert aus. Für einen Moment dachte ich, er würde Zögern. Doch Dean schwang sich über die Grenze. War nun auf unserer Seite des Zauns. Auf meiner Seite.

In der nächsten Sekunde spürte ich seine Finger um mein Handgelenk. Und dann rannten wir.

Wir rannten.

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt