Delicate
Taylor SwiftDean
Ich stellte gerade die gespülten Teller zurück in den Schrank, als ich Moms Blick in meinem Nacken förmlich brennen spürte. Ich wusste genau, welche Falten sich gerade durch ihre Haut zogen, welcher Blick in ihren Augen lag. Hatte diesen Ausdruck schon tausendmal gesehen. Seufzend fuhr ich mir über die Stirn, »Sags nicht.« Ich drehte mich zu ihr um, nahm den nächsten Teller entgegen und sah gerade noch wie sie in sich hinein schmunzelte. »Ich mein ja nur. Die beiden scheinen nette Menschen zu sein. Vor allem der junge Mann-«
»Mom.« ermahnte ich seufzend.Meine Mutter war kein Fan von Tattoos. Sie fand sie schon immer ein wenig geschmacklos. Und unordentliche Haare? Seitdem meine mir über die Ohren fielen, flehte sie mich immer an, sie schneiden zu lassen. Aber natürlich machte ihr das alles nichts aus, bei gerade dem Menschen, der das alles gerade so verkörperte. Natürlich mochte sie Lancelot. Warum denn auch nicht? Immerhin war es Lottie.
»Ich bin froh, dass du dem armen Mädchen hilfst.« meinte sie und ich erstarrte. Ich wusste, was sie eigentlich damit sagen wollte: Es ist schön, dass du denn Menschen wieder helfen willst. Aber da täuschte sie sich. Ich war nicht wieder der Alte. »Du weißt, warum ich das hier tue, Mom.« zischte ich eine spur schärfer, als ich beabsichtigte. Mit gesenktem Blick nahm ich den nächsten Teller entgegen. »Ich weiß.«, entgegnete sie.
Ich war seit Weihnachten nicht mehr hier gewesen und das schlechte Gewissen klebte an mir. Ich hätte öfter hier kommen sollen, aber es gab Dinge in New York, die ich nicht zurücklassen konnte. Und um ehrlich zu sein, hatte ich diesen Besuch absolut nicht eingeplant. Nie im Leben, wäre mir in den Sinn gekommen, Lancelot Moreau jemals meiner Mutter vorzustellen. Aber ich hatte auch nie gedacht, dass ich mal den Fluchtfahrer einer flüchtigen Braut spielen würde. Aber nun waren wir hier.
»Du magst ihn.« sagte Mom fast schon beiläufig fest, als sie einen Teller unter den Wasserhahn hielt. Zischend holte ich Luft, versuchte zu verarbeiten, dass sie das tatsächlich gerade laut ausgesprochen hatte. Ihr Lächeln war eindeutig, als sie zu mir aufsah, »Und ich glaube, er mag dich auch.« Ich sah mich um. Rory war im Bad um sich frisch zu machen und Lance hatte sich, nach dem der Großteil des Abwasches erledigt war, auf die Terrasse verabschiedet. Aber wenn sie uns hören könnten... »Mom, bitte-«
»Weißt du, wenn es wegen deinem Vater ist, dann bin ich mir sicher, dass es ihm nicht stör-«
»Es ist nicht wegen Dad! Ich-« Meine Hände verspannten sich um Moms Porzellan.»Du weißt, warum.« flüsterte ich. Mom starrte mich von der Seite an, bevor sie ein Stück zu fest den Teller zurück fallen ließ, »Ah ihr seid so gleich, du und dein Vater, weißt du das? So verdammt stur!« Ich zuckte zusammen. Mom stellte vor sich hin schimpfend das Wasser ab, drehte sich zu mir um, »Seit Jahren sag ich dir, dass es an der Zeit wird Menschen kennenzulernen. Und er ist ein netter junger Mann. Ihr scheint euch zu verstehen, also wieso-!«
»Ich bin wegen dem Geld nach New York gegangen! Nicht um Freundschaften zu schließen. Ich bin nicht mehr zwölf!« entgegnete ich entschieden. Schnalzend wandte sie den Kopf ab, trockenere sich ihre Hände ab. »Wie auch immer! Aber nur dass du's weißt! Ich brauche dein Geld nicht! Ich komm auch gut allein klar.« Ihr Blick wanderte tadelnd an mir hinab, »Du mit deinem Möchtegern-Erwachsenen-Job in der großen Stadt! Mach dir doch nichts vor!« Skeptisch hob ich die Augenbrauen. »Ach? Soll ich dann hinschmeißen und wieder nach Hause ziehen? Ist es das? Sag doch einfach wenn du mich verm- Ow!« Sie schlug mich mit dem Küchenhandtuch. »Hilf deinen Freunden beim ausziehen der Couch und verschwende nicht meine Zeit.« Kopfschüttelnd sah ich zu ihr hinab, bevor ich verstohlen grinsend die Küche verließ.•••
Lancelot
In diesem Haus gab es eine Wand. Eine Wand, die Wohnzimmer und Flur trennte. Sie war gefüllt mit Bilderrahmen. Von einer Kommode bis hinauf zur Decke wurden unzählige Rahmen aufgestellt. Alle gefüllt mit den unterschiedlichsten Szenen. Das Meiste, was sie verbannt, war ein mir allzu bekanntes Gesicht. Dean grinste mir in allen Altersstufen entgegen. Wie hypnotisiert ließ ich meinen Blick über die Wand wandern. Als wären sie ein Suchbild in denen ich etwas finden musste, studierte ich eins nach dem anderen. Da war Dean mit kurzgeschorenen Haaren und in ordentlicher Uniform, Dean in einem Militärflieger und einem arroganten Grinsen. Dean als Teenager mit Sonnenbrille am Strand. Sein Schulabschluss, seine Eltern hinter ihm. Ein Bild von ihn und seinem Vater - steif standen sie nebeneinander starrten in die Kamera. Sein ganzes Leben.
Aber das Bild das meine Aufmerksamkeit nur so forderte, hing in der Mitte. Wie als wäre es extra für mich dort aufgehängt worden. Es zeigte einen kleinen Jungen mit wilden schwarzen Haaren und einem breiten Grinsen. Er saß in einer Blumenwiese und sah zu der Kamera hinauf. Lächelte von einem Ohr zum anderen und enthüllte damit unzählige Zahnlücken. Ich lehnte mich vor, wollte es näher betrachten, als meine Welt von der einen Sekunde auf die andere Dunkel wurde. Eine Hand hatte sich um meine Augen geschlungen und zog mich zurück. Taumelnd und blind, krachte ich nach hinten, direkt an eine bekannte Brust. »Sieh da nicht hin.« hörte ich sein Brunnen, nah an meinem Ohr. Ich ignorierte meinen Puls der sich verdoppelte und zog lediglich seine Hand von meinem Gesicht, »Wieso? Gibt es dort etwas, was ich nicht sehen sollte?« Ich legte meinen Kopf in den Nacken, sah zu Dean auf. Sein Blick hing stur auf den Bilderrahmen, »Meine Vergangenheit ist nicht für das öffentliche Auge.« Kichernd folgte ich seinem Blick, seine Hand immer noch in meiner, »Erstens, bin ich nicht das öffentliche Auge und zweitens ist deine Vergangenheit absolut entzückend.«
»Genau das habe ich befürchtet.«
»Du mit Zahnlücken gehört in ein Museum!« Genervt seufzend drehte er mich um, schob mich zurück ins Wohnzimmer, aber ich war noch nicht fertig, »Das meine ich ernst! Das sollte ein nationales Meisterwerk werden.«»Lottie.« ermahnte er mich und löste sich vor mir. Schmunzelnd wandte ich mich ihm wieder zu, »Was? Hast du etwa Angst, dass ich dich nicht mehr ernst nehme, nach dem ich gesehen habe, dass du auch mal so etwas wie niedlich warst?« Auflachend schob er den Couchtisch beiseite, sah zu mir auf, »Hast du mich denn jemals ernst genommen?« Verwirrt beobachtete ich sein Vorhaben, bis ich realisierte, dass wir vor einer Aufklapp'-couch standen. »Ich halte dich stets für einen äußerst seriösen Typen.« Ich half ihm die Polster auszubreiten. »Und kein Kinderfoto der Welt, könnte deine mysteriöse Brummigkeit von dir nehmen, Mylord.« Dean schnaubte, »Dann bin ich ja beruhigt.«
»Ich kann aber nicht versprechen, dass es Morgen noch da ist, wenn wir aufwachen.«, deutete ich an und schlenderte, um den provisorischen Schlafplatz den wir gerade inmitten des Wohnzimmers errichtet hatten, auf seine Seite. »Willst du dir etwa ein Andenken klauen? Oder ein Erpressungsmittel?« fragte er und ich sah das seine Mundwinkel zuckten. Einen gebührenden Schritt blieb ich vor ihm stehen, musste dennoch meinen Kopf heben, um ihm in die Augen zu sehen, »Wenn ich schon nicht dein Herz stehen kann, dann doch wohl was anderes, nicht?« Sein Lächeln zerfiel und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Der Scherz ging bereits wieder in die falsche Richtung. In die Richtung, in der die Luft zwischen uns so schrecklich schwer wurde. Und er auf einmal Meilen weit entfernt schien. Ich mochte es nicht, wenn es so zwischen uns war.
Deswegen änderte ich das Thema, sah lächelnd zu der Couch hinab, »Ich schätze mal, das wird mein Bett?« Seufzend fuhr sich Dean die Haare nach hinten, folgte meinem Blick, »Ich habe Rory das einzige Gästezimmer angeboten.« Oh... Hieß das? Fragend sah ich zu ihm auf, begegnete seinem nichtssagenden Blick, »Das heißt, wir müssen wohl oder übel ein Stück zusammen rutschen.«, bestätigte er meinen Verdacht.
Ich hörte seine Worte, aber es dauerte genau zwei Sekunden bis mich die Realisation traf. Wie ein tritt in den Magen. Wir würden uns diese Aufklapp'-Couch teilen müssen. Shit. Zwar hatten wir auf dem Weg hierher im selben Raum geschlafen, doch das? Das war ein neues Problem. Ich unterdrückte den Kloß in meinem Hals, der mir die Luft abdrückte und grinste ihn stattdessen an.
»Also ... Pyjamaparty?«
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Not your Friend! [BxB]
Romance[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...