Lancelot
»Warum hast du uns das bisher nie erzählt?« Gwaine klang tatsächlich von Grund auf Verwirrt. Als könne er sich absolut nicht vorstellen, wieso ich es in den letzten 10 Jahren mit keinem Wort erwähnt hatte. Als wäre es ein Tattoo, das ich mir spontan hatte stechen lassen, oder eine Vorliebe für Brokkoli, die ich bis dato noch nie angesprochen habe. Seufzend senkte ich den Kopf, »Das war nicht nötig.« Gwaine sprang von der Couch, ging aufgebracht ein paar Schritte, bevor er sich ruckartig zu mir wandte, »Lance, diese Frau-! Sie sollte längst in einem verdammten Gefängnis sitzen! Sie-!« Ich erhob mich ebenfalls, »Es war vorbei in dem Moment in dem ich gestorben bin! Es war vorbei.« beharrte ich. Die drei sahen mich fassungslos an. Percy vergrub sein Gesicht in seinen Händen, »Oh Gott, Lance...« Gwaine fuhr sich aufgebracht durch die Haare, »Du hättest es uns sofort erzählen müssen! Wieso ... Wieso hast du es uns nicht gesagt?«
»Ihr hattet eure eigenen Probleme. Du hast gerade in der Firma angefangen und Percy hatte Darcy. Ich wollte nicht-«
»Wir hätten dich beschützen können!« brüllte er und ich zuckte zusammen. »Wir hätten-« Seine Worte erstarben. Hilflos stand er im Raum. »Es tut mir leid.« murmelte ich.Seine Augen blitzten auf, als er auf furios auf mich zu marschierte, »Nein, wage es nicht dich zu entschuldigen! Sie ist diejenige die - verfickte Scheiße!« Unruhig fuhr er sich über sein Gesicht, wandte sich ab, um die Fassung zu waren. Ich sah zu Percy, der immer noch sein Gesicht in seinen Händen vergraben hatte. Zu Dean, dessen Blick immer auf mir lag. Ich wandte mich wieder zu ihm, hob meinen Kopf, »Dad hat mich gebeten es euch nicht zu sagen.« Augenblick wich die Luft aus dem Raum. Percy erhob sich langsam, starrte mich fassungslos an, »Dad ...wusste davon?« Mein Mund klappte auf und wieder zu. »Lancelot.« forderte Gwaine scharf. »Wusste Dad davon?«
Ich verschränkte schützend meine Arme vor der Brust. Versuchte nicht die Fassung zu verlieren. Das alles war schon so lange her. Ich hatte so lange getan, als wäre es nicht mein Leben, meine Geschichte, so dass es sich mittlerweile anfühlte, als würde ich von jemand vollkommen anderen berichten. Als wäre das alles gar nicht mir passiert. »Ich habe versucht es ihm zu erzählen. Damals im Krankenhaus, nachdem...« Ich hatte kaum gewusst wo ich war. Da war nur diese Angst. Ich wusste, dass es aufhören musste. Und dass ich es jemanden sagen musste. Dad war derjenige, der neben meinem Bett saß, als ich das Bewusstsein wiedererlangte. Ich glaube, ich hätte es auch einer Krankenschwester anvertraut, wenn sie stattdessen neben mir gewesen wäre. Aber es war Dad, der mir die Hand hielt.
Vielleicht lag es an den Schmerzmitteln, oder daran dass ich gerade von den Toten zurück gekehrt war, aber meine Worte waren verzerrt und- »Er hat es als wirres Geschwafel eines Junkies abgetan. Er sagte, ich solle nicht jemand anderem die Schuld für meine Fehler geben.« Dean fuhr auf die Beine, sein Körper bis zum zerreißen gespannt. Es war das erste Mal, dass er das Wort ergriff. »Was?« ein einziges Wort voller absoluter Fassungslosigkeit. Gwaine war erstarrt. Seufzend holte ich Luft, hatte das Bedürfnis Dad in Schutz zu nehmen, obwohl ich selbst nicht mal verstand, warum. Aber der Zorn meiner Brüder...» Die Firma hatte damals Probleme. Ein Skandal hätte unser Ende bedeutet.« Wenn ich daran denke, zu welchen Längen Dad gegangen war, als Darcy auf die Welt kam, hätte es mich nicht wundern sollen. Ich zuckte beiläufig mit den Schultern. »Und ich konnte nichts beweisen, deswegen hätte es sowieso nichts gebracht-«
»Scheiß auf die Firma, Lance!« brach es aus Gwaine heraus und ich verstummte.Sein Gesicht war verzerrt. Als könnten die Muskeln in seinem Gesicht seine Emotionen nicht mehr halten. Zitternd hob er den Finger, »Du wurdest missbraucht, verdammte Scheiße nochmal!« Ich starrte ihn an. Ich hatte diese Worte noch nie laut gehört. Es war ein surreales Gefühl. Als würde man alles vor sich sehen. Als würde man es nach einer Ewigkeit endlich verstehen. Ich hatte es immer gewusst. Es war eine unumstößliche Wahrheit, die mich seit Jahren zerriss. Doch es laut zu hören, zerbrach mich. Ich wurde misshandelt. Gwaine blinzelte in den Raum, als würde er sich wieder finden müssen. »Und Dad-!« er brach ab, japste nach Luft. Ich sah wie seine Gedanken rasten, bevor - Er drehte sich um und marschierte geradewegs aus dem Raum. »Gwaine!« rief ihm Percy hinterher. »Wo gehst du hin?«
Er blieb nicht stehen. Drei Sekunden später viel die Haustür ins Schloss.
Als wäre mit Gwaine auch meine Energie verschwunden, ließ ich mich erschöpft zurück aufs Sofa sinken. Ich starrte auf meine Hände. Oh Gott. Oh Gott, was hatte ich getan? Jetzt wussten, sie... jetzt wussten sie alles!
Percy setzte sich neben mich, doch ich wagte es kaum ihn anzusehen. Fuck. Warum war ich nur so? »Es tut mir leid, Percy. Ich wollte nie-« Er hob seine Hand, wollte sie auf meine Schulter legen, als er inne hielt. Ich hob den Kopf, sah sein Zögern. Er hatte Angst. »Kann ... Kann ich...?« Angst davor mich zu berühren. Ich presste meine Lippen zusammen, ließ mich schlichtweg gegen ihn sinken. Legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ich spürte wie er erleichtert einatmete, »Mir tut es leid. Ich hätte niemals auch nur ahnen können...« Er schien seine Worte zu suchen. »Fucking shit, Lance.« Er klopfte mir auf die Schulter, doch mein Blick flirrte zu Dean.Dean, der immer noch im Raum stand. Er hatte seinen Rücken zu uns gewannt, starrte zur Tür aus der Gwaine gerade gestürmt war. Ich wollte sein Gesicht sehen. Wissen, was er dachte. Wissen, ob... »Wir werden uns darum kümmern.« raunte Percy schrecklich ernst. »Ich werde dafür sorgen, dass Callahan niemals wieder einen Schritt in Frieden vor die Tür setzen kann. Ich werde-« ruckartig löste ich mich von ihm, sah ihn eindringlich an. »Nein. Percy.« Verständnislos verzog er sein Gesicht. Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht das sie sich einmischten. »Lass es gut sein.«
»Was? Aber-«
»Dad hat recht. Ich kann es nicht beweisen. Und...« Ich fuhr mit über die Brust. »Ich will nicht, dass es an die Öffenlichkeit kommt. Ich will nicht, dass die Menschen wissen, dass ich...«Percy schüttelte entschieden den Kopf, »Wir können sie nicht weiter auf der Straße herum laufen lassen. Was wenn es weitere Kinder gibt? Was wenn-«
»Sie hat die letzten 10 Jahre keine Talente mehr gefördert.« beruhigte ich ihn. Sein Kopf schnellte zu mir. »Woher-?« Schwach lächelte ich. »Du bist nicht der einzige mit guten Verbindungen.« Er verstand. »Du hast sie überwachen lassen?« Seufzend stand ich auf.»Denkst du ich würde zulassen, dass jemand anderes meine Rolle übernimmt?«
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Not your Friend! [BxB]
Romance[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...