22| Halb New York

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Shouldn't This Feel Easy?
VILLFORTH

Dean

Sechzehn. Ich starrte ihn an. Er war erst sechzehn gewesen? Ein Alter, in dem man Fehler machen sollte, sich finden und Spaß haben sollte. Doch nicht ... Er war noch ein Kind, als er starb. Er war nur - Seufzend ließ Lancelot sich neben mich plumpsen. »Lasst uns nicht über solche Dinge sprechen.«, versuchte er heiter das Thema zu wechseln, aber ich hörte die Anstrengung in seiner Stimme. Als wäre es nur eine Phase, die ihm peinlich war, oder ein Unfall, den man einfach vergessen konnte. Doch diese Tatsache, veränderte etwas. So viel mehr, als ich ahnte. »Warum hast du das nie erwähnt?« raunte ich heißer, auch wenn mir dieses Wissen gar nicht zustehen würde. Ich hatte keinerleich Recht darauf, zu erwarten, dass Lancelot mir so etwas anvertraute, aber ... Er ließ müde seinen Kopf nach vorne sacken, so dass die Strähnen seiner Haare über seine jugendlichen Züge fielen. Ich kam nicht darum mir vorzustellen wie jung er erst ausgesehen haben muss, als er- ich schluckte schwer.

»Himmel, ich hab dir bei meiner ersten Begenung vor die Füße gekotzt. Hätte ich dir auch noch davon erzählt, wärst du wahrscheinlich gleich wieder ausgezogen.« Das war nicht wahr. Ich wollte widersprechen, aber Lance war noch nicht fertig. »Und wie fängt man überhaupt so ein Gespräch an? Hey, rate mal was ich und Jesus gemeinsam haben? Ich denke wohl eher nicht.«, scherzte er, doch mir war beim besten Willen nicht zum Lachen zumute. Nun erklärte sich so vieles. So viele Dinge, die an ihm einfach keinen Sinn gemacht haben: warum er seinen Schlaf fürchtete, sein Lächeln nie zerfiel, oder warum er über alles redete, abgesehen von sich selbst. Ich hob meine Hand, wie um sie auf seine Schulter zu legen. »Lance-«
»Du hast ihm vor die Füße gekotzt?«, fragte Darcy entsetzt und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Mädchen uns gegenüber. Ich wusste, dass auch sie versuchte das Thema zu wechseln. Also ließ ich es geschehen. Ich ließ meine Hand sinken, ballte sie stattdessen zur Faust.

Ich dachte, Lancelot wäre nun Mal die Art von Mensch, die nicht gern über sich sprach. Dachte es läge, an seiner Familie, Geld, oder sonst was. Und ich hatte es für gut empfunden, jemanden zu haben, der im Gegenzug ebenfalls keine Fragen stellte. So musste ich mich auch nicht meiner Vergangenheit stellen. Doch irgendwie schien diese Regel nun gebrochen zu sein.

Lance ließ seinen Kopf erschöpft gegen die Couch sinken, »Yeah, aber erzähl davon nichts Percy. Sonst belehrt er mich wieder wegen meines Auftretens und-« Darcy und Lance versteiften im selben Moment. Fast schon zögerlich, lehnte er sich vor, rieb sich über sein Kinn, »Wie,« ein Räuspern. »Wie geht es ihm?« Eine Unruhe betrat den Raum, wie ein ungebetener Gast. Darcy sah zu Boden, schien nicht nur mit ihren Worten, dass Thema meiden zu wollen. »Du weißt doch wie er ist, Lance. Er ... er macht sich einfach Sorgen um mich. Zu viele Sorgen.« Lance nickte verstehend, »Das heißt, er ist noch sauer auf mich.« Sie schwieg.

Das ein angespanntes Klima zwischen ihm und seinen Brüder herrschte, hatte ich bereits herausgefunden, doch ... ich hatte nie gesehen, dass er so sehr darunter leidet. Ich dachte, dass - so wie so viele Dinge - er es nicht an sich heran ließ, es einfach mit einem Lächeln abwinkte. Doch es schien, als läge ich schon wieder falsch. Ich biss die Zähne zusammen. Ich wusste nicht, dass die Situation ihm so zusetzte, sonst... Darcy richtete sich auf, »Er ist dramatisch. Es ist schließlich Percy.« Ich bezweifelte, dass irgendjemand dramatischer war, als der Moreau in unserer Anwesenheit, aber ich hielt meine Klappe. »Gib ihm einfach ein wenig Zeit.« Lancelot lachte auf, »Fuck, Darce. Ich bin mit deinem Bruder aufgewachsen. Wenn er eins ist - dann nachtragend! Er wird mich noch im Altersheim mit seiner Windel verprügeln, wenn du mich fragst.«
»Wir wärs mit 'ner Entschuldigung?«, warf ich ein und erntete vielsagende Blicke. Mich verteidigend, zuckte ich mit den Schultern, »Was? Ich weiß zwar nicht, um was es geht, aber mit einer Entschuldigung, kann man doch nie viel falsch machen, oder nicht?« Lance rutschte von der Lehne, gegen meine Schulter, sah mit einem zynischen Ausdruck zu mir hinauf, »Was eine glorreiche Idee, Einstein! Dass ich da rauf noch nicht gekommen bin!« Ich schüttelte ihn von meiner Schulter, atmete durch.

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt