Cold to My Core
Meg DeAngelisLancelot
»Zwei Zimmer? Ernsthaft?« Ich lehnte mich über die Rezeption, musterte den schlacksigen Teenager, der mich nur stumpf musterte. Wir waren länger in diesem Laden als geplant und als wir wieder hinaus auf den Parkplatz traten, war es bereits stockfinster. Also hatten wir beschlossen, uns für die Nacht ein Bett zu suchen. Das Problem war nur, der Ort an dem wir gelandet waren. Wälder um Wälder und kaum Leben in Sicht. Abgesehen von diesem kleinen abgelegen Örtchen, den man kaum als solches bezeichnen konnte. »Dieses Motel könnte der nächste Drehort für einen Kubriks Film sein, und du willst mir weiß machen, dass ihr nur zwei Zimmer frei habt?«, schnauzte ich. Kein Wagen stand vor den Türen abgesehen von Deans. Und ich hatte mindestens 15 Motelzimmer gezählt, also wieso sollten wir nicht-? Dean legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Lance, ist doch okay.« Schnaubend sah ich zu ihm hoch, doch sein Blick lag auf dem Rezeptionist, der uns gelangweilt musterte, als würde ihn das hier absolut nichts angehen. »Wir brauchen nicht jeder unser eigenes.«, raunte er und brachte mich dazu, mit gehobenen Augenbrauen zu ihm aufzusehen, »Also sollen wir uns zusammen kuscheln, wie bei einer Klassenfahrt?« Und ich war sicher, dass war das letzte was er wollte. Ich war hier nicht derjenige der für getrennte Zimmer kämpfen sollte! »Hör zu man,« begann der Junge, schlurfte seine Worte als wäre er higher als sein IQ. »Nimm die Zimmer, oder nimm sie nicht. Mir egal,« Ich legte den Kopf schief, knirschte mit dem Zähnen, »Du-!« Aurora tauchte links neben mir auf und nahm mir einen höflichen Lächeln die Schlüssel entgegen, bevor ich etwas dummes tat. »Wir nehmen sie. Dankeschön.«
Geschlagen drehte ich mich um, und sah zu den beiden auf. Wir nahmen sie also? Na bitte! Kopfschüttelnd stapfte ich an ihnen vorbei und holte mein provisorisches, frisch eingekauftes, Gepäck aus dem Kofferaum. Als ich diesen zuschlug lehnte Dean bereits an der Beifahrertür. Ich richtete meinen Blick auf die Plastiktüten, und konzentrierte mich nur auf die Aussicht auf eine Dusche und nicht auf die plötzliche Nähe die uns bevorstand. Es war eigentlich kein großes Ding. Dean war schon hunderte Male auf meiner Couch eingeschlafen. Kaum 10 Zentimeter von mir entfernt. Das hier war doch nichts anderes, oder? Dennoch machte der Gedanke mir mit ihm ein Zimmer zu Teilen mich unruhig. Eigentlich sollte es mich doch freuen, oder nicht? Schließlich war ich derjenige, der offen für meinen Nachbarn schwärmte, wie ein notgeiler Teenager! Aber das Gefühl in meiner Kehle war nicht gerade ein Anzeichen für Freude.
Ich sah wie er Rory ihren Schlüssel reichte. Ich war kurz davor sie anzubetteln, sich stattdessen mit mir einzuquartieren. Aber sie brauchte wahrscheinlich ein bisschen Abstand sowie Privatsphäre von ihren Kidnappern, nach diesem absurden Tag. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, drehte sie sich zu mir um, »Ist das okay für dich?« Ich grinste zuversichtlich, trat über den Schotter auf die beiden zu. »Ein Zimmer mit unserem Sunshine hier teilen?« ich lehnte mich verstohlen zu ihr hinab, »Du erfüllst mir gerade einen meiner drei Wünsche, Sweetheart.« Die Worte klangen nicht so unbeschwert, wie ich es wollte. »Ich komm klar.« schob ich hinterher und trat auf das Zimmer zu, dass nun unseres für die Nacht werden würde. »Wenn du was brauchst ... wir sind gleich neben an.«
Ich schloss die Tür auf, während Rory uns eine gute Nacht wünschte und neben uns in ihren Wänden verschwand. Dean trat hinter mich und seine Nähe ließ mich beinahe vergessen, wie man ein Schloss aufschloss. Grummelnd stieß ich die Tür auf. Und der Anblick der sich vor uns ausbreitete, strich meine Gedanken für einen Augenblick aus meinem Kopf.
»Wow.« Es sah aus als hätte eine Großmutter zusammen mit einem Serienmörder diesen Raum gestaltet. Es würde mich nicht wundern, wenn wir ein paar Leichenteile in der Badewanne finden würden. Von grässlichen Tapeten, bis zu einem Fernseher aus dem letzten Jahrhundert war alles dabei. Ich fand's toll! Ich spähte zu den Betten und atmete aus, als ich zwei sah, getrennt von einem dreibeinigen Nachttisch. Dean schloss hinter uns die Tür, »Ich weiß, du bist wahrscheinlich besseres gewohnt, aber-« Müde aufseufzend ließ ich mich auf die Matratze plumpsen und er verstummte. Machte er Witze? Ich hatte vor ein paar Jahren mal ein paar Monate aus meinem Wagen gelebt - im Vergleich dazu war das hier ein Traum!
Dean trat zögerlich an seine Matratze heran, schmiss seine Tüte auf die fleckige Decke. Ich starrte auf seinen Rücken. Würde es jetzt die ganze Zeit so angespannt sein? Wir hatten seitdem Streit in der Parkgarage nicht mehr wirklich geredet. Aber nun hatte er sich diesem absurden Roadtrip angeschlossen, also musste das heißen ... ja was genau hieß das jetzt? Er mochte mich nicht. Jedenfalls nicht auf diese Weise. Aber die Tatsache, dass er das hier für uns tat... Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinab, sprang auf die Füße.
»Gehst du zuerst Duschen, oder soll ich?« Ich öffnete die Tür zum Bad und spähte hinein. Keine Leichenteile. »Du kannst gehen.«, raunte er und ich sah wieder zu ihm. Doch sein Blick klebte auf seinem Handy. Das musste er mir nicht zweimal sagen. Vor mich hin summend schnappte ich mir mein Handtuch.
•••
Das Wasser der Dusche hatte den Spiegel beschlagen. Ich wischte mir einen Spalt frei und fuhr mir die nassen Strähnen aus der Stirn. Langsam spürte ich die Müdigkeit. Sie kam kriechend und schwer. Aber ich bezweifelte, dass ich würde schlafen können. Ich grinste mir entgegen, sah wie sich meine Züge verzerrten. Manchmal vergaß ich wie ich aussah. Ich musste den Blick abwenden
Ich hatte vergessen mir meine Klamotten mit ins Bad zu nehmen, weswegen ich mir mein Handtuch um die Hüften band, bevor ich hinaus trat. Der Dampf flüchtete sofort durch die Tür. Dean saß an dem kleinen Tisch, hatte den Blick abgewandt, während er mit gesenkter Stimme mit jemandem am Telefon sprach, »-Ich kümmere mich drum. Natürlich. Ich muss auflegen.« Ich trat an mein Bett, suchte mir meine Klamotten heraus, »Wer war das?« Er legte das Telefon auf die Tischplatte, »Meine Mom.«
»Weiß sie, dass wir kommen?« Er drehte sich zu mir, »Ja, sie-« Nur um sich fluchend wieder abzuwenden. »Verdammt! Lancelot!« Verwirrt sah ich an mir hinab. »Was?« Er hielt sich eine Hand vor die Augen, zeigte mit der anderen grob in meine Richtung, »Du-! Zieh dir was an!« Ich konnte mir ein Schnauben nicht verkneifen. »Ich bin ja nicht nackt, oder so was!« Zwar war ich nur ein Handtuch davon entfernt, aber das machte kaum einen Unterschied. »Lance. Bitte.« Kopfschüttelnd zog ich mir das Shirt über den Kopf, »Du hast mich schon tausendmal nur in Badehose gesehen, aber jetzt scheißt du dir ein?«Ruckartig fuhr er hoch, »Das ist was anderes.« Ich fuhr mir über die nassen Haare, spähte hinter den Strähnen zu ihm hinüber, »Wieso? Weil der Anblick meines Körpers dich-?«
»Ich geh jetzt Duschen.« Bevor ich ausreden konnte, stapfte an mir vorbei und verschwand in dem kleinen Raum. Verwirrt sah ich ihm hinter her. »Dean!« War das jetzt sein ernst? Konnte er mich nicht mal mehr ansehen, ohne das er sich unwohl fühlte?Müde ließ ich mich auf die Matratze sinken.
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Not your Friend! [BxB]
Romance[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...