87| Racheengel

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Dean

Ich hatte mich an einen der Säulen gelehnt. Gelangweilt schwenkte ich mein Glas, während ich Lancelot nicht aus den Augen ließ. Die beiden waren auf der Tanzfläche, schienen mit ihrem breiten Grinsen, die Gastgeber noch weiter provozieren zu wollen. Der ganze Saal war mit einer zerreißenden Spannung gefüllt. Als würde jeder darauf warten, dass gleich die Hölle ausbrach.

Doch bis jetzt, wurden wir noch toleriert. Aber das war nur eine Frage der Zeit.

»Hey.« Ich blickte nach rechts. Niemand anderes als Sebastian Sinclair hatte sich neben mich gestellt, lies seinen Blick ebenfalls über die Menge schweifen. Auch das noch. Normalerweise wäre mir seine Anwesenheit mächtig gegen den Strich gegangen, doch mittlerweile nicht mehr. Nicht nur, weil ich gerade größere Sorgen hatte, sondern weil ich gewonnen hatte. Lancelot war am heutigen Abend meine Begleitung. »Du bist der Fotograf nicht wahr?« Stumm sah ich zu ihm, während er mir höflich entgegen lächelte. Der Fotograf? War das sein Ernst? »Den der Lancelot mir empfohlen hat? Wir sind uns bereits begegnet? In meiner Galerie?«

Ich schwieg, sah an ihm hinab. Doch er hielt sein Lächlen wacker. »Bist du... Bist du zusammen mit Lancelot gekommen?« fragte er schließlich und enthüllte seine Intention. »Das bin ich.« brummte ich und drehte mich wieder zur Tanzfläche. »Ah,« er folgte meinem Blick. »Das freut mich für euch.«
»Tut es das?« Ich wollte nicht unhöflich klingen. Doch in meinem Kopf sah ich immer noch die Szene in seinem Büro vor mir. Seine Hände auf meinem Lancelot. Sinclair lächelte breit, »Natürlich. Ich habe immer gehofft, dass Lance endlich mal jemand anständigen trifft.« Er beugte mich, »Du bist doch anständig, nicht wahr?« Darauf würde ich nicht antworten. Er seufzte, »Aber deswegen bin ich nicht hier.«

Er streckte mir eine Karte entgegen. Fragend nahm ich sie an. Es war seine Visitenkarte. »Deine Fotografien waren echt gut. Also falls du Interesse hättest-« Ich verzog die Stirn, doch bevor ich antworten konnte, fiel er mir ins Wort, »Ich plane eine neue Ausstellung. Bin auf der Suche nach neuem Talent.Das Thema ist Lux vitae.« Licht des Lebens. Sein Blick huschte wieder auf die Tanzfläche, »Ich bin mir sicher, du hast ein paar gute Motive.« Ich sah hinab auf die Karte zwischen meinen Fingern. Grinsend stieß er mir in die Seite.

»Meld dich!«

•••

Lancelot

»Mein Vater.« raunte mir Rory ins Ohr. »Er ... er starrt mich an.«  Ich führte uns in eine Drehung, so dass ich sehen konnte, was sie meinte. Und tatsächlich stand er am Rand der Tanzfläche, durchlöcherte uns mit seinen Blicken. »Ist okay. Solange wir noch tanzen, wird er nichts dummes tun.« versuchte ich sie zu beruhigen. Doch auch dieser neigte sich zu Ende. Und schon bald war der Momente gekommen, in dem ich mich von Rory löste.

Schnell verließen wir die Tanzfläche, aber Mister Mahelona ließ uns nicht nochmal einfach so verschwinden. Wir schafften es gerade mal so an den Rand des Raumes, als er Rorys Arm packte, »Was fällt dir ein?« zischte er wütend. Sofort griff ich nach seinem Handgelenk, zwang ihn sie loszulassen, »Wow, das ist aber keine schöne Begrüßung.« Verachtend ließ er seinen Blick über mich wandern, »Halt du dich da raus, Moreau.« Oh, wir waren also beim du? Da sind wir uns aber schnell Nahe gekommen. Ich vergrub meine Hände in meinen Taschen, lehnte mich zu ihm hinab, »Und warum sollte ich das tun?« Mir gefiel nicht, dass sein Blick an mir vorbei wieder Rory fand. Ich schob mich erneut dazwischen, zwang ihn, sich mit mir zu befassen. »Das ist eine Familiensache. Das geht dich nichts an.«

Ich lächelt höflich, legte den Kopf schief, »Hm, das sehe ich anders.« Eine Falter in seiner Stirn zuckte, bevor er sich an mir vorbei quetschte und erneut die Hand seiner Tochter packte, »Wir reden. Jetzt.« Ich sah wie sie unter seinem Blick erstarrte, doch sie stemmte sich gegen sein Zerren, und riss sich von ihm los. Mit zusammengebissenen zähnen rieb sie sich über ihr Handglenek »Das können wir auch hier, Vater.« Er schien am Ende seiner Geduld zu sein. Immer mehr Blicke fanden unseren kleinen Disput. »Aurora.« zischte er warnend, noch bemüht die Stimme gesenkt. »Sie wird hier bleiben.« stellte ich klar. Unser Ziel war nur ihr Gesicht zu zeigen. Den Gerüchten zuvor zu kommen und allen zu zeigen, dass sie nichts mehr mit ihrem Vater oder dieser Familie zu tun hatte. Und schon gar nichts mit den Callahans. Damit sie in Ruhe ihr Leben neu beginnen konnte. Doch natürlich würde ihr Vater das nicht hinnehmen. Doch so lange wir Publikum hatten, würde er nichts wagen. Deswegen hatten wir uns entschlossen ausgerechnet heute aufzutauchen. Sie zu begleiten.

»Gibt es hier ein Problem?« erklang es hinter uns. Sofort spannte sich mein Körper an. Sofort wurde mir schlecht. Doch heute Abend würde ich nicht davon laufen. Ich drehte mich zu Miss Callahan um, lächelte zuckersüß, »Nichts das Sie etwas angehen muss, Kathrine.« Ihre Augen verengten sich kaum merklich. »Das hier ist meine Party. Und mein Zuhause. Also meine ich mir anzumaßen, dass es mich sehr wohl etwas angeht. Sie verhalten sich ganz und gar unangemessen.« Ein Glucksen entkam mir, bevor ich mich verschwörerisch zu ihr nach vorne lehnte, »Mit unangemessen Verhalten kennen Sie sich aus, nicht wahr?« Ihr Kiefer knirschte, doch sie hielt ihre freundliche Fassade aufrecht.

Ich drehte mich zu Rory, signalisierte ihr, dass es nun Zeit war zu gehen. Doch ihr Vater schien endgültige die Geduld zu verlieren. Er packte ihren Arm so fest, dass sie aufquietschte. Wütend trat sie ihm gegen das Schienbein, zwang ihn zum loslassen. Und ab dem Zeitpunkt ging alles den Bach runter. Fluchend verzerrte er das Gesicht, bevor es eine wütende Fratze annahm. Er vergaß sich. Ich sah wie sich sein Arm hob, sah welche Richtung die Szene vor mir annehmen würde. Ich sah wie Rory erwartend die Augen schloss. Doch ich war schneller.

Ein erschrockenes Raunen ging durch die Menge, als ich mich gerade noch rechtzeitig vor Rory schob. Ein Raunen ging durch die Menge, als seine Hand mich stattdessen traf. Ich schmeckte Blut, als mein Gesicht zu Seite geschleudert wurde. Entsetzt schlug sich Rory die Hand vor den Mund und auch Kathrine schien das nicht erwartet zu haben. Doch Mahelona war blind vor Wut. Und hatte gerade vor einem breiten Publikum Preis gegeben,was für Abschaum er war.

Lächelnd sah ich ihn durch die Strähnen meiner Haare hindurch an, rieb mir die Wange, »Das war aber nun wirklich unangemessen, meinen Sie nicht?« Im nächsten Moment packte er meinen Kragen, »Ich lass mir von einem beschissenen Junkie nichts sagen!« Ruckartig wurde er von mir gerissen. Dean schob sich vor mich, »Fassen Sie ihn nicht an.« seine Stimme war grabestief. Doch Mahelona wusste wirklich nicht, wann man es Gut sein lassen sollte. Erneut stürmte er auf uns zu, diesmal auf Dean. Doch dieser schien endgültig genug zu haben. Er verpasste ihm einen kräftigten Kinnharken, der ihn schlussendlich zum Schweigen brachte.

Die Menge keuchte auf. Und dann war das Chaos in vollem Ausmaß.

Leute eilten Mahelona zur Hilfe, beugten sich besorgt über ihn, doch Dean drehte sich zu mir. Sein Blick flirrte besorgt über meine Wange. Doch bevor er etwas sagen konnte, wurde er gepackt. Kathrine hatte den Security-Dienst gerufen. Doch Dean schaffte es sich aus dem Griff zu winden, schlug zu. Panik setzte ein. Ich lief auf ihn zu, wollte den fremden Mann weg zerren, Dean helfen, als ich ebenfalls gepackt wurde. Jemand packte meine Arme. Ein Schmerz zuckte durch meine Schultern. Fluchend versuchte ich mich zu befreien. Doch der Griff war eisern.

Dean schlug zu, doch ein weiterer Mann kam dazu, rang ihn zu Boden. Ich trat und schlug um mich, doch ich konnte mich nicht befreien. Verdammte Scheiße! Ich musste zusehen, wie sie ihn fest hielten. »Dean! Fuck! Lassen sie ihn los!« Gewaltsam drückten sie ihn zu Boden, doch er sah zu mir. Wut verzerrte seine Züge, »Fassen sie ihn nicht an! Fassen-!« Doch selbst Dean hatte keine Chance gegen drei Männer. »Bringen sie sie weg.« Ich hörte Kathrine Stimme deutlich über den Trubel hin weg.

Ich wehrte mich. Hörte Rorys Quietschen. Deans Rufe. Doch am Ende konnte ich nichts tun, als sie uns aus dem Raum schleiften,

»Dean

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt