It's Ok
Tom RosenthalDean
Ich fand ihn auf einen der Poolliegen. Es war Ende Dezember und er lag hier draußen, zusammengerollt, als wäre es Hochsommer. »Lancelot.«, raunte ich, als ich vor ihm stehenblieb, meine Hände in meinen Taschen vergrub. Wie war er überhaupt hier draußen gelandet? Er reagierte nicht, und so ging ich vor ihm in die Knie, tippte sanft gegen seine Stirn, »Lottie.« Er murrte im Schlaf, bevor er träge und lediglich halb seine Augen öffnete, »Hm?« Seufzend legte ich den Kopf schief, »Bist du hier draußen etwa eingeschlafen?« Er blinzelte, antwortete mir nicht und ich dachte schon, er wäre gar nicht wach. Doch dann klärte sich sein Blick, als seine Mundwinkel sich hoben. »Dean.« säuselte er. »Du bist wieder da.«
Vorsichtig strich ich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn, »Yeah.« Er hob seinen Kopf, drehte sich auf seinen Rücken, »Ich dachte du kommst erst im neuen Jahr wieder?« Ja, das war der Plan gewesen. Doch nun war ich hier. Erneut auf seiner Seite des Grundstücks. Ich war gerade erst wiedergekommen, hatte nicht damit gerechnet, ihn Heute noch zu sehen. Vor allem nicht auf der Terrasse. Bei diesen Temperaturen. Kein normaler Mensch, würde sich bei diesen Wetter ein Schläfchen draußen erlauben. Seufzend sah ich auf ihn hinab. Er wirkte seltsam trüb: sein Blick schien zu leiern und seine Worte waren geschlurft. Und ich glaubte langsam nicht mehr, dass ich das auf seinen verschlafenen Zustand zurückführen konnte. Unruhig stieß ich meinen Atem in die kalte Luft. »Bin früher zurück.« Seine Augen blitzen auf, als er sich wieder zu mir drehte, »Hast du mich etwa vermisst?«
Ich sah hinab auf seine Hände, die er unter seine Wange geschoben hatte, wie ein provisorisches Kissen. Ich sah das leichte Zittern seiner Finger, bevor ich nach ihnen griff, meine Finger über seine rieb. Augenblicklich schoss mein Blick wieder zu ihm, »Du bist eiskalt.« Es war Mitten in der Nacht und ich hatte keine Ahnung, wie lange er schon dieser Kälte ausgeliefert war. Ich erhob mich, »Wie lange bist du schon hier draußen?« Lancelot lächelte nur zu mir hoch, so wie er es immer tat: Als hätte er keine Sorge in der Welt. Ich fuhr mir über mein Kinn. Er war betrunken. »Lottie.« Er schloss die Augen und ich wusste, dass er seinen Arsch nicht in naher Zukunft hoch bekommen würde. Ungeduldig schnalzte ich mit der Zunge, hob ihm im nächsten Augenblick von der Liege und in meine Arme, »Komm schon.«
Er war nicht nur schrecklich kalt sondern auch leichter als ich erwartet hatte. Aß er genug? Lachen schlang er seine Arme um meinen Hals, versuchte sich irgendwo festzuhalten, »Woah hey, nicht so stürmisch, Bigboy.« Sein Atem war eine warme Erinenrung an meiner Haut. Ich ging nicht auf ihn ein, als ich ihn geradewegs ins innere brachte. Meine Finger krallten sich in seinen Pullover. Was wäre passiert, wenn ich nicht schon Heute nach Hause gekommen wäre?Ein Schwall von verdächtigen Gerüchen schlug mir entgegen. Er roch nach hochprozentigem. Ich wusste, dass Lancelot eine hohe Toleranz vorweisen konnte, was Alkohol anging. Also wie viel musste er getrunken haben um in diesen Zustand zu kommen?
War es wegen seiner Familie? Nach jedem Treffen mit ihnen, schien er in diese seltsame Stimmung zu rutschen. Ich spähte zu ihm hinab, als ich vorsichtig sein Schlafzimmer betrat. Lancelot hatte seinen Kopf gegen mich gelehnt, die Augen geschlossen, »Ist etwas passiert? Während ich weg war?« Er seufzte gegen meine Brust, »Nur das übliche.«
»Das übliche?« Was sollte das denn heißen?Sachte legte ich ihn auf seine Matratze, wo er sich sofort unter die Laken zusammen rollte wie eine verdammte Katze. Seine Haare hatten sich auf dem Laken verteilt wie ein Fächer aus goldenen Strähnen. Unfähig einfach so zu gehen, setzte ich mich auf den Rand seines Bettes, beobachtete wie er aus dem Kissen zu mir hinauf sah, »Wie gehts deiner Mom?« Ich schnaubte. Meiner Mom? »Gut, sie-« Lancelot griff nach meiner Hand, verschränkte seine Finger mit meinen. Ich hielt die Luft an, schluckte schwer. Sein Daumen fuhr mir über den Handrücken: sanft, vorsichtig ... liebevoll. Ruckartig zog ich meine Hand zurück, fuhr mir stattdessen über das Kinn, »Lottie.«
Lancelot war gefährlich. Nicht die Art von Gefahr, die ich kannte. Nicht die Art, auf die man sich vorbereiten konnte. Doch jeder Kontakt mit seinem Augen, jedes Lächeln schien wie eine Art von Angriff. Wie etwas, dem man nicht entkommen konnte. Er zupfte an meinem Ärmel, forderte meine Aufmerksamkeit. Etwas verschwommenes belagerte das Braun seiner Augen. Etwas das mich innehalten ließ. »Du solltest mich wirklich nicht so nennen.«, raunte er seine Stimme in einem fast schon flehendes Flüstern. »Wie? Lottie?« Es war ein alberner Spitzname. Ich wusste nicht woher er kam, oder wieso ich ihn so nannte. Aber ... Sein Blick wanderte mein Gesicht entlang, seine Lippen öffneten sich einen Spalt, »Yeah.«
»Wieso nicht?«Sein Blick schnellte zu mir und ich erkannte seine Worte bevor er sie aussprach. »Weil, immer wenn du mich so nennst, ich nichts lieber tun würde, als dich zu küssen.« Die Zeit stolperte, so wie etwas in meiner Brust. Ein Kribbeln schoss durch meine Wirbelsäule, zog mich auf die Beine, fort von der Matratze und seiner Hand. Fuck. Das war nicht gut. »Lance-«, fluchte ich, mein Rücken zu ihm gewandt. Seine Hand packte meine und zog mich zurück. »Sorry,« er hatte sich aus den Kissen erhoben, sein Blick auf seiner Hand, auf meiner Haut, auf- »Ich- Ich bin nur betrunken und dumm und...« Durch seine dichten Wimpern hindurch sah er zu mir auf. »Geh nicht.« Shit.
Zittrig holte ich Luft, setzte mich wieder zurück auf die Matratze. Lance schien das zu genügen, den er ließ sich mit einem erschöpften Seufzen zurück fallen, blinzelte gegen die Decke. »Du musst damit aufhören.«, bat ich. Mit den Blicken, den Bemerkungen, den Berührungen. »Ich werde niemals-«
»Ich weiß.«, hauchte er, doch er schien es nicht zu verstehen. Es war fast schon, als würde er mir sein Herz jedesmal in meine Hände drücken. Dabei würden sie niemals sauber genug sein um es tatsächlich halten zu können. Ich holte Luft, »Ich kann nicht-« Lance strich mir meine Haare hinter die Ohren, bevor seine Hand schwerfällig zurück auf die Matratze fiel. »Ein Junge kann träumen, oder nicht?« Ich presste die Lippen zusammen, sah zur Wand. Nicht wenn ich derjenige sein musste, der sie zunichte machen würde.Seufzend ließ ich meinen Kopf nach vorne sacken, machte die Arbeit seiner Finger wieder zunichte, als schwarze Strähnen mir die Sicht auf ihn nahmen, »Ich bin nicht jemand für den man Gefühle haben sollte.« Ich war der Nachbar von neben an. Ein Freund für dämliche Abende vor dem Fernseher. Aber niemand, der so angesehene werden sollte, so wie Lance es selbst jetzt in diesem Moment tat. »Vor allem du nicht. Ich bin schlechter Einfluss. Ich-« Lachend rieb er sich über die Augen, »Es ist nicht so als hätte ich noch einen Ruf zu verlieren, Schätzchen.«
»Lance, ich kann wirklich nicht-«
»Kannst du einfach so tun, als wüsstest du es nicht?«, flüsterte er und ließ seine Arme sinken. »Denn ich ... ich kann nicht so tun als würde ich es nicht fühlen.« Stille.»Ich ...« ich sah mich im Zimmer um, wie als würde ich einen Fluchtplan suchen. »Ich werde dir nur weh tun. « Diese Tatsache stand nicht zur Debatte. Das war nicht etwas, dass er sich mit diesem Grinsen schön reden konnte. Lance seufzte, als wäre das witzig, »Du bist schon der Zweite, der mir das sagt.« Ich hielt inne. Was? Es war eine Sache wenn ich ihn warnte, aber jemand anders, der behauptete ich würde Lancelot weh tun? Wer zur Hölle..? Ich räusperte mich, schluckte diesen albernen Zorn hinunter, »Dann ist vielleicht auch was dran?«
Lance starrte mich an. Durch die Dunkelheit hin weg. Durch den Dämpfer des Alkohols. Er sah mich einfach nur an. Dann holte er tief Luft, »Aber du bist mein Freund, nicht wahr?« Die Worte klangen schrecklich jung. Wie die eines Kindes. Ich sah auf meine Hände hinab, nickte knapp. »Hm.« So wie bereits damals beim Pool. Freunde gingen klar. Freunde war gut. Lance streckte erneut seine Hand nach mir aus, doch diesmal berührte er mich nicht, hielt vorher inne. »Versprich es mir.«
»Hm?«
»Das du mein Freund bleibst. Für immer.« So funktionierten die Dinge nicht. »Lance, ich werde nicht für immer...« Seine Hand krallten sich in die Laken. Ich hielt Inne. Ich wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen, sondern hielt meinen Blick auf den Falten, die er in dem Stoff trieb. »Okay.« hauchte ich. Okay, Lottie.Nur mühsam erhob ich mich erneut. Vielleicht war es das Gewicht des Versprechens, das meine Glieder erschwerte. Bevor ich ging, sah ich nochmal zu ihm hinab. Seine Lieder halb geschlossen, lächelte er zu mir hinauf, »Danke, Dean.« Ich erwiderte nichts, zog lediglich seine Decke ein Stück zurück.
Seufzend wand ich mich zur Tür, »Schlaf jetzt.«
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Not your Friend! [BxB]
Romance[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...