Not your Friend! [BxB]

88| Abrechnung

Lancelot

»Du kannst uns nicht einfach so festhalten!« Der Brocken von Mann schubste uns hinab auf die Teppiche der Bibliothek. Ich sah hinüber zu Aurora. Ihre Brust hob und senkte sich viel zu schnell, doch ihr Blick lag gefüllt mit fassungsloser Wut auf der Frau vor uns. Kathrine lehnte sich an einen der Schreibtische, sah zu uns hinab als wären wir lediglich Ungeziefer. Sie hatten Dean in einen anderen Raum gebracht. Ich hatte keine Ahnung wo er war, oder wie es ihm ging! Wütend starrte ich zu ihr hinauf. Ich kam mir vor, als wäre ich in einem alten schwarz Weis Mafia Film und sie würde uns gleich ein Angebot machen, welches ich nicht ablehnen könnte. Stattdessen redete sie absoluten Müll. So wie immer:  »Kann ich nicht? Ihr habt gerade vor ziemlich vielen Augenzeugen einen sehr einflussreichen Mann geschlagen?«

Der Teppich stach in meine Knie, doch ich wusste, dass wenn ich mich aufrichtete, Kathrines Schoß Hund mich geradewegs zurück drücken würde.  »Er hat angefangen!«, zischte Rory fassungslos. Sie sah fast schon gelangweilt auf ihre Fingernägel hinab, »Hat er das, Schätzchen? Denn es sah so aus, als hättest du ihn zuerst getreten.« Wütend presste sie die Lippen zu einem Strich, konnte darauf nichts erwidern. »Was wird das hier?« wollte ich wissen und sah mich um. Sie würde uns doch jetzt nicht umbringen oder? Uns in diesen weißen Teppich rollen und in irgendein Gewässer schmeißen? »Und wo ist Dean?« forderte ich zu wissen.

Sie hob die Augenbrauen, »Dean? So heißt er also? Ist er dein Freund?« Ihre Worte waren getränkt mit Hohn und Spott. »Das geht dich einen Scheiß an!« Seufzend stieß sie sich ab, ging vor uns in die Hocke. »Sei doch nicht so! Ich will einfach nur wissen, wie es dir geht.« Sie strich mir ein paar Strähnen aus der Stirn. Ich zwang mich nicht zu reagieren, schluckte den fahlen Geschmack einfach herunter. »Wir haben uns so lange nicht gesehen.«

»Fahr zur Hölle!« spuckte ich ihr regelrecht entgegen, schlug ihre Hand beiseite. »Hm,« sie richtete sich auf.  »Du hast mir besser gefallen als du noch völlig high warst!« Bitch. »Wollen sie uns jetzt etwa verhaften?« keifte Rory. Kathrine legte amüsiert den Kopf schief, »Tatsächlich ja.« sie schlenderte zurück zum Tisch, fuhr die Kante entlang. »Ich habe die Polizei bereits angerufen.«
»Das wird nichts bringen. Wir haben nichts getan!« erinnerte ich sie. »Ach nein? Euer Freund wird wegen Körperverletzung angezeigt. Und du?« Sie deutete auf mich. »Ich habe eine ganze Reihe aus Zeugen, die gesehen haben, wie du mit unserem kleinen Engel hier über die Schulter abgehaut bist. Wo hast du sie all die Monate festgehalten, hm? Ein Schuppen? Im Keller?« Oh fuck. Oh, das war gar nicht gut. Sie sah zu Aurora. »Dein Vater war ganz außer sich vor Sorge, nach dem du einfach so entführt wurdest.«

Eine kalte Panik rannte durch meine Adern. Sie würde das also wirklich durchziehen. Gott wir waren geliefert. »Entführung?« quietschte sie. »Ist das ihr Ernst?« Kathrine lächelte, als hätte sie bereits gewonnen. Als wäre das alles hier ein riesen Spiel und sie hatte das Siegerblatt. »Das wird ihnen niemand glauben! Ich bin freiwillig gegangen! Denn ihr Sohn ist ein mickriges Arschloch!« Erstaunt sah Ich hinüber zu Rory. Fast schon fletschte sie ihre Zähne. Was war nur passiert, während sie weg war? »Tja, das wird leider auch schwer. Schließlich bist du nach der Aussage deines Vaters... wie sagt man so schön?« Sie tippte sich gegen die Stirn. »Nicht ganz dicht? Mental unstabil? Wir finden schon noch den richtigen Begriff für den Polizeibericht.«

Sie hatte an alles gedacht. Sie würden Rory als labil hinstellen. Damit wäre jede ihrer Aussage nutzlos. Und ich wäre damit der perfekte Sündenbock. Wir hatten uns gerade selbst ins Aus geschossen. Ich schloss verzweifelt die Augen. Das war's jetzt also? Nach all der Scheiße?

Ich hatte endlich den ersten Schritt gemacht. War mit Dean zusammen. War clean. Fühlte mich zum ersten mal wieder wie ich selbst. Es lief alles so gut. Doch binnen Sekunden war alles wieder zerbrochen.